Neue KamerasNikon beerdigt eine Foto-Tradition
Was man von Smartphones schon lange kennt, können nun auch teure Profikameras. Und Sony hat gleich zwei spannende Neuheiten.
Wenn man sich bei Fotoexpertinnen und -experten erkundigt, um welchen Hersteller sie sich aktuell am meisten Sorgen machen, landet Nikon häufig auf den vordersten Plätzen.
Kein Wunder, versuchts die Firma nun mit einem Befreiungsschlag. Die neue Kamera Z9 (6800 Franken, ab Dezember) bietet alles, was sich Profis und vor allem Technik-Fans wünschen: viel Auflösung (45 Megapixel), hohes Tempo (120 Bilder pro Sekunde), Video in 8K und ein wuchtiges Gehäuse.
Doch die spannendste Neuerung ist eine andere: Die Z9 ist nicht nur eine Kamera ohne Spiegel, es ist auch eine Kamera ohne mechanischen Verschluss. Nachdem Nikon den Trend weg von Spiegelreflexkameras hin zu spiegellosen Kameras verschlafen hat, wagt die Firma nun zuerst den nächsten grossen Schritt hin zu einer kompletten Digitalkamera fast ohne bewegliche Teile.
Der Sensor in der Kamera sei so flink, dass ein Verschluss nicht mehr nötig sei, verspricht Nikon. Ob Nikon dieser Schritt gelingt, wird sich zeigen. Letztes Jahr hat sich Canon mit der ähnlich mutigen R5 ebenfalls etwas übernommen und nicht nur Lob geerntet (Canon setzt die Konkurrenz unter Zugzwang).
Kleines Handy, grosser Sensor
Eine zweite neue Kamera lässt ebenfalls aufhorchen. Sony ist es gelungen, den Sensor aus der Kompaktkamera RX100/ZV1 (Die Youtuber-Kamera im Test) in ein Smartphone zu stecken.
Die schlechte Nachricht gleich vorweg: Das besagte Xperia Pro-I soll vorerst (mindestens auf offiziellem Weg) nicht in die Schweiz kommen. Trotzdem ist es faszinierend, wie die 1-Zoll-Sensoren, die früher in guten Kompaktkameras steckten, nun in Smartphones Platz finden. Auch Sharp und Leica haben solche Smartphones im Angebot. Aber vorerst ebenfalls nicht für die Schweiz, sondern gar nur exklusiv für Japan.
Auch wenn Sony nicht die erste Firma ist, der dieses Kunststück gelingt, feiert der Konzern es als Meilenstein. Zu Recht. Bisher waren Smartphones sehr gut darin, mit winzigen Objektiven und Sensoren aufgenommene Fotos dank enormer Software-Power und Rechenleistung besser aussehen zu lassen, als es die Physik erlaubt. Nun, mit immer grösseren Sensoren in Kombination mit derartiger Rechenleistung, werden Sachen möglich, die vor ein paar Jahren nicht mal teure Profikameras hinkriegten.
Der heimliche Star
Bei diesen zwei Meilensteinen geht eine andere Kamera fast komplett unter: die A7 IV, ebenfalls von Sony. Mit der A7-Reihe hat Sony nicht nur bewiesen, dass spiegellose Kameras die Zukunft sind, sie hat auch Vollformat-Sensoren populär gemacht. Die wichtigste Kamera auf diesem Weg war die A7 III von 2018 (Die beste Kamera, die ich mir gerade noch knapp leisten kann). Die Kamera hatte damals eine ideale Balance aus Preis und Reiz. Kein Wunder, wurde sie ein grosser Erfolg und ist auch heute für unter 2000 Franken immer noch ausgesprochen empfehlenswert. Profitechnik für ambitionierte Amateure.
Der Nachfolger heisst wenig überraschend A7 IV (3000 Franken, ab Dezember) und bringt noch mal bessere Videofunktionen – und mit 33 Megapixel etwas mehr Auflösung. Insgesamt ist Sony hier wieder ein ausgesprochen rundes und pragmatisches Paket gelungen. Vor zwei Jahren wäre das noch eine doppelt so teure Profikamera gewesen. Ein Testbericht folgt in den nächsten Tagen.
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