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Riesenslalom Männer in Val-d’Isère
Marco Odermatt siegt im Hundertstel-Krimi – einige Gegner sind wütend

Marco Odermatt feiert seinen Sieg im Riesenslalom beim FIS Ski-Weltcup 2024/2025 in Val-d’Isere, Frankreich, mit ausgebreiteten Armen im Schneefall.

Er schreit im Ziel, richtig laut sogar, seine Erleichterung ist von Val-d’Isère beinahe bis an die rund 200 Kilometer entfernte Schweizer Grenze zu hören.

Acht Hundertstel Vorsprung rettet Marco Odermatt auf den Zweiten Patrick Feurstein, der Gesamtweltcupsieger verrichtet Massarbeit bei äusserst garstigen Bedingungen. Der Nebel ist dicht, es schneit, die Piste ist gezeichnet von vielen, ja sehr vielen Schlägen.

Vor Odermatt, dem Führenden des ersten Laufs, scheitert Gegner um Gegner, einige sind danach wütend, fluchen, verwerfen die Hände. Der Norweger Atle Lie McGrath etwa spricht von einem «lächerlichen Rennen», Henrik Kristoffersen spendet ironischen Applaus. Der Bündner Gino Caviezel sagt nach Platz 11, solch einen speziellen Lauf habe er noch nie erlebt. «Es war brutal unruhig, man hat eigentlich nichts gesehen.»

Ungläubiger Blick: Luca Aerni glänzt in Val-d’Isère. Nach Platz 4 ist er fast ein wenig sprachlos.

Es sind in der Tat nicht nur schöne Bilder, die in die Stuben geliefert werden. Selbst die Besten der Besten tun sich in der Entscheidung ziemlich schwer, es ist für die meisten ein einziges Geknorze, sie sind zuweilen Passagier auf ihren eigenen Ski. Kommt hinzu, dass zu Beginn des zweiten Laufs noch die Sonne scheint, was die Dramaturgie des Rennens massiv beeinflusst. Die Ausgangslage zu nutzen vermag neben Feurstein mit Luca Aerni ein Berner – und wie. Am Vormittag startete er mit Nummer 62 als Letzter und wurde 30., den zweiten Durchgang darf er eröffnen. Dank überragender Bestzeit macht er 26 (!) Positionen gut und wird Vierter, aufs Podest fehlen gerade mal elf Hundertstel. Zuvor war er im Riesenslalom nie besser als 21. gewesen. 

«So konnte es nicht weitergehen»

Doch zurück zu Odermatt: Nach saisonübergreifend drei Riesenslalom-Nullern in Folge sah sich der Nidwaldner in den vergangenen Tagen mit unangenehmen Fragen konfrontiert. Bei allem Verständnis dafür wirkte er doch ein wenig irritiert; er sei der einzige Saisonsieger, der sich rechtfertigen müsse, sagte er etwa. Nun ja, drei Ausfälle sind gewiss ungewöhnlich für den Dominator jener Sparte, der zuvor zwölf Siege aneinandergereiht hatte.

«Mir ist ein grosser Stein vom Herzen gefallen», resümiert Odermatt, «das Glück stand heute auf meiner Seite.» Er spricht die knappe Differenz an: Die Top 8 trennen nur 45 Hundertstel.

Den Kritikern, ja auch den Experten, die vorschnell von einer Riesenslalom-Krise sprachen, hat Odermatt auf seine Weise eine Antwort gegeben. Er sei froh, würden einige Fragen nun nicht mehr gestellt. «Was mir zuletzt passiert ist, zeigt, wie schwierig unser Sport ist. Vieles wird als selbstverständlich betrachtet, von den Medien und den Fans, aber ja, sogar auch von mir selbst. Aber es war klar, dass es nicht immer so weitergehen kann wie in den letzten Jahren.»

In Val-d’Isère gewinnt Odermatt zum vierten Mal, was einst auch Michael von Grünigen gelang. Und wenn wir schon bei Ski-Legenden sind: Mit Riesenslalom-Sieg Nummer 24 schliesst der 27-Jährige zu Ted Ligety auf, einzig Ingemar Stenmark (46) und Marcel Hirscher (31) liegen noch vor ihm. Über alle Disziplinen hinweg hat er nun 39 Rennen für sich entschieden. Nächste Woche könnte er den Schweizer Rekord Pirmin Zurbriggens (40) brechen.

Braathen scheidet aus, Noël stürzt spektakulär

Der Riesenslalom bleibt die Schweizer Domäne schlechthin: Seit der Saison 2020/21 endeten von 41 Rennen deren 27 mit einem helvetischen Triumph, es resultierten 46 Podestplätze. In Val-d’Isère klassieren sich vier Swiss-Ski-Vertreter in den Top 11.

