Geldberater: Der Marktschrei(b)erPaartherapie mit der Credit Suisse
Phoenix Mecano ist rasant gestartet +++ Barry Callebaut liefert und verführt +++ Sika baut an der Zukunft +++ Unterschiedliche Geschwindigkeiten bei Roche.
Credit Suisse: Meiden
Credit Suisse erinnert mich an eine toxische Beziehung: Man ist schon lange mit einer Person liiert – im CS-Fall hält man schon lange Aktien. Doch die Person enttäuscht regelmässig mit krassem Fehlverhalten, verspricht ständig Besserung, schlussendlich nimmt sie aber stets mehr, als dass sie gibt. Im CS-Fall erzählt das Topmanagement anhaltend, wie operativ stark die Bank sei, produziert aber immer wieder teure Rechtsfälle und Verluste, zuletzt durch das 5-Milliarden-Franken-Debakel um den Hedgefonds Archegos. Das Management nimmt sich seit Jahren unanständig hohe Boni, den Aktionärinnen gibt es eine kümmerliche Eigenkapitalrendite und einen sinkenden Aktienkurs. Und dann macht das offensichtlich unverbesserliche Gegenüber in dieser ungleichen Beziehung auch noch die hohle Hand. Genauer gesagt: Das CS-Management stutzt den Aktionären die Dividende und bittet sie obendrein via Kapitalerhöhung zur Kasse. Für mich sind die Chancen auf weitere Verluste aus dem Archegos- und Greensill-Debakel noch zu hoch, um just jetzt auf eine Besserung zu wetten. Meiden
Phoenix Mecano: Kaufen
Phoenix Mecano, der Komponenten- und Gehäusehersteller mit Schweizer Werk in Stein am Rhein, ist rasant ins Jahr gestartet: 18 Prozent mehr Umsatz, 74 Prozent mehr Betriebsgewinn. Das hört sich super an! Aber: Das erste Quartal des Vorjahres zu übertreffen, war dieses Mal nicht schwer. Es war nämlich ausgesprochen schwach – auch weil Phoenix Mecano Werke in China betreibt und deshalb früh von der Pandemie getroffen wurde. Trotzdem stimmen mich die Zahlen zuversichtlich. Auch das Unternehmen selbst scheint an einen kräftigen Aufschwung zu glauben. So liest sich zumindest der Ausblick. Die Aktien sind niedrig bewertet. Ein Einstieg dürfte sich lohnen. Zumal Phoenix Mecano nicht nur vom konjunkturellen Aufschwung profitiert, sondern auch von strukturellen Megatrends. So steigt die Nachfrage nach den Antrieben des Unternehmens für elektrisch verstellbare Sessel oder Bürotische ständig. Gründe sind das Wachstum der Mittelschicht, die höhere Komfortansprüche stellt, sowie der Trend zu mehr Ergonomie am Arbeitsplatz. Beachtet werden muss, dass die Aktien nicht oft gehandelt werden. Das kann den Wiederverkauf erschweren. Kaufen
Sika: Kaufen
Sika überzeugt auf der ganzen Linie: Selbst im Corona-Jahr 2020 brachte es der Bauzulieferer fertig, Rekordergebnisse zu realisieren. Auch im ersten Quartal 2021 blieb Sika auf Rekordkurs. Trotz Andauern der Corona-Krise hat das Unternehmen den Umsatz um gut zehn Prozent auf ein neues Rekordniveau gehievt. Ich zweifle keinen Moment daran, dass Sika das Wachstumstempo auch für das ganze Jahr halten kann und den Umsatz zweistellig steigert. Die operative Marge dürfte erneut überproportional wachsen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass der erfolgreiche Konzernchef Paul Schuler sein Amt Ende Monat abgibt. Sein Nachfolger Thomas Hasler übernimmt am 1. Mai. Hasler kennt das Unternehmen und seinen «Spirit» bestens: Er hat seine ganze berufliche Karriere bei dem Bauzulieferer absolviert und steht seit über 30 Jahren in verschiedenen Führungsfunktionen im Dienste des Unternehmens. Er wird die Erfolgsstory fortsetzen. Die Sika-Aktien haben ihren Aufwärtstrend nach der Publikation der Zahlen zum ersten Quartal fortgesetzt. Der Kurs reflektiert die hohe Anlagequalität von Sika. Kaufen
Barry Callebaut: Dosiert kaufen
An der Börse ist die Schweiz ein Schokoladenland. Mit Barry Callebaut sowie Lindt & Sprüngli sind hier zwei globale Riesen kotiert. Während Lindt jedem Schoggiliebhaber ein Begriff ist, ist Barry Callebaut eher unbekannt, denn der weltgrösste Schokolade- und Kakaoproduzent führt unter seinem Namen keine Konsumentenmarke. Vielmehr liefert er die Zutaten für andere Marken: Toblerone, Magnum-Glace oder Kitkat-Riegel. Dieses Geschäftsmodell sorgt für Konstanz, selbst in der Pandemie. Das Management versteht es überdies, die Profitabilität auch in weniger süssen Zeiten gut zu schützen. Die jüngsten Zahlen bestätigten das. Auch der überraschende Chefwechsel dürfte mit einer internen Lösung gut aufgefangen werden. Kein Wunder, sind die Aktien in den letzten Tagen auf Vorkrisenniveau zurückgekehrt und notieren auf Allzeithoch. Ich traue ihnen weitere Avancen zu, allerdings wird die Luft in diesen Höhen allmählich dünn. Für neue Engagements sollten Rücksetzer abgewartet werden. Dosiert kaufen
Roche: Kaufen
Roche ist in zwei völlig unterschiedlichen Geschwindigkeiten unterwegs. Das Pharmageschäft wird gebremst. Wegen Corona haben Arztbesuche und die Verabreichung von Medikamenten in Spitälern abgenommen. Zudem knabbern Nachahmerprodukte den drei Krebsmedikamenten Avastin, Herceptin und Rituxan Umsatz weg: 1,6 Milliarden Franken. Diese Einbusse konnten neuere Produkte nicht mehr wettmachen. Die Division erlitt im Startquartal einen Umsatzrückgang von 14 Prozent – ganz anders als die im Finanzmarkt bis anhin als Mauerblümchen geltende Diagnostik. Sie wuchs in den ersten drei Monaten nicht weniger als 50 Prozent. Roche ist auf diesem Gebiet Marktführer und hat innerhalb eines Jahres als Antwort auf Covid-19 eine Vielzahl neuer Lösungen und Geräte für Virustests lanciert. Zudem werden nun wieder mehr Tests auf andere Krankheiten gemacht – die Roche-Diagnostik lebt in den besten aller Welten. Das Pharmageschäft dürfte sich von Quartal zu Quartal erholen. Die Wachstumsrate der Diagnostik wird schrumpfen, aber im Vergleich zu früher hoch bleiben. Insgesamt sollte Roche das gesteckte Ziel locker erreichen. Kaufen
Diese Kolumne wird von den Redaktorinnen und Redaktoren der «Finanz und Wirtschaft» verfasst. Sie haben sich verpflichtet, nicht in den entsprechenden Titeln aktiv zu sein. Wer die Tipps dieser Kolumne umsetzt, tut das auf eigenes Risiko. Die SonntagsZeitung übernimmt keine Verantwortung. Weitere Artikel der «Finanz und Wirtschaft» finden Sie unter www.fuw.ch.
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