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Neuer Pixar-Film «Elemental»
Pixar, zeig endlich was du kannst

Hitzköpfe können auch praktisch sein: Szene aus «Elemental», dem neuen Pixar-Film.
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Der Reflex ist immer noch da. Ein neuer Film aus den Animationsstudios von Pixar wird angekündigt – und man erwartet, im Kino vollkommen weggekegelt zu werden. Von einer Idee, mit der niemand gerechnet hat. Von Bildern, die es vorher nicht gab. Und von diesem einen grossen Filmmoment (mindestens einem), der auch dem versiertesten Kinogänger die Tränen in die Augen steigen lässt.

Vor Rührung, vor Glück, vor Staunen über die Menschlichkeit, die die Leute von Pixar immer auch im abseitigsten Thema fanden. In Plastikspielzeugen, im Schicksal eines Fischs oder in Figuren, die im Gehirn eines Mädchens nach einer Murmel suchen. Ein Pixar-Film, das war lange Zeit ein ganz, ganz sicherer Erfolg. Zum einen für das Studio, das regelmässig die Milliarden-Dollar-Hürde riss und insgesamt zwölf Oscars gewonnen hat. Und für die Zuschauer: Mit einem Pixar-Film konnte man nichts falsch machen.

Nun liegt der letzte grosse Coup des Hauses, «Toy Story 4», vier Jahre zurück. In der Pandemie wurden drei Filme direkt ins Streaming von Disney+ geschickt und kamen gar nicht in die Kinos: «Soul» war 2020 ein ziemlicher Kritikerhit, aber an «Luca» und «Rot», beide nicht schlecht, werden sich nicht viele erinnern. Nach Corona sollte «Lightyear» die Familien zurück in die Kinos locken, wurde aber, obwohl eine Auskopplung aus dem megaerfolgreichen «Toy Story»-Universum, mit 226 Millionen weltweit eingespielten Dollar (für Pixar-Verhältnisse!) ein wirklich erschreckender Flop.

Jetzt kommt «Elemental» in die Kinos und es sieht nicht so aus, als sei dies der Film, der die Misserfolgssträhne des Hauses beenden wird. Am ersten Wochenende, an dem er in den USA zu sehen war, spielte er 29,5 Millionen Dollar ein – das schlechteste Ergebnis in der Geschichte von Pixar. Das Branchenmagazin «Variety» schrieb schon von besorgten Investoren. Aber woran liegt das?

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Auf den ersten Blick scheint in «Elemental» alles drinzustecken, was einen guten Pixar-Film ausmacht. Zum Beispiel die versponnene Idee: Der Film fällt in die Reihe von «Alles steht Kopf» und «Soul», die abstrakte Konzepte, wie die Funktionsweise des Gehirns oder Vorstellungen vom Leben nach dem Tod, nehmen und daraus eine schlichte, gefühlvolle Geschichte machen.

In «Element City» leben Wasser-, Erd-, Luft- und Feuerwesen in einer Grossstadt nach dem Vorbild New Yorks zusammen. Gegründet wurde die Stadt von den Wasserwesen, die Reihenfolge der Zuwanderung hat eine Hierarchie begründet, in der die Feuerleute die unterste Kaste bilden: Die Stadt ist spürbar nicht für sie gemacht. Wenn das Hauptverkehrsmittel, ein schwimmender Zug, durch ihren Stadtteil Firetown fährt, schwappt jedes Mal ein für die Feuerwesen lebensgefährlicher Schwall Wasser in die Strassen.

Die junge Feuerfrau Ember ist Einwanderin zweiter Generation und arbeitet im Laden ihrer Eltern, in dem es Lebensmittel aus Feuerland zu kaufen gibt. Diesen Laden soll Ember übernehmen, denn ihr Vater wird alt. Aber so leicht ist das nicht, denn sie hat ein, ja genau, hitziges Temperament. Regelmässig verbrennen bei ihren explosiven Wutausbrüchen einige Regalmeter Waren. Als sie eines Tages die Wasserleitungen im Keller des Ladens in die Luft jagt, fliesst der Wassermann Wade durch ein Loch im Rohr.

Dringlich und zeitgemäss – zu zeitgemäss?

Unglücklicherweise ist er eine Art Sicherheitsinspektor, und nach seinem Bericht über die Wasserlecks droht dem Laden von Embers Eltern die Zwangsschliessung. Ember ist verzweifelt. Zusammen mit Wade versucht sie, den Shop ihrer Eltern zu retten, und stösst dabei auf ein viel grösseres Problem – eine verrottende städtische Infrastruktur, um die sich niemand kümmert, weil ihre Schwäche nur die Feuerleute bedroht.

Zeitgemäss und dringlich ist die Geschichte von «Elemental» also auch noch: Es geht um die Nöte von Kindern der ersten Einwanderergeneration. Die Eltern erwarten viel von ihnen, sie sollen ihre Traditionen fortführen. Ember, so stellt sich heraus, will gar nicht unbedingt den elterlichen Laden übernehmen, will aber ihre Eltern nicht enttäuschen. Zu allem Unglück verliebt sich Ember dann auch noch in Wade und «Elemental» wird zur Romeo-und-Julia-Geschichte.

Denn wie zu erwarten heisst es in dieser Einwanderungsparabel: «Elements don't mix.» Feuerleute heiraten Feuerleute, und niemanden sonst. Die Angst vor «Verwässerung» der eigenen Kultur ist gerade bei ihnen, den Underdogs, besonders gross. Sie essen deshalb ganz besonders scharfes Essen – wie gut, dass «scharf» im Original «hot» heisst und also perfekt in die Feuerwelt passt. Hinten im Laden von Embers Eltern brennt eine ewige Flamme der Ahnen.

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Für eine Weile macht es Spass, diese Anspielungen auf reale Einwandererkulturen zu entdecken. Bis man anfängt zu überlegen, ob das nicht eigentlich alles einfach nur Klischees sind – das scharfe Essen, der Ahnenkult, das Heiraten innerhalb der Community. Noch dazu Klischees über denkbar verschiedene Kulturen, die nur gemeinsam haben, dass sie in der westlichen Welt als «fremd» empfunden werden. Und hatte sich in Erzählungen über Minderheiten nicht gerade herumgesprochen, dass sie besser und universeller werden, je spezifischer sie sind? Wieso erschafft man eine ganz neue, komplizierte Welt wie «Element City», um Themen zu verhandeln, die sich mit menschlichem Personal viel besser, weil konkreter erzählen liessen?

Das grösste Problem von «Elemental» ist aber der wenig originelle Plot. Vom Kind, das sich erst vom vielleicht nur eingebildeten elterlichen Druck befreien muss, um sich selbst zu verwirklichen, hat man wirklich oft gehört – ebenso von der Liebe über Grenzen hinweg. Auch hier erfüllt die Konvention ihren Zweck. Natürlich ist man gerührt, wenn Feuer und Wasser am Ende vereint sind. Aber die Rührung ist routiniert, sie dauert nicht an. Von Pixar erwartet man – immer noch – deutlich mehr.

«Elemental», USA 2023. 109 Minuten. In den Kinos.