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Pilotprojekt lanciert
Prinz William will Obdachlosigkeit in Grossbritannien bekämpfen

Prinz William bei einem Treffen vor der Präsentation seines Pilotprojekts Homewards. (22. Juni 2023)  
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Es sind Zahlen, die erschrecken. Schätzungen zufolge gibt es in Grossbritannien mehr als 300’000 Haushalte ohne festes Obdach. Und: Es werden immer mehr. Einen Anstieg um etwa ein Drittel über drei Jahre hat die Wohltätigkeitsorganisation Crisis ausgemacht. Prinz William will das ändern. Am Montag stellt der Thronfolger seine Initiative Homewards vor, dank der Wohnungslosigkeit bald nur noch «selten, vorübergehend und unwiederholt» sein soll. Vorbild sei Finnland, das in wenigen Jahren die Obdachlosigkeit drastisch gesenkt hat. 

Der Kampf gegen Wohnungslosigkeit ist für William, so versichern royale Quellen, ein persönliches Anliegen. Bereits vor 30 Jahren nahm ihn seine Mutter Prinzessin Diana mit in eine Obdachlosenunterkunft, damit er das Leid der anderen aus nächster Nähe persönlich erlebt. 2009 verbrachte William eine kalte Nacht auf einer Strasse in London, er ist Schirmherr von zwei Hilfsorganisationen.

Nun sieht der 41-Jährigen die Zeit gekommen, eines der grössten sozialen Probleme im Land nachhaltig anzugehen. «In einer modernen und fortschrittlichen Gesellschaft sollte jeder ein sicheres Zuhause haben, mit Würde behandelt werden und die Unterstützung erhalten, die er braucht», sagte der älteste Sohn von König Charles III.

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Der Moment könnte nicht passender nicht. Eine Umfrage im Auftrag von Williams Stiftung Royal Foundation ergab, dass mehr als ein Fünftel der Befragten von Wohnungslosigkeit betroffen sei – entweder persönlich oder über Familienmitglieder und Freunde. Fast drei Viertel sind der Ansicht, das Problem habe im vergangenen Jahr zugenommen, und ähnlich viele meinen, das Thema werde nicht ausreichend beachtet. Die steigenden Lebenskosten, höhere Mieten, wenig bezahlbarer Wohnraum, niedrige Löhne und unsichere Arbeitsplätze sowie Fehler im Sozialsystem: Die Gründe für Wohnungslosigkeit seien komplex, betonte Crisis.

Williams Initiative, für die er am Montag und Dienstag landesweit sechs Pilotprojekte besucht, ruft lokale Unternehmen, Organisationen und Einzelpersonen auf, die Kräfte zu bündeln und «massgeschneiderte» Pläne für Unterkünfte zu entwickeln. Dafür stehen jeweils bis zu 500’000 Pfund bereit. Als «Ergänzung zu dem, was bereits getan wird», kündigte der künftige König seine Idee in der Zeitung «Sunday Times» zurückhaltend an. Für ihn ist es wichtig, dass soziales Engagement nicht als Kritik an der Regierung gesehen wird – die Royal Family hat unpolitisch zu sein.

PR-Coup oder ehrliches Ziel? 

Doch nicht alle sind glücklich über Williams Wahl. Als Heuchler kritisiert die Organisation Republic, die für eine Abschaffung der Monarchie eintritt, den Königssohn. Wohnungslosigkeit sei teils das Ergebnis wirtschaftlicher Ungleichheit – «etwas, das von den superreichen Royals repräsentiert wird, die in mehreren Palästen wohnen», sagte Republic-Chef Graham Smith. William sei daher kein glaubhafter Botschafter. Er verfüge mit Adelaide Cottage auf Schloss Windsor, einer riesigen Wohnung im Londoner Kensington-Palast sowie dem stattlichen Wohnhaus Anmer Hall auf dem ostenglischen Anwesen Sandringham über drei exklusive Wohnorte.

Hinzu kommt, dass William nun als Thronfolger einer der grössten Grundbesitzer des Landes ist – ihm stehen Pachteinnahmen aus dem Herzogtum Cornwall zu. Im «Sunday Times»-Interview kündigte William an, er werde dort bezahlbare Wohnungen schaffen.

«Der Prinz ist überzeugt, dass es an der Zeit ist, ein Schlaglicht auf das Problem zu werfen und Massnahmen zu ergreifen», zitierte die Nachrichtenagentur PA eine «royale Quelle». Ja, hiess es dort weiter, William befinde sich nunmal in einer bevorzugten Lage. «Aber hier geht es nicht um grosse Gesten, hier geht es nicht um einen PR-Gag. Hier geht es darum, die Art und Weise, wie wir als Gesellschaft über Obdachlosigkeit denken, systemisch zu verändern.»

Republic-Chef Smith zeigte sich von den Versicherungen unbeeindruckt. «Wohnungslosigkeit ist das Ergebnis von Regierungspolitik und fehlender Investitionen und nichts, dass mit Wohltätigkeit oder royaler Schirmherrschaft gelöst werden kann», sagte er.

SDA/AFP/aru