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Kritik an Kantonspolizei
Politiker sind besorgt wegen Raubüberfällen in der Region

Die Überfälle auf die Tankstelle an der Seestrasse ereigneten sich jeweils am frühen Morgen.  
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Der 15. Februar, der 4. September und der 10. Oktober dieses Jahres waren schwarze Tage für die Angestellten des Coop-Tankstellenshops an der Seestrasse in Thalwil. Jeweils in den frühen Morgenstunden sind sie im Laden von unbekannten Tätern überfallen und mit Pistolen bedroht worden. Einmal war es ein Einzeltäter, in den anderen Fällen waren die Räuber zu zweit und zu dritt.

Stets forderten sie die Herausgabe von Bargeld. Stets gelang ihnen die Flucht mit ein paar Hundert Franken. Diese Zeitung wollte die Überfallserie kurz nach dem letzten Raub in einem Artikel genauer beleuchten. Bei der Kantonspolizei hiess es jedoch, man gebe zu besagten Fällen keine weitere Auskunft, solange sie nicht aufgeklärt seien.

Wie sicher ist der Bezirk?

Nun werden die Vorfälle jedoch auf politischer Ebene thematisiert. Der Thalwiler Kantonsrat Marcel Suter (SVP) und sein Ratskollege Urs Waser (SVP) aus Langnau haben eine schriftliche Anfrage an den Zürcher Regierungsrat gerichtet. Die Überschrift: «Wie sicher ist der Bezirk Horgen noch?» Die beiden Politiker vermuten eine Zunahme an bewaffneten Raubüberfällen in der Region.

Denn nicht nur auf die Tankstelle hatten es Kriminelle dieses Jahr abgesehen, sondern auch auf den Coop in Oberrieden: An einem Samstagabend im August, kurz vor Ladenschluss, konnten dort zwei bewaffnete Männer ebenfalls mehrere Hundert Franken Bargeld erbeuten. Auch für Anwohner und Stammkunden der betroffenen Geschäfte seien all diese Vorfälle «äusserst beunruhigend», schreiben Suter und Waser. Es sei wohl nur ein glücklicher Zufall gewesen, dass es jeweils zu keinen Konfrontationen mit Unbeteiligten kam.

Am Abend des 22. August betraten zwei maskierte Männer die Coop-Filiale im Oberriedner Dorfzentrum und bedrohten die drei Angestellten.

Neben den genannten Fällen ereignete sich im April der unbewaffnete Überfall auf die Langnauer Filiale der Bank Thalwil. Im laufenden Jahr zählte der Bezirk Horgen damit fünf Überfälle auf Geschäfte, die von der Kapo vermeldet wurden. Suter und Waser wollen in ihrer Anfrage an den Regierungsrat nun wissen, wie dieser die Sicherheitslage im Bezirk «für die erwähnten Verkaufsläden, Banken und insbesondere für Tankstellenshops und deren Verkaufspersonal» beurteilt. Auch möchten sie erfahren, ob ihre Wahrnehmung richtig sei, dass die Fälle im Vergleich zu den Vorjahren zugenommen haben.

Ein Vergleich lässt sich allerdings schon jetzt ziehen. Denn der Blick in die Kriminalstatistik zeigt: 2018 gab es drei bewaffnete Raubüberfälle, 2019 waren es vier.

Präsenz zu Randzeiten

Die beiden Kantonsräte möchten des Weiteren erfahren, ob die Kapo spezielle Massnahmen plant, um die Aufklärungsquote bei Raubüberfällen zu erhöhen. Marcel Suter, der selber mehrere Jahre Sicherheitsvorsteher in Rüschlikon war, sagt auf Anfrage: «Ein Vorschlag wäre, dass die Polizei mehr Präsenz zeigt, auch zu den Randzeiten.»

Suter bezweifelt, dass die Kapo genügend Ressourcen in die Bekämpfung und Aufklärung solcher Fälle investiert. Stattdessen lege sie – so sein Eindruck – den Fokus vermehrt auf Fahrzeug- und Geschwindigkeitskontrollen. Die diesjährige Aktion der Kapo gegen Fahrzeughalter mit illegal abgeänderten Auspuffanlagen habe diesen Eindruck bestärkt. Auch beobachte er, dass etwa in Thalwil Geschwindigkeitskontrollen selten vor Schulhäusern durchgeführt werden, «wo sie sinnvoll wären». Stattdessen werde häufig auf der Tischenloostrasse Richtung Oberrieden geblitzt. Dabei beschleiche ihn der Verdacht, dass es vor allem ums «Busseneintreiben» gehe.

Die Prioritäten richtig gesetzt?

In der schriftlichen Anfrage stellen Suter und Waser daher auch die Frage, ob die Kantonspolizei «effektiv
die richtigen Prioritäten» setzt. Die Kapo ihrerseits äussert sich auf Anfrage der Redaktion zur impliziten Kritik der Kantonsräte nicht. Der Regierungsrat hat nun drei Monate Zeit, die Fragen der beiden Kantonsräte zu beantworten.

Es ist nicht das erste Mal, dass Marcel Suter vom Regierungsrat Antworten im Zusammenhang mit der Polizeiarbeit verlangt. 2018 wollte er unter anderem wissen, wie häufig auf Strassen geblitzt wird, auf denen neu eine tiefere Höchstgeschwindigkeit gilt.