Kommentar zum Masken-WirrwarrNur befehlen, was auch nützt
Im Kampf gegen Corona greift der Bundesrat auch zu Vorgaben, die nur verwirren oder nicht wirken. Das sollte er schleunigst ändern, um nicht den Skeptikern in die Hände zu spielen.
Alain Berset und Simonetta Sommaruga wiederholen es bei ihrer Corona-Befehlsausgabe gebetsmühlenartig: Der Bundesrat ordne in der Pandemiebekämpfung nur Massnahmen an, die das Volk verstehe und mittrage.
Doch wieso sollte die Bevölkerung Vorgaben unterstützen, deren Nutzen zumindest zweifelhaft ist? Beispiel Reisequarantäne: Zehntausende mussten sich je zehn Tage lang isolieren, weil sie eines der fünfzig Länder besucht hatten, die auf der «roten Liste» des Bundes standen. Jetzt zeigt sich: Die Anordnung brachte fast nichts; nicht einmal ein Prozent der Heimkehrer hatte sich angesteckt. Wie die «NZZ am Sonntag» enthüllt, war das dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) bewusst. Es ging ihm vor allem darum, den Schweizern die Reiselust zu nehmen. Wichtiger als evidenzbasierter Nutzen war die Psychologie, wie es hinter den Kulissen hiess: «Es war eher eine politische Entscheidung.»
Der Bundesrat sollte sich auf eine Corona-Politik besinnen, die auf breite Akzeptanz ausgerichtet ist.
Beispiel Masken-Wirrwarr: Der Bundesrat hat verfügt, dass jede und jeder «in bestimmten Bereichen» im Freien einen Mund-und-Nasen-Schutz tragen muss. Wer den BAG-Beipackzettel dazu liest, dem wird schwindlig. So gilt die Pflicht für belebte Fussgängerbereiche urbaner Zentren und Dorfkerne, auf Plätzen und in Parks, aber nicht «auf dem Trottoir eines peripheren einzelnen Ladens». Hält sich jemand nicht daran, ist es eh nicht schlimm. Dann droht höchstens – Verhältnismässigkeitsprinzip! – eine Ermahnung.
Statt solch zahnlose, verwirrliche Gebote wären klare, nachvollziehbare Vorgaben gefragt. So warnt die Wissenschaft schon lange vor der grossen Gefahr in Innenräumen. Doch die Pflicht, im Büro eine Maske zu tragen, und der Rat, regelmässig zu lüften, haben es erst Wochen nach dem Wetterumschwung ins bundesrätliche Repertoire geschafft – als die Fallzahlen längst in die Höhe schossen.
Der Bundesrat sollte sich auf eine Politik besinnen, die auf breite Akzeptanz ausgerichtet ist. Sonst spielt er allen Skeptikern in die Hände. Diese warten nur darauf, dass sich der Bund mit fragwürdigen Eingriffen in die Privatsphäre angreifbar macht.
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