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Wahlen in Deutschland
Scholz gewinnt TV-Duell laut Umfrage knapp – Medien gehen mit Format hart ins Gericht

Scholz schneidet laut Umfrage unter anderem beim Faktor Sympathie besser ab als sein Unions-Herausforderer Merz.
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Zwei Wochen vor der Bundestagswahl sind sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz in der ersten von zwei geplanten TV-Debatten gegenübergestanden. Scholz schneidet laut Wahlforschung unter anderem beim Faktor Sympathie besser ab als sein Unions-Herausforderer Merz. Der Kanzler fand sich selbst «schon ein bisschen angriffslustig».

Umfrage: Scholz bei TV-Duell leicht vorne

Der Auftritt der Kanzlerkandidaten von SPD und CDU hat den Zuschauern zufolge keinen eindeutigen Gewinner gehabt. Für 37 Prozent der befragten Zuschauer hat sich Olaf Scholz besser geschlagen, 34 Prozent fanden Friedrich Merz besser – und für 29 Prozent lagen die beiden Kontrahenten bei diesem Schlagabtausch auf einem Niveau. Das teilte die Forschungsgruppe Wahlen mit. 

Glaubwürdiger war in der Debatte für 42 Prozent Scholz und für 31 Prozent Merz, 27 Prozent der Befragten sahen keine grossen Unterschiede. Den sympathischeren Auftritt attestieren 46 Prozent Scholz, 27 Prozent fanden Merz sympathischer. Beim Thema Sachverstand lagen Scholz und Merz mit jeweils 36 Prozent gleichauf.

Deutsche Presse zeigt sich kritisch

Die Pressekommentatoren grosser Zeitungen und Sender in Deutschland zeichnen ein anderes Bild als die Wahlforscher. Sie widersprechen dem Eindruck, Bundeskanzler Olaf Scholz sei der Sieger der TV-Debatte. Die deutschen Medien bewerten das Duell als «langweilig». Bemängelt wird von den Journalistinnen und Journalisten vor allem, dass die Veranstaltung wenig Neues dazu geliefert habe, wie ein künftiger Kanzler Deutschlands Probleme lösen wolle. 

Die «Süddeutsche Zeitung» sieht Scholz als knappen Sieger des TV-Duells. Das habe Scholz allerdings in erster Linie der wenig schmeichelhaften Tatsache zu verdanken, dass die Menschen ziemlich wenig von ihm erwartet hätten. 

Olaf Scholz und Friedrich Merz posieren vor einer TV-Debatte in Berlin am 9. Februar 2025, veranstaltet von ARD und ZDF.

Aus Sicht der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» sind in dem Duell weder Scholz noch Merz auf ihre wahren Herausforderer getroffen: «Merz hat sich mit allem, was er sagt, auf die SPD als Mehrheitsbeschaffer eingestellt. Schnittmengen gibt es genug, vielleicht reicht es sogar für die eine oder andere Wende. Insofern täuscht das Duell mit Scholz einen Gegensatz vor, den es nicht gibt, und verrät nur deshalb einen Blick in die Welt nach der Wahl, weil Scholz der Progrüne, Merz dagegen der Antigrüne ist.»

Kritik kommt auch vom «Spiegel». Das Nachrichtenmagazin kritisiert die Entscheidung, nur die Kandidaten zweier Parteien aufeinandertreffen zu lassen, als nicht mehr zeitgemäss. «Der inszenierte Zweikampf schmeichelt Scholz und der SPD, er lässt die Genossen aussichtsreicher erscheinen, als sie tatsächlich sind. Es ist ein verzerrtes Abbild der Wirklichkeit.»

Die deutsche «Tagesschau» bemängelt auch, dass die TV-Debatte wenig Neues geboten habe. «Stellenweise war es ganz schön langweilig. Und das ist etwas, was in diesem Wahlkampf von Anfang an fehlte: Visionen. Bilder für die Zukunft. Wie sieht das Leben in vier Jahren aus, wenn planmässig die nächste Wahl ansteht?» Scholz habe wenig angegriffen, während Merz wenig Fehler gemacht habe. «Aber die vielen Unentschlossenen dürfte keiner der beiden abgeholt haben», fasst die «Tagesschau» zusammen.

Stimmen aus der deutschen Politik

Auch die deutsche Politik meldet sich nach dem TV-Duell zu Wort. CSU-Chef Markus Söder bewertet das Duell als «klaren Schlagabtausch» – und bescheinigt dem Unionskanzlerkandidaten – also dem Kandidaten auch der CSU – ein besseres Abschneiden. «Für mich war heute Friedrich Merz der eindeutige und klare Sieger», so Söder.

«Ich fand, der Kanzler war sehr faktenstark», sagt hingegen SPD-Chef Lars Klingbeil. Der Auftritt von Merz habe dagegen dessen «Zickzack-Kurs» verdeutlicht, zum Beispiel in seiner Haltung zur Lieferung der Taurus-Marschflugkörper in die Ukraine.

FDP-Chef Christian Lindner kommentiert auf der Plattform X: «Merz bleibt ungewöhnlich blass zur Wirtschaftswende und ambivalent zu Grünen. Scholz wirkt dynamisch, aber abgekoppelt von dem, was in Wahrheit in seiner Regierung lief. Auch bei ihm keine Idee zur Wirtschaft. Moderation mit Schlagseite zugunsten Scholz.»

Auch die Duellanten selbst melden sich zu Wort. Friedrich Merz spricht von einer «Lehrstunde für die Demokratie». Er ergänzte, es seien «Unterschiede deutlich geworden.» Olaf Scholz sagt dazu: «Es ist ja Demokratie, dass man sich über seine unterschiedlichen Haltungen austauscht, und ich glaube, ich habe ganz gute Punkte machen können.» Er sei zufrieden, dass die wichtigsten Fragen, die in Deutschland diskutiert würden, auch alle vorgekommen seien.