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Ohne Maske in Oberrieden
Maskenverweigerer blitzt vor Gericht ab

Vor dem Bezirksgericht Horgen versuchte am Mittwoch ein Mann, seine Busse für das Nichttragen der Maske im Zug loszuwerden.
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Ein 46-jähriger Mann stand am Mittwoch vor dem Bezirksgericht Horgen. Der Deutsche klagte gegen eine Busse, die ihm aufgebrummt wurde, weil er im Zug keine Gesichtsmaske trug.

Der Vorfall ereignete sich am 16. August. Der Mann war mit der S-Bahn von Zug in Richtung Zürich HB unterwegs. Auf Höhe des Bahnhofs Oberrieden Dorf forderte das Sicherheitspersonal der Bahn den Mann mehrfach auf, sich eine Maske zu besorgen oder den Zug zu verlassen. Weil er dem nicht nachkam, wurde er wegen Missachtens von Aufforderungen des Sicherheitspersonals sowie auch wegen Missachtung von Massnahmen gegenüber der Bevölkerung mit einer Busse von 200 Franken und Gebühren von 250 Franken bestraft.

«Falsch herum im Schlafsack»

Das wollte der 46-Jährige nicht auf sich sitzen lassen. Er zog gegen den Strafbefehl vor das Bezirksgericht. Zur Verhandlung erschien er am Mittwoch ohne Maske.

Als ihn der Richter darauf ansprach, machte er gesundheitliche Gründe geltend. Er überreichte dem Richter ein ärztliches Attest. «Ich bekomme Atemprobleme mit einer Maske.» Dies aufgrund eines Traumas. «Als Kind stieg ich einst falsch herum in den Schlafsack und wäre fast erstickt», sagte der Deutsche. Mit einer Maske vor dem Gesicht kriege er deshalb Panik.

Auch wenn er vor Gericht die Maske nicht anziehen musste, wurde schnell klar: Für den Mann sind die Erfolgsaussichten im Streitfall klein. Dies, weil er die Frist verpasst hatte, um die Busse anzufechten.

Skischal statt Maske

Der Richter gab mehrmals zu Protokoll, dass es in der Verhandlung nicht über den Vorfall im Zug selbst, sondern lediglich um die Einhaltung der Frist gehe.

Das hielt den 46-Jährigen vor Gericht aber nicht davon ab, sich doch noch kurz zu den Gründen für das Nichttragen der Maske zu äussern. Er habe sehr wohl einen Mund-und-Nasen-Schutz im Zug getragen. Allerdings habe der Skischal, den er übers Gesicht gezogen hatte, dem Bahnpersonal nicht gereicht. Gegenüber den Medien fügte er an: «Es geht mir nicht um den Sinn der Massnahmen, sondern um gesundheitliche Gründe.»

Das alles interessierte das Gericht wenig. Es wollte vom Mann wissen, weshalb er die Frist nicht eingehalten habe. Die Antwort: «Ich arbeite im Gleisbau, bin in der ganzen Schweiz unterwegs und war länger nicht zu Hause.» Übernachtet habe er damals bei einem Arbeitskollegen.

Das liess das Gericht nicht gelten. Weil das Bahnpersonal dem Mann im August erklärt hatte, dass er Post bekommen würde, sei er verantwortlich gewesen, den Empfang des Briefes zu organisieren. Entsprechend lehnte das Gericht seinen Antrag ab. Der Mann könnte das Urteil weiterziehen.

Verstösse in Horgen und Meilen

Die Busse für den Mann ist kein Einzelfall. Seit Ausbruch der Pandemie kommt es immer wieder zu Bussen wegen Verstössen gegen die Corona-Regeln. Die meisten davon wegen fehlender Maske. So verzeichnete das Statthalteramt Meilen letztes Jahr 11 von total 27 Anzeigen wegen Nichttragens der Maske im ÖV. Im Bezirk Horgen betreffen gar 21 von 24 Strafbefehlen einen Verstoss gegen die Maskenpflicht.

Einige Bussen gab es in beiden Bezirken auch wegen Menschenansammlungen von mehr als fünf Personen. Hinzu kommen vereinzelte Anzeigen wegen fehlenden Schutzkonzepts, Erwirken eines Covid-19-Kredits unter falschen Angaben, Verstössen gegen die Quarantäne oder wegen Anbieten von Präsenzunterricht in einer Privatschule im Bezirk Meilen.

«Corona-Müdigkeit» spürbar

Eine Anfrage bei der Stadtpolizei Wädenswil zeigt: Es wird nicht sofort ein Busszettel gezückt. «Wir legen grossen Wert auf den Dialog», sagt der stellvertretende Polizeichef Fabien Cavalli. In 99 Prozent der Fälle sei das Problem mit einer freundlichen Erinnerung gelöst. «Natürlich gibt es auch Verweigerer, die eine Konfrontation suchen», sagt Cavalli. Auch hier werde zuerst der Dialog gesucht. «Die Verzeigungen können wir derzeit noch an einer Hand abzählen.»

Dies könnte sich aber ändern. Denn Cavalli sagt auch: «Je länger die Pandemie andauert, desto mehr beobachten wir, dass diese Regeln zunehmend weniger eingehalten werden.» Auch wenn sich der grösste Teil der Bevölkerung an die Massnahmen halte, sei eine «Corona-Müdigkeit» feststellbar, was die Arbeit der Polizei manchmal erschwere.