Ohne Niederlage verloren
YB verpasst die Champions League nach dem 1:1 beim wenig überzeugenden Roter Stern Belgrad.
Keine 60 Sekunden sind nach der Pause vorbei, als Michel Aebischer aus 16 Metern wenige Zentimeter übers Tor schiesst. Es ist die bisher mit Abstand gefährlichste Szene der Begegnung und ein Vorgeschmack auf eine unterhaltsame zweite Halbzeit. Das 0:0 ist ein logisches Zwischenresultat in einer spielerisch bis dahin trostlosen Veranstaltung, die vom ungeheuren Spannungsgehalt lebt.
Es geht im Playoff-Rückspiel um die Zulassung zur Champions League, um rund 30 Millionen Franken Einnahmen und darum, im Rendez-vous der Weltclubs dabei sein zu dürfen. In diesem Moment spielt es überhaupt keine Rolle, möchte man sich keine der zwei Mannschaften vorstellen, wie sie im Herbst auswärts gegen Barcelona, Manchester City, Paris-Saint-Germain antreten muss.
Belgrad sehr effizient
Nach dem 2:2 sechs Tage zuvor im Stade de Suisse benötigt YB zwingend einen Treffer. Bald in der zweiten Hälfte erhöht Trainer Gerardo Seoane das Risiko, bringt Offensivkraft Christian Fassnacht für Defensivspieler Cédric Zesiger und ändert das System. Nun sind die Young Boys im 4-2-3-1 gruppiert. Und wesentlich druckvoller. Die Angriffe werden flüssig vorgetragen, mal mit langen Diagonalbällen und mal mit schnellen Kombinationen. Als Belgrads Torhüter Milan Borjan in der 57. Minute eine harmlose Flanke aus den Händen an die Latte fallen lässt, sind die Gäste dem Auswärtstor sehr nahe. Zwei Minuten später wird die Aufgabe für sie noch komplizierter, weil Roter Stern mit dem ersten anständigen Spielzug in Führung geht. Marko Marin lanciert Milan Rodic, dessen Flanke Aleksa Vukanovic aus wenigen Metern im Duell gegen Fabian Lustenberger mit einem wuchtigen Kopfball verwertet. YB benötigt ein paar Minuten, um sich zu erholen.
2018 lagen die Young Boys nach dem 1:1 im Hinspiel in Bern gegen Dinamo Zagreb auswärts zur Pause 0:1 hinten. Dann kam mal wieder Guillaume Hoarau und führte die Berner mit zwei Toren fast wie aus dem Nichts in die Gruppenphase. Diesmal kommt der angeschlagene Hoarau nach 65 Minuten wie der angeschlagene Miralem Sulejmani, um in der Schlussoffensive die Wende herbeizuführen.
Schwache erste Hälfte
Bis zuletzt hatten die verletzungsgeplagten Young Boys gehofft, dass zumindest der robuste Aufbauer Christopher Martins in der Startformation stehen kann. Seine Adduktorenprobleme allerdings verhinderten einen Einsatz, und so entschied sich Coach Seoane für eine Formation im 3-4-3-System – mit Zugang Frederik Sörensen sowie überraschend Zesiger an der Seite von Abwehrchef Lustenberger. Zesiger hatte im Hinspiel fehlerhaft agiert und mit einem Fehlpass das zweite Gegentor verschuldet. Die Schlüsselspieler Sulejmani und Hoarau sassen vorerst auf der Bank – als luxuriöse Jokeroptionen für den Schweizer Meister.
Die Ambiance im ausverkauften Marakana-Stadion war wie erwartet beeindruckend, es war laut und durchaus einschüchternd. Zumindest vor Spielbeginn. Weil sich Roter Stern aber mit dem 2:2 als Polster aus dem Hinspiel für eine zurückhaltende Spielweise entschied, sorgten die leidenschaftlichen Supporter des Gastgebers nur sporadisch für ohrenbetäubenden Lärm. Es waren die Young Boys, die feiner kombinierten, vorerst allerdings keine Risiken eingingen. Und so entwickelte sich eine umkämpfte Begegnung auf äusserst bescheidenem Niveau.
Das späte 1:1
Roter Stern Belgrad jedenfalls war auch an diesem Abend alles andere als eine unüberwindbare Hürde. YB fehlte es vor der Pause nicht am Willen, aber an Präzision, Schwung, Kreativität. Der auffällige Nicolas Ngamaleu mit zwei starken Antritten sowie Jean-Pierre Nsame sorgten immerhin dafür, dass drei der vier Belgrader Verteidiger schon nach einer halben Stunde für teilweise grobe Fouls verwarnt worden waren. Daraus ergaben sich vielversprechende Freistosssituationen, und man wünschte sich für die Young Boys, dass sie Standardexperte Sulejmani sowie Kopfballspezialist Hoarau kurz hätten einwechseln können.
Nach 65 Minuten kommen die beiden. Und YB belagert in der Schlussphase das Tor der Belgrader. Fassnacht verpasst das 1:1 knapp, eine Flanke nach der anderen segelt in den Strafraum, in der 82. Minute gelingt YB der Ausgleich. Saidy Jankos Schuss fälscht El Fardou Ben Nabouhane mit dem Kopf ins eigene Tor ab, wieder fehlt den Young Boys bloss ein Treffer. Nsames Schuss pariert Borjan zu Beginn der Nachspielzeit stark, dann steht Sulejmani bereit zum Eckball, findet aber Hoarau nicht. In der letzten Minute darf Sulejmani zum Freistoss antreten, wieder wehren sich die Belgrader erfolgreich, bald ist das Spiel zu Ende. «Auf Wiedersehen» schreit das Publikum mit Inbrunst. Für YB geht die europäische Reise in der Europa League weiter.
Roter Stern Belgrad - Young Boys 1:1 (0:0)
50'000 Zuschauer (ausverkauft). - SR Taylor (ENG).
Tore: 60. Vukanovic 1:0. 82. Ben (Eigentor).
Roter Stern Belgrad: Borjan; Gobeljic, Milunovic, Degenek, Rodic; Cañas, Jovancic; Mateo Garcia (69. Ben), Marin, Vukanovic (82. Ivanic); Boakye (Tomané).
Young Boys: Von Ballmoos; Sörensen, Lustenberger, Zesiger (51. Fassnacht); Janko, Sierro (66. Sulejmani), Aebischer, Lotomba; Assalé (66. Hoarau), Moumi Ngamaleu; Nsame.
Bemerkungen: Young Boys ohne Spielmann, Lauper, Martins und Camara (alle verletzt). Roter Stern Belgrad ohne Babic und Jovicic (beide verletzt). 96. Gelb-Rote Karte Tomané. Verwarnungen: 18. Milunovic (Foul). 21. Degenek (Foul). 32. Gobeljic (Foul). 36. Zesiger (Foul). 79. Tomané (Foul). 96. Jovancic (Unsportlichkeit).
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