Tarifanpassungen bei der PostLadenbesitzer muss ein Drittel mehr für Pakete bezahlen
Die Post erhöht aufs neue Jahr hin die Preise. Gerade für kleinere Unternehmen ist das einschneidend. Ein Berner Buchhändler erzählt.
Der Berner Buchhändler Daniel Stehelin ärgert sich über die Post. Ab 2024 kostet ihn das Verschicken der Buchbestellungen massiv mehr. Er rechnet mit zusätzlichen Ausgaben von weit über 10’000 Franken im Jahr.
Stehelin betreibt in der Stadt Bern die Buchhandlungen Sinwel im Lorrainequartier und Libromania in der Länggasse. Insgesamt beschäftigt er 16 Mitarbeitende.
Der Grund für die Mehrkosten: Die Post erhöht auf das kommende Jahr hin die Preise für verschiedene Dienstleistungen. Darunter fallen auch die Tarife für den Paketversand. Das trifft kleinere und mittlere Unternehmen (KMU) besonders hart. Bis jetzt konnten sie mit der Post einen fixen Einheitspreis vereinbaren. So bezahlte Buchhändler Stehelin für alle Pakete unabhängig vom Gewicht 8 Franken.
Künftig können nur noch jene KMU vom Einheitspreissystem profitieren, die mehr als 5000 Pakete pro Jahr verschicken. Stehelin kommt mit seinen zwei Buchhandlungen auf gesamthaft 3800 Pakete. Deshalb gelten für ihn ab dem nächsten Jahr Listenpreise. Konkret bedeutet das: Für ein 25 Kilogramm schweres Paket zahlt er neu 25 Franken, also das Dreifache.
Gemäss Post sind schweizweit rund 5200 Geschäftskunden verschiedener Branchen von der Erhöhung der Paketlimite betroffen. Sie alle bezahlen künftig den Listenpreis.
Umsatz dank Grossaufträgen
Zu den Stammkunden in Daniel Stehelins Buchläden zählen Schulen in der ganzen Schweiz. Deshalb verschicken er und seine Mitarbeitenden oft grosse Pakete. Und diese Grossaufträge machen 70 Prozent seines Gesamtumsatzes aus. Stehelin sagt: «Gerade kleinere Buchläden können dank solcher Grossaufträge überleben.»
Das neue Tarifsystem bezeichnet er als «eine Frechheit». Für den Ladenbesitzer steht fest, dass die Post als Staatsbetrieb mit dieser enormen Preiserhöhung «kleine Unternehmen massiv bestraft».
Zudem führe dies zu einem klaren Wettbewerbsnachteil gegenüber grossen Versandhäusern. Er klärt nun ab, ob er bei einem privaten Versanddienstleister finanziell tragbarere Konditionen erhält.
Die Sicht des Buchhandelsverbands
Stefan Dauner, Mediensprecher der Post, begründet die Änderung der Paketlimite beim Versand für Geschäftskunden damit, dass die Zahl der Einzelverträge in den letzten Jahren gestiegen sei. «Solche Verträge generieren für die Post viel Arbeit, da sie regelmässig überprüft und angepasst werden müssen», sagt Dauner.
Für den Schweizer Buchhandels- und Verlagsverband ist «die Kündigung der Einzelverträge durch die Post, verbunden mit der Preiserhöhung, niederschmetternd», sagt Geschäftsführerin Tanja Messerli.
Die Buchhändlerinnen und Buchhändler würden von diesen neuen Versandkonditionen ausgesprochen hart getroffen, da auch für die Buchlieferanten der Versand teurer werde. Diese wiederum müssten dann die Mehrkosten auf die Buchhändler überwälzen.
«Es kann doch nicht sein, dass der Versand eines kleinen Buchs mehr kostet als das Buch selber», sagt Tanja Messerli.
Nach der Ankündigung des neuen Tarifsystems schlug Buchhändler Stehelin der Post vor, dass sich mehrere KMU in der Stadt Bern zu einer Versandgemeinschaft zusammenschliessen könnten, sodass sie die geforderte Mindestzahl von 5000 Paketen pro Jahr erreichen.
Das hätte nach Ansicht von Stehelin allen Vorteile gebracht, auch der Post. Für ihn sei deshalb unverständlich, dass die Post nicht auf diesen Vorschlag eingegangen sei.
Mediensprecher Stefan Dauner sagt, dass das von der Post nicht angeboten werde, «da jedes Unternehmen bei der Post über eine eigene Verrechnungsnummer für sämtliche Paketsendungen verfügt».
Für seine Buchläden werde die Luft durch solche finanziellen Belastungen nochmals dünner, sagt Daniel Stehelin. Und er weiss, dass es auch anderen Gewerbetreibenden so geht. Daher haben diese Tarifanpassungen für ihn noch eine weitaus grössere Dimension: «Die Post ist durch solche Aktionen mitschuldig daran, dass immer mehr kleinere Läden in den Schweizer Städten schliessen müssen.»
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