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EM-Aus für die Schweiz
Andy Schmid holt sich Torrekord und stellt Rücktritt in Aussicht

16.01.2024; Berlin; Handball Mens EHF Euro 2024 -  Nordmazedonien - Schweiz, Andy Schmid (SUI) 
(Claudio Thoma/freshfocus)
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Andy Schmid hatte nach dem Spiel Tränen in den Augen – nicht nur nach dem Spiel. «Von den letzten fünf Minuten des Spiels habe ich dreieinhalb geweint», sagte er. Die Augen waren immer noch gerötet, als ihn eine Traube von 30 Journalisten umringte.

Ganz andere Emotionen zeigte Schmid in der 51. Minute. Er glich mit einer Einzelaktion aus. Es war sein zehntes Tor an diesem Abend. Danach stand der Schweizer Routinier vor der Schweizer Fankurve, jubelte ausgelassen. Die Schweiz war wieder im Spiel. Und Schmid war dem Torrekord von Marc Baumgartner ganz nahegekommen. Ein Tor brauchte er in den letzten neun Minuten noch, um gleichzuziehen, mit dem Schweizer Rekordtorschützen, zwei um ihn zu überholen. «Das war aber nicht das Ziel, das Ziel war es zu gewinnen», sagte Schmid danach. 

Doch Schmid erreichte nur den Torrekord. Er traf noch zweimal und hat nun in 218 Spielen 1094 Tore erzielt, eines mehr als Baumgartner. Auf dem Feld habe er dies nicht realisiert, und auch direkt nach dem Spiel schien es ihn nur wenig zu interessieren: «Irgendwann, wenn ich noch langsamer und noch älter bin, werde ich diesen Rekord sehen und merken, dass ich darauf stolz sein kann», sagte Schmid. Das Spiel gewannen die Nordmazedonier 29:27. «Verdient», wie Nationaltrainer Michael Suter danach bilanzieren musste.

Gruppenletzter

Durch diese Niederlage erübrigen sich auch die Rechnereien. Denn theoretisch wäre für die Schweiz gar noch ein Weiterkommen möglich gewesen. Doch dafür hätte es ein Wunder gebraucht. Ein hoher Sieg gegen Nordmazedonien und eine klare Niederlage von Frankreich gegen Deutschland – die Schweizer hätten im Vergleich zu den Franzosen 24 Tore wettmachen sollen. Doch die Schweizer lieferten nicht und beenden die EM als Gruppenletzter.

Vor allem offensiv war es in der ersten Halbzeit nicht so flüssig wie noch gegen Frankreich. Die Nordmazedonier machten es aber eben auch gut. Sie stellten Kreisläufer Lukas Laube, den neunfachen Torschützen vom Frankreich-Spiel, geschickt zu und gaben stattdessen den Schweizer Rückraumspielern etwas mehr Platz. Doch diese konnten den Raum nicht nutzen. Lenny Rubin setzte seinen ersten Wurf in den Block, es war ein Vorbote seines schwachen Spiels. Suter brachte zuerst Manuel Zehnder, dann Mehdi Ben Romdhane für Rubin. Es änderte sich wenig am Spiel.

Einzig Altmeister Schmid strahlte in der ersten Hälfte Torgefahr aus. Das 5:4 nach 13 Minuten war bereits das dritte Tor von ihm – und die letzte Führung der Schweizer. «Da hätten wir davonziehen können», sagte Suter. Doch die Schweizer trafen stattdessen während acht Minuten gar nicht mehr, kassierten dafür sechs Tore in Folge. Während gegen Frankreich in einer ähnlichen Phase das Spiel mit dem zusätzlichen Feldspieler funktionierte, verfehlte es gegen Nordmazedonien seine Wirkung völlig. 

«Es gibt keinen Handballgott»

Diesem Rückstand rannten die Schweizer fortan hinterher. Auch wenn Manuel Zehnder auf der Rückraumrechtsposition in der zweiten Halbzeit deutlich besser spielte und doch noch seine Tore erzielte. Und auch wenn Luka Maros im linken Rückraum mehr Durchschlagskraft hatte als Rubin zuvor.

Bis eben zur 51. Minute und Schmids Emotionsausbruch vor der Fankurve. Für den Sieg reichte es nicht. Damit endet die Nationalmannschaftskarriere des besten Schweizer Handballers der Geschichte mit einer Niederlage. Trotzdem sagte Schmid: «Irgendwie auch ein schöner Abschluss auf dieser grossen Bühne, in dem Land, in dem ich zwölf Jahre gelebt habe, in dem meine Kinder auf die Welt kamen, in dem ich meine beste handballerische Zeit hatte.» Nur eben der Sieg fehlte. «Ich weiss jetzt wenigstens, dass es keinen Handballgott gibt, sonst hätte er das verhindert», so Schmid.

Und dann sagte Schmid noch etwas: «Jetzt muss ich nach Hause und meine Gedanken ordnen. Ich muss mit meinem Verein sprechen und schauen, ob es mein letztes Spiel überhaupt gewesen ist.»

Durchzogene EM-Bilanz

Der eine Punkt gegen Frankreich ist zwar eine Sensation, doch die Niederlage gegen Nordmazedonien und das klare Verdikt gegen Deutschland trüben den Glanz dieses Husarenstücks. Damit verpasst die Schweiz eine gute Ausgangslage für die WM-Qualifikation. Diese findet im Mai statt – wohl ohne Andy Schmid. Die Schweiz wird dabei auf einen EM-Teilnehmer treffen.