Dank des Triumphs ist Odermatt derweil zurück im Rennen um die Disziplinenwertung, als Achter liegt er «nur» noch 70 Punkte hinter Kristoffersen. Ob sich die vor der Saison aufgekommene Idee konkretisieren wird, Ende Januar vor der WM zwecks Regeneration aufs Rennen in Schladming zu verzichten, ist ungewiss.

Odermatt profitierte vom Ausscheiden Lucas Braathens, dem so gut wie nichts gelang und der wie viele andere die Hände verwarf. Und davon, dass der Norweger Alexander Steen Olsen wegen Knieproblemen nicht antreten konnte. Derweil verletzte sich Slalom-Spezialist Clément Noël im ersten Lauf: Der Franzose flog spektakulär in die Fangnetze. Schmerzliche Bilanz: lädierter Knöchel, zwei abgebrochene Zähne.

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18. – Fabian Gratz

Es bleibt beim gewohnten Bild: Auch Gratz büsst enorm viel Zeit, es reicht für Rang 7. Feuerstein und Aerni werden wohl noch einige Plätze gut machen.

19. – Thibaut Favrot

Auch der Franzose, der als Trainings-Weltmeister bezeichnet wird, kann überhaupt nichts ausrichten. Er büsst 1,60 Sekunden ein und wird Achter. Luca Aerni ist nach wie vor Zweiter, wird im schlechtesten Fall 20. Damit realisiert er sein bestes Riesenslalom-Ergebnis überhaupt.

20. – Rasmus Windingstad

Es ist offensichtlich: Die Bedingungen werden schlechter, es ist deutlich dunkler geworden in Val-d’Isère. Der Norweger Windingstad verliert von oben bis unten viel Zeit und wird «nur» Fünfter.

21. – Lucas Braathen

Sein Comeback ist bisher eine grosse Erfolgsgeschichte. Im ersten Lauf aber vermochte der Zweite von Beaver Creek nicht zu überzeugen – im Gegenteil. Auch in der Entscheidung tut er sich schwer, mehrmals rutscht er weg. Im Mittelteil scheidet er gar aus. Ein Rennen zum Vergessen für den Neo-Brasilianer und Konkurrenten von Marco Odermatt.

22. – Sam Maes

Der Belgier rückt in der Weltrangliste immer weiter nach vorne, heute konnte er bereits mit Nummer 21 starten. Insofern ist der Rückfall auf Platz 9 eine grosse Enttäuschung.

23. – Alban Elezi Cannaferina

Der erst 21-Jährige gilt als grosses Talent, die Franzosen schwärmen von ihm. Er fährt angriffig, doch ihm unterläuft ein grober Fehler. So reicht es nur für Rang 7. Immerhin sind es seine ersten Weltcup-Punkte.

24. – Patrick Feurstein

Feurstein ist einer von nur drei Österreichern, die es in den zweiten Durchgang geschafft haben. Der 28-Jährige büsst zwar fast seinen ganzen Vorsprung ein, 15 Hundertstel rettet er aber noch ins Ziel und verdrängt Aerni vom Leaderstuhl.

25. – Tommy Ford

2021 stürzte der Amerikaner in Adelboden derart schwer, dass er um die Fortsetzung der Karriere bangte. Mittlerweile 35, vermag er mit den Besten längst nicht mehr mitzuhalten. Es reicht für Platz 4.

26. – Hannes Zingerle

Und gleich nochmals ein Italiener: Und wie Borsotti ist auch Hannes Zingerle chancenlos. Er büsst anderthalb Sekunden ein. Wie weit nach vorne reicht das für Luca Aerni?

27. – Giovanni Borsotti

Am Start hatte er über sechs Zehntel Vorsprung, im Ziel sind es über sieben Zehntel Rückstand. Der Italiener fährt auf Zwischenrang 2.

28. – Tormis Laine

Beim Slalom in Levi holte er im November die ersten Weltcup-Punkte für Estland. Nun doppelt er nach. Doch auch er verliert auf Aerni eine Sekunde. Dem Schweizer ist offenbar ein wunderbarer zweiter Lauf geglückt.

29. – Jonas Stockinger

Der Deutsche nähert sich Schritt für Schritt den Top 30 der Riesenslalom-Weltrangliste an. Im dritten Mal im dritten Saisonrennen qualifiziert er sich für den 2. Lauf. Aber: Gegen Aerni ist er chancenlos, er verliert deutlich über eine Sekunde.

