Ueli Maurers NachfolgeNatalie Rickli sagt ab für Bundesrat: Zürich vor historischem Sitzverlust
Die Zürcher SVP tut sich schwer mit der Kandidatensuche. Nun verzichtet mit Regierungsrätin Rickli eine Favoritin. Dem Kanton droht die erst zweite Phase ohne Bundesratsvertretung.
Sie galt als eine der aussichtsreichsten Kandidatinnen für die Nachfolge von Bundesrat Ueli Mauer. Doch nun erklärt die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli in unserem Interview ihren Verzicht. Der Zeitpunkt für eine Bundesratskandidatur sei «nicht ideal», so die 45-Jährige. Die Winterthurerin will im kommenden Februar ihren Sitz im Regierungsrat verteidigen. Ohne Rickli hätte der SVP in der kantonalen Regierung ein Sitzverlust gedroht.
Bereits am Dienstag hatte Nationalrat Gregor Rutz erklärt, er stehe für eine Bundesratskandidatur nicht zur Verfügung. Auch der Zürcher Finanzdirektor Ernst Stocker will nicht Bundesrat werden. Damit schwinden die Chancen der Zürcher SVP, auf einem Machtposten in Bern zu verbleiben.
Überraschungen sind in den zwei Monaten bis zur Wahl nicht ausgeschlossen - auch zürcherische nicht. Momentan sieht es aber stark danach aus, dass der bevölkerungsreichste Kanton seinen Bundesratssitz verliert, was historisch wäre. Nur in gerade mal 6 von 174 Jahren Bundesstaat war Zürich nicht in der eidgenössischen Regierung vertreten (lesen sie dazu unseren Kommentar «Eine Blamage droht: Die SVP-Spitze hat ihren Job nicht erledigt»). Natalie Rickli sagt denn auch, eine Zürcher Vertretung im Bundesrat wäre «wünschenswert».
Meistgenannter Favorit ist weiterhin der Berner Nationalrat Albert Rösti. Er ist inhaltlich voll auf Linie der SVP, hat aber wiederholt seine Konsensfähigkeit unter Beweis gestellt - gerade wieder in der Energiedebatte.
Doch nun dürfte Rösti im eigenen Kanton starke Konkurrenz erwachsen. Insider rechnen damit, dass Ständerat Werner Salzmann demnächst bekannt gibt, als Bundesratskandidat zur Verfügung zu stehen. Damit kommt es voraussichtlich zum direkten Duell zweier gestandener Berner Politiker.
Noch überhaupt nie einen Bundesrat stellten die Kantone Schaffhausen, Jura, Uri, Schwyz und Nidwalden. Die gesamte Zentralschweiz wartet schon länger auf einen Bundesrat. Die Ostschweiz hat bereits eine Vertretung, trotzdem hat eine Kandidatin gute Chancen und ist vielleicht die Einzige, die einen weiteren Berner SVP-Bundesrat verhindert könnte.
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