Musikverbot mobilisierteGemeindeversammlung abgesagt – wegen Grossaufmarsch von Jugendlichen
Die Gemeindeversammlung in Pfäffikon (ZH) ist geplatzt: Jugendliche hatten das Versammlungslokal überrannt. Wegen eines «Musikverbots» in der neuen Polizeiverordnung.

Pünktlich um 20 Uhr begrüsste der Pfäffiker Gemeindepräsident Marco Hirzel (SVP) im Chesselhuus neben der reformierten Kirche die 200 anwesenden Stimmbürgerinnen und Stimmbürger. Darunter überdurchschnittlich viele junge Frauen und Männer. Er freue sich «über den gewaltigen Aufmarsch» und gab der Hoffnung Ausdruck, dass auch in Zukunft so viele Junge an die Gemeindeversammlungen kommen werden.
Nach zwei weiteren Sätzen war allerdings alles gesagt, was gesagt werden konnte und die Gemeindeversammlung vorbei: «Bedingt durch die Covid-19-Bestimmungen haben im Chesselhuus 200 Leute Platz. Draussen stehen aber 50 bis 60 weitere Personen. Deshalb muss ich die Gemeindeversammlung leider absagen», so Hirzel.
Grund für die Menge an jungen Leuten: Ihr Unmut über die neue Polizeiverordnung, in der ein «Musikverbot» verankert werden sollte. Trotz etlicher Buhrufe und vereinzelter Pfiffe wurde der Entschluss zum Abbruch akzeptiert. Dass nun ausgerechnet eine Gemeindeversammlung verschoben werden musste, zu der auch das Fernsehen und der «Blick» aufmarschiert waren, sei halt Schicksal, so Hirzel.
Junger EVP-Politiker mobilisiert in sozialen Medien
Verantwortlich für den Grossaufmarsch und das Medienaufgebot ist der 23-jährige Dominic Täubert von der JEVP. Er hatte schon in der Vernehmlassung der Totalrevision des Polizeigesetzes das «Musikverbot» kritisiert und mit der EVP Pfäffikon Änderungsvorschläge eingereicht. «Lärmklagen rechtfertigen kein generelles Verbot», sagt er. Die bestehende Lärmschutzverordnung würde mit kleinen Änderungen durchaus genügen, um Anwohner vor Lärm zu schützen.
Mobilisiert wurden die Jungen durch ein Instagram-Video. Innert Kürze wurden 1000 Views gezählt. «Soziale Medien funktionieren auch Lokal: Um die Leute zu mobilisieren muss man keinen Verein gründen», sagt Täubert. Er fragt sich, was nächste Woche an der Gemeindeversammlung in Russikon passieren wird – dort wurde ein praktisch identisches Musikverbot in die Polizeiverordnung aufgenommen.
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Die Pfäffiker Gemeindeversammlung wurde auf Montag, 28. Juni, in die Dreifachturnhalle im Schulhaus Mettlen verschoben. Dann wird über die umstrittene Polizeiverordnung mit abgestimmt werden können.
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