30. – Luca Aerni

Im ersten Lauf startete er als Letzter, nun als Erster. Aerni war überglücklich, konnte er sich gerade noch für die Entscheidung qualifizieren. Das Aufgebot hatte er nur erhalten, weil Justin Murisier pausiert, um sich für die Rennen von nächster Woche in Gröden vorzubereiten. Aerni zeigt eine starke Fahrt ohne ersichtlichen Fehler und holt zum vierten Mal in seiner Karriere Riesenslalom-Punkte. Mit 2:11:89 setzt er die erste Richtzeit.

Sorgen um Slalom-Star

Der Franzose Clément Noël stürzte im ersten Lauf spektakulär, der Gewinner beider Slaloms ins dieser Saison landete im Fangnetz. Offenbar hat er sich am Knöchel verletzt, auch zwei Zähne seien abgebrochen, heisst es. Ob er morgen in seiner Parade-Disziplin starten kann, ist höchst ungewiss.

Die Schweizer Aussichten

Marco Odermatt liegt in Führung, Loïc Meillard ist mit nur 32 Hundertsteln Rückstand Dritter, Beaver-Creek-Sieger Thomas Tumler folgt auf Rang 6 – die Schweizer Aussichten sind glänzend. Auch für Gino Caviezel (14.) sind die Top 10 noch im Bereich des Möglichen. Als 30. gerade noch für den 2. Lauf qualifiziert hat sich derweil Slalom-Spezialist Luca Aerni. Der Berner war am Vormittag als 62. und Letzter ins Rennen gestartet.

So lief der erste Lauf

Bei allem Verständnis wirkte er schon ein wenig irritiert in den letzten Tagen. Ein Rennen hat er bereits gewonnen in dieser Saison, er war auch schon Zweiter, und doch musste sich Marco Odermatt primär rechtfertigen. Weil er nun mal in beiden Riesenslaloms ausgeschieden ist, saisonübergreifend sind es gar drei Ausfälle in Serie. Was doch äusserst ungewöhnlich ist für den Dominator dieser Disziplin, der zuvor zwölf Siege aneinandergereiht hatte.

In Val-d’Isère hat Odermatt nun im ersten Lauf die Antwort auf seine Weise gegeben. Er zauberte die Bestzeit in den Schnee, nach kontrolliertem, ja für seine Verhältnisse gar etwas vorsichtigem Beginn sorgte er im unteren Streckenteil für die Differenz. Der Nidwaldner führt 15 Hundertstel vor Henrik Kristoffersen, als Dritter liegt Loïc Meillard nur 32 Hundertstel zurück.

Ebenfalls gut im Rennen ist Thomas Tumler, der überraschende Sieger von Beaver Creek – er befindet sich auf Platz 6 (+0,74). Gino Caviezel büsste anderthalb Sekunden ein und ist 14., Livio Simonet schied nach ansprechender Zwischenzeit aus. Erstaunlich schwer tat sich Lucas Braathen, der Führende in der Disziplinenwertung. Mit 2,35 Sekunden Rückstand liegt er klar ausserhalb der Top 15.

Doch zurück zu Odermatt: In Übersee hatte er vergangenen Sonntag müde gewirkt, zudem waren Fehler bei der Materialabstimmung begangen worden. Bei leichtem Schneefall funktionierte es nun auf dem sehr steilen Gelände in Hochsavoyen deutlich besser.

Die «Face de Bellevarde» behagt ihm ohnehin, auf dieser Piste hat er die letzten drei Riesenslaloms für sich entscheiden können. Odermatt sagte, es tue sehr gut, wieder mal der Führende zu sein nach dem 1. Lauf. «Ich wusste, dass ich es nicht verlernt habe. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ich wieder mal einen guten Lauf ins Ziel bringe.» Er sei aber nicht so gefahren wie üblich in einem ersten Durchgang, «es war eher wie in einem zweiten Lauf». Was er damit meinte: Er nahm nicht das letzte Risiko.

Die Schweizer Ausgangslage ist also fantastisch, was an und für sich nicht erstaunen kann, ist die Basisdisziplin seit einigen Jahren doch fest in helvetischer Hand. Von den letzten 40 Riesenslaloms haben die Schweizer deren 26 (!) gewonnen, es resultieren 45 Podestplätze. Nicht zur Swiss-Ski-Delegation gehört in Val-d’Isère Justin Murisier; der Abfahrts-Sieger von Beaver Creek pausiert und bereitet sich auf die Rennen von kommender Woche in Gröden vor.

Nicht mittun kann derweil Sölden-Gewinner Alexander Steen Olsen, der Norweger verspürt Schmerzen im Knie.

Guten Nachmittag

Um 13 Uhr beginnt der zweite Lauf des Riesenslaloms von Val-d’Isère. Wir berichten für Sie live.