Contact TracingNur 40 positiv Getestete hatten die App geladen
Seit die Covid-19-App in Betrieb ist, sind 910 Personen positiv auf das Virus getestet worden. Nur 40 von ihnen hatten die App aktiviert. Für den Bund ist dieser Wert nicht zu tief.
Als der Bundesrat die Bevölkerung nach und nach aus dem Lockdown holte, setzte er grosse Hoffnungen ins Contact-Tracing: Personen, die einem Infizierten nahe waren, sollen per Telefon von sogenannten Contact-Tracern und per Handy-App gewarnt werden. So wollte der Bundesrat Infektionsketten durchbrechen und einen erneuten Flächenbrand verhindern.
Nun zeigt sich aber: Seit dem 25. Juni, seit die Swiss-Covid-App in Betrieb ist, sind 910 Personen positiv auf Covid-19 getestet worden, aber nur rund 40 von ihnen hatten die App aktiviert; gemäss BAG haben die Kantone rund 40 Freigabecodes an App-Nutzer verteilt. In der Folge haben auch nur 30 den Code eingelöst und so alle Personen gewarnt, denen sie länger als 15 Minuten nah waren – es steht ihnen frei, dies zu tun. Wie viele Personen gewarnt wurden, lässt sich nicht ermittelt, da die Daten dezentral auf Handys gespeichert werden.
So spielt die App bei den Kantonsärzten auch noch eine untergeordnete Rolle, wie Kathrin Huber von der Gesundheitsdirektorenkonferenz sagt. Es habe bis heute aber auch noch nicht viele Warnmeldungen gegeben.
«Damit die App einen Beitrag leisten kann, müssten sie rund 60 Prozent der Bevölkerung nutzen.»
Bis Dienstag haben 1,02 Millionen Personen die App auf ihren Smartphones installiert und aktiviert, was lediglich 12 Prozent der Bevölkerung entspricht. «Damit die App einen Beitrag leisten kann, müssten sie rund 60 Prozent der Bevölkerung nutzen», sagte Mathias Payer im April dieser Zeitung. Der Professor für Computersicherheit an der ETH in Lausanne arbeitete ebenfalls an der App.
Von diesen 60 Prozent spricht heute allerdings niemand mehr. Das Bundesamt für Gesundheit wie auch Payer nennen gar keine Zahl. Die Rede ist nur noch davon, dass «möglichst viele Smartphone-Nutzer» die App installieren sollten. Dass nur 40 der neu Infizierten die App nutzten, sei nicht zu wenig, sagt das BAG auf Anfrage. «Jede Infektion, die im Kampf gegen das Virus verhindert werden kann, ist hilfreich und damit ein Erfolg.»
Eine digitale Herdenimmunität
Wie viel Prozent der Bevölkerung sollen die App aktiviert haben, damit sie etwas bewirkt? «Das hängt davon ab, was man von ihr erwartet», sagt Jörn Müller-Quade, Professor für Kryptografie und Sicherheit am Karlsruher Institut für Technologie. Natürlich sei es für jeden Einzelnen, der vor einer Infektion bewahrt wurde, wertvoll. «Aber wenn man Einfluss auf die Verbreitung des Virus nehmen will, dann sind einzelne verhinderte Infektionen nicht genug.»
Wenn dank der App tatsächlich Infektionsketten unterbrochen werden, dann könnte damit eine Art digitale Herdenimmunität geschaffen werden, sagt Müller-Quade. Ob dafür eine Durchdringungsrate von 60 Prozent genügt, sei umstritten. In einem Club wäre das sicher zu wenig.
Mit einer Durchdringung von 12 Prozent steht die Schweiz nicht schlecht da. Unter den Nachbarländern schneidet Deutschland mit rund 18 Prozent am besten ab, am schlechtesten Frankreich mit 2,7 Prozent. Klar ist aber, dass 12 Prozent nicht genügen. Damit mehr Personen die App nutzen, führt das BAG nun auch dafür Kampagnen. Und es sucht das Gespräch mit Arbeitgebern, die ihre Belegschaft motivieren sollen, die App zu installieren.
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