Nach Kritik an «Vetterliwirtschaft»SP-Schulpräsident verzichtet auf Schulleiter-Stelle
«Vertrauensverlust»: Roberto Rodriguez sieht sich nun ausser Stande, den neuen Posten anzutreten. Die Abfindung von 650’000 Franken erhält er trotzdem.
Nach zahlreichen Reaktionen auf einen Artikel dieser Zeitung hat SP-Kreisschulpräsident Roberto Rodriguez angekündigt, auf die Anstellung als Schulleiter der Schule Falletsche zu verzichten. Grund für seinen Rückzug sei die Berichterstattung über seinen umstrittenen Jobwechsel. Er hat die Stelle von der Kreisschulbehörde zugesprochen bekommen, die er selber präsidiert.
In einer am Mittwochnachmittag veröffentlichen Stellungnahme schreibt Rodriguez: «Aufgrund der medialen Berichterstattung und dem damit verbundenen Vertrauensverlust bei den Eltern, den Lehrerinnen und Lehrern, den Schulbehörden und der städtischen Verwaltung, sehe ich mich ausser Stande, die mir übertragene herausfordernde Aufgabe anzutreten. Ich gebe meiner aufrichtigen Hoffnung Ausdruck, dass für die besagte Schule möglichst bald eine gute, nachhaltige und zukunftsorientierte Lösung gefunden werden kann.»
Weiter erklärt Rodriguez, wieso er sich auf die Schulleiterstelle im Schulhaus Falletsche überhaupt beworben hat: «Im Wissen um die enorm komplexen und herausfordernden Umstände in der Sekundarschule Falletsche und in Sorge um deren Entwicklung, reifte in mir der Gedanke, der zuständigen Schulbehörde anzubieten, mich persönlich dem Problem anzunehmen.»
Er sei im Übrigen von den Mitgliedern seiner Schulbehörde ermutigt worden, sich auf die Stelle zu bewerben und am Auswahlverfahren teilzunehmen.
Schulbehörde erklärt sich
Die Kreisschulbehörde hat am Nachmittag in einer Stellungnahme ihren Entscheid, Rodriguez für die Stelle auszuwählen, nochmals erklärt. Er sei der mit Abstand beste Kandidat gewesen: «Unser Hauptziel war, im Sinne der Schule Falletsche zu handeln. Eine drohende Vakanz der Schulleiterposition der Sekundarschule Falletsche erachtete die Geschäftsleitung als nicht förderlich, um die bereits entstandene Stabilität im neu aufgebauten Sekundarschul-Team aufrecht zu erhalten.»
Worte des Bedauerns über den Rückzug von Rodriguez sind in der Stellungnahme der Behörde nicht zu lesen.
Zur Abfindung von 650’000 Franken, die Rodriguez nach seinem Rücktritt als Schulpräsident zusteht, äussert sich dieser nicht.
SP begrüsst den Rückzug
Die Partei von Rorberto Rodriguez, die SP, begrüsst in einer Medienmitteilung den Entscheid von Rodriguez, auf seine Stelle zu verzichten. Wie Co-Präsidentin Liv Mahrer auf Anfrage sagte, sind im Laufe des Tages sehr viele Reaktionen auf den Artikel eingegangen. Zudem habe sich die Parteizentrale mit der Kantonalpartei abgesprochen. Druck habe es aber keinen gegeben.
Ebenso wenig habe die Stadtpartei Rodriguez zum Rückzug gedrängt. Diesen Entscheid habe er am Nachmittag selber gefällt.
Die SP äussert sich auch pauschal zu den Abfindungen, die in Zürich an abtretende Behördenmitglieder bezahlt werden. Diese seien «deutlich zu hoch». Die SP habe deswegen 2018 auch den Vorstoss zur Reduktion der Entschädigungen unterstützt. Wörtlich heisst es: «Die SP begrüsst es sehr, dass es in Zukunft keine so hohen Abgangsentschädigungen mehr geben soll.»
Der Stadtrat hat die Abfindungsverordnung überarbeitet und schlägt darin tiefere Ansätze von «nur» noch maximal 2,8 Jahreslöhnen vor. Sie ist im Moment in der Vernehmlassung und wird dann im Stadtparlament debattiert.
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