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Nicht immer ist das Pflegeheim die letzte Station

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Die Cafeteria im Pflegezentrum Linth.
Der Fachkräftemangel ist ein Problem sagen Erwin Camenisch (links), Präsident des Zweckverbandes und Jürg Heer, Geschäftsleiter.
Das Pflegezentrum Linth ist unterirdisch mit dem Spital verbunden.
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Es war kurz nach dem 86. Geburtstag. Frau S. blieb mit dem Pullover an der Stuhllehne hängen und stürzte. Der Arzt stellte mehrere Rippenbrüche und eine Knieverletzung fest. Im Spital musste Frau S. nicht lange bleiben, ernsthafte Verletzungen hatte sie ja keine. Nach Hause in ihre Dreizimmerwohnung im vierten Stock konnte sie jedoch auch nicht. Sie konnte nicht richtig laufen, und ans Tragen einer Einkaufstasche war wegen der Rippenbrüche nicht zu denken. Im Pflegezentrum Linthgebiet, gleich neben dem Spital, konnte sie ihre Verletzungen drei Wochen lang auskurieren. Jetzt ist Frau S. wieder zu Hause.

Das Beispiel ist zwar fiktiv, aber Frau S. ist dennoch typisch für den Wandel, den das Pflegezentrum in den letzten Jahren durchläuft. 2016 verzeichnete es 90 neu eintretende Personen, 70 von ihnen kamen aus dem Spital. Die Hälfte, nämlich 45 Personen, verliessen das Heim nach kürzerer oder längerer Zeit wieder. Sei es, dass sie nach Hause zurückkehren konnten oder dass sie einen Platz in einem Altersheim ihrer Wohngemeinde fanden. «Das grosse Gewicht der Akut- und Übergangspflege ist einzigartig unter den Heimen der Region», sagt Geschäftsleiter Jürg Heer. Von den insgesamt 73 Betten im Pflegezentrum standen 2016 gut ein Drittel für die Übergangspflege zur Verfügung. Das heisst: Jedes dieser Betten wird etwa viermal im Jahr neu belegt. Daneben bietet das Pflegezentrum auch noch Ferienbetten zur Entlastung pflegender Angehöriger an.

Rundherum sind alle froh

Ganz anders ist die Situation in den umliegenden Pflegeheimen, beispielsweise in Eschenbach. Sowohl die Pension Mürtschen als auch das Altersheim Berg in St. Gallenkappel bieten keine Übergangspflege an. Wer hierher kommt, bleibt in aller Regel bis ans Lebensende. Laut Bruno Kehl, dem Leiter der beiden Eschenbacher Heime, kommt es aber immer wieder vor, dass jemand nach einem Spitalaufenthalt noch keinen Platz findet. «Für die Zeit, bis wir einen freien Platz haben, greifen wir gern auf das Angebot des Pflegezentrums Linthgebiet zurück.»

«Das grosse Gewicht der Akut- und Übergangspflege ist einzigartig unter den Heimen der Region.»

Jürg Heer, Geschäftsleiter des Pflegezentrums Linthgebiet

Auch das Altersheim Städtli in Uznach, das der Gemeinde gehört, hat kein Angebot in der Übergangspflege. Und auch Heimleiterin Josi Fleischmann kennt Fälle, wo jemand auf der Warteliste stand, zunächst aber ins Pflegezentrum einziehen musste, weil im «Städtli» gerade kein Platz frei war.

Für den definitiven Heimeintritt entscheiden sich die Menschen immer später, erst, wenn es zu Hause gar nicht mehr geht. Darin unterscheidet sich das Pflegezentrum nicht von anderen Heimen. Parallell dazu werden aufgrund des neuen Tarifsystems mit Fallpauschalen die Spitalaufenthalte kürzer. Im Spital Linth lag ein Patient 2016 noch durchschnittlich 5,6 Tage. Spitaldirektor Urs Graf sagt: «Wir müssen immer wieder Lösungen finden für Patienten, die noch nicht gleich nach Hause oder in ihr definitives Pflegeheim können.» Die Zusammenarbeit mit dem Pflegezentrum sei darum sehr wichtig und sie funktioniere gut. So wird die ärztliche Betreuung im Pflegezentrum durch die Geriatrieärzte des Spitals wahrgenommen. Die beiden Häuser sind durch einen unterirdischen Gang verbunden und führen eine gemeinsame Küche. Graf könnte sich sogar eine noch intensivere Zusammenarbeit vorstellen, etwa in der Pflegeausbildung.

Anspruchsvoll für Personal

Der unruhige Betrieb mit den vielen Wechseln ist für das Personal eine grosse Herausforderung, wie Geschäftsleiter Jürg Heer betont. «Die vielen Ein- und Austritte machen es spannend, aber es ist auch sehr fordernd, sich immer wieder auf neue Menschen einzustellen.» Bei Bewohnern, die gerade aus dem Spital kommen, liegen zudem oft komplexe medizinische Problemstellungen vor. Das erfordert eine hohe Qualifikation der Pflegenden. Das Pflegezentrum beschäftigt insgesamt gut 100 Mitarbeitende bei rund 60 Vollzeitstellen. Um die 43 Vollzeitstellen in der Pflege, die sich auf rund 70 Personen verteilen, besetzen zu können, braucht es inzwischen grosse Anstrengungen. «Der Fachkräftemangel ist ein Thema», sagt Erwin Camenisch, Präsident des Zweckverbandes Pflegezentrum Linthgebiet. Der Verband setzt auf Ausbildung: Sechs Fachangestellte Gesundheit und zwei Lernende in der Hotellerie werden zurzeit ausgebildet. In Zukunft sollen es noch mehr werden.