Geschichten zur Eishockey-WMProtest aus Riga, Spucke aus der Slowakei und Crosby aus Neapel
Kanada ist Weltmeister, die Träume der Schweiz verpufften im Viertelfinal. Wir schreiben, wer und was in Riga ausserhalb des helvetischen Kosmos aufgefallen ist.
O Canada! Nach drei Niederlagen zum WM-Titel
2019 war Corona ein Bier, 2021 ist die Welt wegen Corona eine andere. Finnland und Kanada sind quasi die Inseln der Konstanz in einem Meer voller Veränderung. Die beiden Nationen hatten 2019 im Final den Eishockey-Weltmeister ermittelt – sie taten es auch an dieser WM.
Vor zwei Jahren gewann Finnland 3:1. Dieses Mal reüssierten die Kanadier 3:2 nach Verlängerung. Mit dem 27. WM-Titel zogen sie mit Rekordweltmeister Russland gleich. Und das nach dem völlig verpatzten Turnierstart mit drei Niederlagen.
Nicht schlecht für ein Team, welches das kanadische Eishockey vor einigen Tagen noch «vollends der Lächerlichkeit preisgab», wie ein Medium aus Übersee schrieb.
Vier gewinnt: Wenn sich die Fans an einer Hand abzählen lassen
Die Affiche des Finals gab es bereits in der Vorrunde – just am 1. Juni, als erstmals Zuschauer erlaubt waren. Doch die Preise waren hoch (110 Euro und mehr). Und ein Ticket konnte nur kaufen, wer die Covid-App des lettischen Gesundheitsministeriums heruntergeladen und dort den Nachweis erbracht hatte, geimpft oder genesen zu sein.
Dummerweise funktionierte das System nicht. Es gab Komplikationen mit dem QR-Code, was dazu führte, dass für das Gruppenspiel Kanada - Finnland (2:3) nur vier (!) Zuschauer ein Ticket kaufen konnten.
Aber wie sagte doch IIHF-Präsident René Fasel: «Wir sind von einer WM ohne Publikum ausgegangen. Deshalb ist für uns jeder Fan ein Gewinn.»
Fasel und die Fahnen im Wind
Apropos: Fasel hatte in der ersten Turnierphase ganz andere «Probleme». Nachdem Weissrusslands Präsident Alexander Lukaschenko eine Flugzeuglandung erzwungen hatte, liess Rigas Bürgermeister in der Stadt die weissrussischen Flaggen aus Protest durch weiss-rot-weisse Fahnen der Opposition ersetzen.
Fasel intervenierte, rief die Verantwortlichen dazu auf, die weissrussische Fahne wieder hochzuziehen oder konsequenterweise die Flaggen des Weltverbands ebenfalls zu entfernen. «Wir sind ein apolitischer Sportverband», begründete der Präsident. Die Replik des Bürgermeisters: «Wir haben uns für eine Seite entschieden.»
Fortan wehte die IIHF-Flagge an vielen öffentlichen Plätzen in Riga ebenfalls nicht mehr.
Ein Slowake spuckt im Akkord
13’000 PCR-Tests wurden rund um die WM ausgewertet. Positive Ergebnisse gab es bei einem kasachischen Spieler und einem Scout aus Finnland. Ersterer wurde isoliert, der Scout erhielt keinen Zutritt.
Jeder Spieler musste bis zum Ende der Gruppenphase acht bis neun Proben abgeben. Es handelte sich mehrheitlich um Speicheltests. Dem Slowaken Mislav Rosandic war offenbar selbst diese hohe Kadenz zu tief: Er musste sein Bedürfnis noch anderweitig ausleben und spuckte dem Schweizer Jonas Siegenthaler aus kurzer Distanz auf den Handschuh.
Das Verdikt fiel gnädig aus: eine Spielsperre. Aber ob so viel Unsportlichkeit blieb einem glatt die Spucke weg.
Clara statt Crosby bei den Italienern
Inferior waren an dieser WM die Italiener. Und die meisten Schlagzeilen generierte ein Spieler, der gar nicht zum Einsatz kam: Torhüter Damian Clara. Der Südtiroler war nach mehreren Corona-Fällen ins Team gerutscht und wurde mit 16 Jahren zum jüngsten Goalie, der je in einem WM-Kader gestanden ist.
Zum ersten Mal seit 1998 (!) nicht mehr Teil der Squadra Azzurra war Armin Helfer. Der Verteidiger (41) ist zurückgetreten. An seiner letzten WM hatte er noch gesagt: «Südlich von Mailand ist Eishockey kein Thema. Vielleicht kommt morgen in Neapel der nächste Crosby zur Welt – wir werden es nie erfahren, weil sie dort nicht wissen, was Eishockey ist.»
In Riga war jedenfalls kein «prossimo Crosby» zu sehen. Die Italiener blieben als einziges Team ohne Punkt (11:41 Tore).
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