Aufregung im ZentrumPolizei Horgen rettet Entenbabys vor der Strasse
Mitten in Horgen wollte eine Ente mit ihren Küken die stark befahrende Seestrasse überqueren. Sie waren zuvor von einem Dach gesprungen.

Es hätte ihr letzter Tag sein können: Eine Mutter wollte mit ihren sechs Entenbabys am Donnerstag die stark befahrene Seestrasse mitten in Horgen überqueren. Davor waren die Küken vom Dach des Schinzenhofs, eines Gebäudes im Zentrum von Horgen, geplumpst. Eine geistesgegenwärtige Passantin informierte sofort die Gemeindepolizei.
Diese war in Kürze vor Ort. Was die beiden Polizisten, Thomas Hug und Alfred Klein, auf dem Trottoir vor dem Schinzenhof vorfanden: Eine sehr aufgeregte Entenmutter und sechs Küken, die in alle Richtungen rannten sowie viele Passanten, die das Geschehen beobachteten und fotografierten.
Flugs wurde vom gegenüberliegenden Gemeindehaus eine Kartonkiste organisiert, um die Küken zu retten. Beim «Einsatz mit Herz», wie die Gemeinde Horgen ihre Meldung auf Facebook bezeichnete, sammelten die Polizisten «mit viel Geduld die kleinen Racker ein».

Ein weiterer Helfer hob die Entenmutter auf, die im Gebüsch sass und «ohne Unterbruch schnatterte», wie die Kommunikationsverantwortliche der Gemeinde, Janine Morger, berichtete.
Bewusster Sprung in die Tiefe
Weshalb die Stockentenbabys vom Dach gefallen waren, kann nur vermutet werden. Die Vogelwarte Sempach weist auf ihrer Website darauf hin, dass die anpassungsfähigen Stockenten heutzutage nicht mehr nur am Boden in Wassernähe brüteten, sondern auch auf und bei Balkonen und Flachdächern.
Sie seien «Nestflüchter»: Die Küken verlassen das Nest sechs bis zwölf Stunden nach dem Schlüpfen und kehren nicht zurück. Wenn das Nest in der Höhe liege, fordere die Mutter die Küken zum Sprung in die Tiefe auf: «Sie kennen keine Furcht davor und schlagen beim Sprung mit den Flügelchen.» Das geringe Gewicht und das dicke Daunenkleid sorgten für eine weiche Landung.
Wanderung von bis zu fünf Kilometern
Laut Janine Morger waren denn auch die Horgner Küken nach dem Sprung unverletzt und fidel. Glücklicherweise wurden sie gleich entdeckt, denn sobald die jungen Stockenten das Nest verlassen haben, folgen sie der Mutter ans Wasser und wandern dafür teilweise bis zu fünf Kilometer weit.

Diese Wanderung hätte in Horgen fatale Folgen haben können, denn um vom Schinzenhof zum See zu gelangen, gilt es nicht nur die Seestrasse, sondern auch die Geleise zu überqueren.
Mit Polizeieskorte ans Seeufer
Deshalb war den Polizisten die Aufgabe sogleich klar: die Enten an den See eskortieren. Als alle Entchen in die Kiste gesetzt waren und die Ente auf den Arm gehoben, spazierte der Trupp via Passerelle in Richtung See. «Dort watschelten die Entenmutter und die Entenbabys sogleich in den See hinein», erzählt Morger.
Dass die Gemeindepolizei Tiere rette, komme im Übrigen so einmal im Monat vor: «Diese Einsätze machen den Polizisten Freude», sagt Morger. Vor allem wenn die Tiere, wie in diesem Fall, wohlauf seien: Ente gut, alles gut.
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