Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Meinung

Kommentar zur Asylunterkunft Oberengstringen
Oberengstringen ist kein Einzelfall

Trist: Fünf alte Wohncontainer dienen in Oberengstringen als Asylunterkunft für Ukrainerinnen und Ukrainer.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Müsste man einem Marsmenschen beschreiben, wie die Schweiz mit Flüchtlingen umgeht, die Zustände in den Asylunterkünften von Oberengstringen wären ein ideales Beispiel.

Die Zimmer winzig, die Küche dreckig, vor der Dusche steht das Wasser. Draussen: Rattenfallen. Und immer wieder kommt es zu Streit.

Die Gemeinde weist jede Kritik von sich. Mit Aussagen, die man von unzähligen Verantwortlichen von Asylunterkünften seit Jahren zu hören bekommt: Leider, leider sei der Platz rar, das Geld knapp, die Situation angespannt. Und putzen müssten die Asylsuchenden selbst. 

Nein, Oberengstringen ist kein Einzelfall, sondern seit je der traurige Normalfall. Neu ist nur, dass Geflüchtete selbst die Situation anprangern. Es sind Ukrainerinnen und Ukrainer, die ein besseres Leben gewohnt sind. Die nicht abgestumpft sind von einer jahrelangen Flucht.

Wir können sie als unbequem, ja undankbar abstempeln. Oder wir können zur Kenntnis nehmen, was wir auslösen, wenn wir Menschen an den Rand der Gesellschaft in Baracken und Lotterbuden pferchen. Lassen wir Menschen so hausen, zumal solche, die traumatische Erlebnisse hinter sich haben, müssen wir uns nicht über psychische Probleme, Gewalt und fehlende Integration wundern. Wer täglich ums Überleben kämpft, wer sich abgeschoben und nicht willkommen fühlt, der hängt früher oder später ab. 

Da hilft es auch wenig, Eigeninitiative zu fordern und sich flapsig auf den Standpunkt zu stellen: Die können ja selbst putzen. Man weiss längst, wie sich eine heruntergekommene Gegend auf die Menschen auswirkt, die dort leben. Stichwort: Broken-Windows-Effekt. 

Die Tragik ist: Wir verpassen (wieder einmal) Chancen. Wir knausern lieber, statt am Anfang Geld in die Hand zu nehmen und Flüchtlingen jede notwendige Hilfe zu bieten, um sie möglichst schnell im Arbeitsmarkt zu integrieren. Wir lassen bewusst Potenzial brachliegen. Von Menschen, die gut gebildet sind. Aber auch von Menschen, die Monate oder Jahre unterwegs waren und bewiesen haben, dass sie Schnauf haben.

Das rechtsbürgerliche Narrativ, dass Integration kaum gelingen könne, wird so zur selbsterfüllenden Prophezeiung. Mit sehr viel höheren langfristigen Kosten.