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Absurde Auswüchse im Sport
Verbotene Bärte und Haare, die für 1 Million versichert sind

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Kurze Haare – sonst droht die Ersatzbank

Die New York Yankees sind eines der bekanntesten Sportteams der Welt, ihr Logo mit dem N und dem Y wird rund um den Globus getragen. «Forbes» schätzt den Wert der Franchise auf 7,1 Milliarden Dollar. Real Madrid, der wertvollste Fussballclub, kommt auf 6,1 Milliarden.

Umso sonderbarer – oder mutiger, je nach Betrachtungsweise – ist es, dass sich die Baseballer eine Regel leisten, die völlig antiquiert ist. Ihre Spieler dürfen weder lange Haare noch einen Bart tragen. Die Ausnahme: ein akkurat gestutzter Schnurrbart. Wer sich nicht daran hält, sitzt auf der Ersatzbank.

Als die Yankees kürzlich Alex Verdugo von den Boston Red Sox verpflichteten, griff dieser sogleich zum Rasierer. Der 27-Jährige wollte nicht schon an seinem ersten Arbeitstag eine Rüge riskieren.

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Die Vorschrift, die 1992 in einer «Simpsons»-Folge verewigt wurde, hatte 1976 der frühere Besitzer George Steinbrenner eingeführt. Er verstarb 2010. Seine Söhne, nun im Lead, halten eisern daran fest. Die Yankees erlauben auch keine Spielernamen auf den Trikots. Die Botschaft: Keiner ist grösser als das Team.

Das hat die Yankees in all den Jahren nicht daran gehindert, etliche Stars zu beschäftigen. Doch die Regel ist im Werben um neue Spieler durchaus ein Nachteil, so sieht das jedenfalls Cameron Maybin, ein früherer Yankee. Auf X schrieb er, sein ehemaliger Arbeitgeber wäre noch viel attraktiver, würde er die Vorschriften ändern. «Viele gute Spieler halten diese Regel einfach nur für bescheuert.»

Die Yankees sind nicht das einzige Sportteam aus New York mit solch strikten Bestimmungen. Seit Lou Lamoriello, mittlerweile 81-jährig, 2018 beim NHL-Team Islanders übernommen hat, gilt auch dort: lange Haare und Bart verboten.

An den Haaren herbeigezogen!

Seit 2003 gelten in der NFL lange Haare als Teil der Uniform. Das heisst: Ein Spieler darf seinen Gegner ganz legal an diesen zurückziehen. Dennoch wollen viele Profis nicht ohne ihre geliebte Frisur auskommen, wobei die Mehrzahl der Langhaarigen Defensivspieler sind, die deutlich weniger Gefahr laufen, getackelt zu werden.

Lange Haare sind ein Alleinstellungsmerkmal, gerade in einer Sportart wie dem American Football, der Helme und strikte Kleiderregeln vorschreibt. Die NFL beschäftigt 64 Uniforminspektoren, die an jedem Spieltag ganz genau darauf achten, ob die Vorschriften eingehalten werden. So wurde ein Spieler schon gebüsst, weil er am Weihnachtstag rot-grüne Schuhe trug. Frisuren sind deshalb eine willkommene Möglichkeit, aus der Masse herauszustechen und die Persönlichkeit zur Schau zu tragen.

Einer, der das tat, war Troy Polamalu, von 2003 bis 2014 bei den Pittsburgh Steelers unter Vertrag – obwohl ihm seine Frisur hin und wieder Schmerzen einbrachte. Seine enorm langen schwarzen Locken waren sein Markenzeichen und zeitweise von Head & Shoulders für 1 Million Dollar versichert. Für deren Shampoo macht Polamalu bis heute Werbung – etwa an der Seite von NFL-Superstar Patrik Mahomes.

Für Polamalu sind die Haare Gold wert. Sein Beispiel zeigt, was einem Spieler der Yankees entgehen kann.

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Wegen Frisur die WM verpasst

Im Fussball sorgte der Fall von Fernando Redondo für Aufsehen. Das war vor der WM 1998 in Frankreich, als sich Argentiniens Mittelfeldstratege weigerte, seine Haarpracht zu stutzen, und so riskierte, nicht fürs Turnier aufgeboten zu werden. Redondo war nicht irgendwer, sondern Stammspieler bei Real Madrid. Mit den Spaniern gewann er 1998 und 2000 die Champions League.

Argentiniens Nationaltrainer hiess Daniel Passarella, ein Disziplinfanatiker mit Ansichten, die schon damals altmodisch anmuteten. Er forderte einen akkuraten Kurzhaarschnitt sowie nicht mit Ringen verzierte Ohren. Schliesslich dulde er «keine Homosexuellen» und «keine Frauen im Team». Solche Aussagen konnte sich ein Trainer damals noch leisten.

Der grosse Stürmer Gabriel Batistuta lenkte ein, er zähmte seine prächtige Löwenmähne. Redondo aber blieb standhaft, er wurde deshalb nicht für die WM aufgeboten, bestritt trotz seiner Klasse insgesamt nur 28 Länderspiele. Argentinien scheiterte im WM-Viertelfinal an den Niederlanden. Einen Tag darauf wurde Passarella entlassen.

YB-Legende geht Gress an die Haare

In Bernhard Alpstaeg, dem Investor des FC Luzern, hat Passarella hierzulande immer noch einen Gleichgesinnten. Über Heinz Hermann, von 2012 bis 2013 Sportchef des FCL, sagte der 78-Jährige, dieser trage eine Heilandsfrisur und mache auf ihn den Eindruck eines Seelsorgers. Den Haarschnitt von René van Eck tat er als «No-go» ab. Und den Rossschwanz des aktuellen Sportchefs Remo Meyer mag er natürlich auch nicht. Man wähnt sich fast in den Sechzigerjahren, als die Beatles und die Rolling Stones mit ihren langen Haaren ganze Elternscharen in Aufruhr versetzten.

In dieser Zeit musste Gilbert Gress einen Verlust verkraften. Seine Haare, die er später zu einem grauen Helm frisierte und auch so Kultstatus erlangte, waren 1967 ein Ärgernis. Sein Chef beim VfB Stuttgart, der frühere YB-Meistertrainer Albert Sing, ordnete an, dass sich Gress vor versammelter Mannschaft die Haare schneiden lasse. Den ersten Schnitt nahm Sing gleich selbst vor – mit einer Gartenschere.

Unter dem strengen Regiment des VFB Stuttgart-Trainers Albert Sing, links, muss sich der franzoesische Internationale Gilbert Gress, sitzend, am 18. Januar 1967 seine langen Haare schneiden lassen. Den ersten Schnitt nimmt Sing mit einer Gartenschere selber vor. (KEYSTONE/PHOTOPRESS-ARCHIV/Str)