Einzug in Champions-League-FinalNeymars Spielfreude ist zu viel für Leipzig
Paris steht nach dem 3:0 gegen den Aussenseiter erstmals im Final. Bei PSG glänzt neben Neymar auch Angel Di Maria, der im Viertelfinal noch gesperrt war.
Sie konnten sich ein Lachen nicht verkneifen, Angel Di Maria und Neymar. Der Ball war vom Pfosten ins Out gesprungen, aber es wäre auch ein selten freches Tor gewesen. Der Brasilianer hatte nahe der Seitenlinie einen Freistoss getreten, rund 25 Meter vom Tor entfernt, und ihn überraschend rechts um die Zweimann-Mauer gezirkelt. Eine Aktion, wie man sie an der Copacabana beim Strandplausch erwartet, aber nicht in einem Champions-League-Halbfinal. Sie war Symbol für die Spielfreude der Nummer 10 von Paris Saint-Germain.
Es war der zweite Pfostentreffer Neymars, schon nach wenigen Minuten hatte er einen Pass in die Tiefe von Kylian Mbappé an den Aussenpfosten gesetzt. Und so stand es in diesem Moment immer noch 1:0 gegen Leipzig, eine perfekte Freistossflanke hatte mit Marquinhos ein weiterer Brasilianer per Kopf zur Führung veredelt. Kurz vor der Pause erhöhte Di Maria doch noch zum verdienten 2:0, den Assist gab Neymar per Absatztrick. Eingeleitet hatte das Tor unfreiwillig Leipzigs Goalie Peter Gulacsi mit einem missglückten ersten Pass.
Leipzigs Eigenfehler
Sollte Leipzig in der zweiten Champions-League-Saison das gelingen, was Paris schon zwölfmal verwehrt geblieben war, nämlich der Finaleinzug? Trainer Julian Nagelsmann machte vor der Partie klar, dass die Sachsen nach den Siegen gegen Tottenham und Atlético Madrid noch nicht genug hatten: «Wir wollen nicht nur mitspielen.»
Um die Franzosen zu gefährden, war die Fehlerquote in der ersten Halbzeit aber viel zu hoch. Und auch dem 3:0 von Bernat, das die Restspannung eliminierte, ging eine Fehlerkette voraus.
Nagelsmann, mit 33 jüngster Trainer in einem Champions-League-Halbfinal, tigerte da schon lange nicht mehr in der Coachingzone herum, der Taktikfuchs war mit seinem Latein am Ende. Sein einstiger Lehrmeister Thomas Tuchel konnte derweil sein verletztes Bein mehr schonen als noch im Viertelfinal gegen Atalanta.
Der 46 Jahre alte Tuchel hat schon mehr geschafft als seine Trainervorgänger mit den prominenten Namen Laurent Blanc, Carlo Ancelotti und Unai Emery. Er hat den PSG erstmals in den Final der Königsklasse geführt –es ist aber nicht mehr als ein Zwischenziel. Mit dem Ziel, die europäische Königsklasse aufzumischen, hatten die katarischen Investoren 2011 den Club übernommen und seither gegen zwei Milliarden Euro in die Verbesserung des Kaders investiert.
Marquinhos, 2013 von der AS Roma gekommen, und heute neben dem scheidenden Thiago Silva der Dienstälteste unter den Stammspielern, sagt: «Es ist unglaublich, welche Entwicklung der Club in diesen Jahren gemacht hat.» Als er gekommen war, hiess der Alleinunterhalter im Sturm Zlatan Ibrahimovic, heute hat PSG die vielleicht am breitesten abgestützte Offensive der europäischen Spitzenteams. Sie ist so gut, dass es sich Tuchel gestern leisten konnte, auf Mauro Icardi zu verzichten.
«Neymar ist ein Phänomen»
Unbestrittener Leader ist Neymar. Neben den bekannten Offensivstärken hat er neu auch die Lust an der Defensive entdeckt und steht sogar nach den vielen Fouls gegen sich einigermassen zeitnah wieder auf. Marcello Lippi, Italiens Weltmeistertrainer 2006, adelte ihn gestern in der «Gazzetta dello Sport»: «Ich dachte, es sei falsch, ihn mit Cristiano Ronaldo oder Messi zu vergleichen. Ich habe mich getäuscht. Er ist ein Phänomen und Kandidat für den Ballon d’Or.»
Zur Krönung fehlt dem 28-Jährigen noch ein Sieg. Diese letzte Hürde wird aber voraussichtlich die Höchste: PSG trifft auf das zuletzt so überragende Bayern München oder Favoritenschreck Lyon.
Telegramm:
Leipzig – Paris Saint-Germain 0:3 (0:2)
Lissabon. – SR Kuipers (NED). – Tore: 13. Marquinhos (Di Maria) 0:1. 42. Di Maria (Neymar) 0:2. 56. Bernat (Di Maria) 0:3.
Leipzig: Gulacsi; Klostermann (82. Orban), Upamecano, Mukiele; Laimer (62. Halstenberg), Kampl (64. Adams), Sabitzer, Angeliño; Olmo (46. Schick), Nkunku (46. Halstenberg); Poulsen.
Paris Saint-Germain: Rico; Kehrer, Kimpembe, Thiago Silva, Bernat; Herrera (83. Verratti), Marquinhos, Paredes (83. Draxler); Di Maria (87. Sarabia), Mbappé (86. Choupo-Moting), Neymar.
Bemerkungen: Leipzig ohne Mvogo (Ersatz), Konaté und Hartmann (beide verletzt). Paris Saint-Germain ohne Navas (verletzt). 6. Schuss von Neymar an die Aussenseite des Pfostens. 44. Freistoss von Neymar an den Pfosten. Verwarnungen: 45. Kimpembe (Foul). 61. Laimer (Foul). 79. Poulsen (Reklamieren).
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