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Prämienschock am Zürichsee
Weshalb man in Rüschlikon tiefere Prämien bezahlt als in Thalwil

In Rüschlikon zahlen Einwohnerinnen und Einwohner deutlich weniger für die Krankenkasse als in Nachbargemeinden wie Thalwil.
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Der Schock kam mit Ankündigung – überrascht hat er trotzdem. Im schweizweiten Schnitt steigen die Krankenkassenprämien nächstes Jahr um 8,7 Prozent, so stark wie seit zwanzig Jahren nicht mehr. Das gab Gesundheitsminister Alain Berset am Dienstag bekannt.

Im Kanton Zürich liegt der Anstieg mit 8,3 Prozent leicht unter dem schweizweiten Schnitt. Ein kleiner Trost, denn auch das bedeutet umgerechnet einen Anstieg der mittleren Monatsprämie um 26.80 Franken auf 350.40 Franken.

Doch es gibt auch innerhalb des Kantons deutliche Unterschiede. Nicht nur Krankenkasse und Versicherungsmodell sind ausschlaggebend für den Preis – auch der Wohnort ist entscheidend. Am Zürichsee profitieren exakt drei Gemeinden seit Jahren von deutlich niedrigeren Prämien. Doch wieso eigentlich?

Bis zu 10 Prozent Unterschied

Konkret wird der Vorteil anhand eines Rechenbeispiels: Bei der vergleichsweise günstigen Krankenkasse Wädenswil zahlt ein 30-jähriger Thalwiler für eine Grundversicherung mit der tiefsten Franchise inklusive Unfallversicherung genau 466.10 Franken im Monat. Sein gleichaltriger Kollege aus Rüschlikon bezahlt für dasselbe Angebot nur 423 Franken – ein Unterschied von rund 517 Franken pro Jahr.

Der Grund für diese Differenz liegt in der sich unterscheidenden Prämienregion. Das Schweizer Krankenkassensystem teilt Gemeinden in verschiedene Prämienregionen ein. Teilweise sind diese deckungsgleich mit dem Kanton – in anderen Fällen gibt es innerhalb eines Kantons bis zu drei verschiedene Regionen. So auch in Zürich.

Die Idee dahinter: Wer weniger Kosten verursacht, soll tiefere Prämien zahlen. Im Kanton Zürich besteht die mit Abstand teuerste Prämienregion 1 einzig aus der Stadt Zürich. In der billigsten Prämienregion 3 stehen derweil vor allem ländliche Gebiete. Alles dazwischen gehört zur Prämienregion 2 – dazu zählen auch fast alle Gemeinden um den Zürichsee. Jedoch nur fast.

Neben Rüschlikon sind auch Oberrieden und Langnau in die «ländliche» Prämienregion 3 eingeteilt. Je nach Krankenkasse und Modell zahlen sie deshalb bis zu 10 Prozent weniger als die restlichen Seegemeinden – ein grösserer Unterschied ist gemäss Vorgaben des Bundes auch nicht erlaubt.

Regionen vereinheitlicht

Bis 2003 konnte jeder Versicherer noch frei für sich selbst festlegen, in welche Regionen er die einzelnen Gemeinden einteilt. Mit der Revision des Krankenversicherungsgesetzes entschied das Parlament jedoch, die Regionen sämtlicher Krankenkassen zu vereinheitlichen.

Wie der «Tages-Anzeiger» damals berichtete, gingen manche Gemeinden – darunter auch Rüschlikon – bei der Einteilung des Bundes als Gewinner hervor. Denn für viele Rüschlikerinnen und Rüschliker verringerte sich die Monatsprämie nach der Vereinheitlichung.

Seither zeigen die Krankenkassenprämien tendenziell nur in eine Richtung: nach oben. Seit 1996 hat sich die mittlere Prämie in der Schweiz beinahe verdreifacht. Die Prämienregionen blieben derweil im Wesentlichen unverändert. Am Zürichsee gab es nur mit der Eingemeindung von Hirzel, Schönenberg und Hütten eine Anpassung. Durch den Anschluss an Horgen beziehungsweise Wädenswil gehören die vormals eigenständigen Gemeinden nicht länger zur billigeren Prämienregion 3.

Neueinteilung gescheitert

Eine Neueinteilung der Prämienregionen stand bereits mehrere Male zur Diskussion. So versuchte Berset zuletzt 2017, die Einführung neuer Prämienregionen durchzubringen. Diese hatte zum Ziel, die Prämien auf Basis von Bezirken festzulegen und die Städter zu entlasten.

Dabei wären Rüschlikon, Langnau und Oberrieden zur teuereren Region 2 zugeteilt worden und der Bezirk Horgen damit vereinheitlicht worden. Da jedoch auch fast 100 weitere Zürcher Gemeinden einer teureren Region zugeteilt worden wären, stiess der Gesundheitsminister auf starken Widerstand und scheiterte.

«Als Reaktion darauf wurden verschiedene Vorstösse eingereicht, die darauf abzielten, die aktuelle Festlegung der Prämienregionen auf Basis der Gemeinden zu belassen», erklärt Andrea Arcidiacono vom Eidgenössischen Departement des Innern (EDI).

Beispielsweise forderte eine 2018 eingereichte Motion explizit, dass an der aktuellen Einteilung der Prämienregionen festgehalten wird. Da sie von beiden Räten angenommen worden sei, müsse das EDI die bestehende Einteilung beibehalten. Somit werden Thalwilerinnen und Thalwiler auch weiterhin etwas tiefer ins Portemonnaie greifen müssen als ihre Rüeschliker, Langnauer und Oberriedner Nachbarn.

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