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Neuer Film des Regisseurs
Nanni Moretti will nicht mehr Nanni Moretti sein

Nanni Moretti spielt – nach langem Überreden, wie er sagt – auch mit: Er ist ein strenger Richter, der niemals die Fassung verliert.
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Gleich zu Beginn kracht ein Auto in ein Haus, eine richtige Actionszene, wie sie noch nie zu sehen war im Werk von Nanni Moretti. «Stimmt, ich habe versucht, mich so weit vom Moretti-Stil zu entfernen wie nur möglich», sagte der Regisseur, als er nach der Premiere von «Tre piani» in Cannes darauf angesprochen wurde.

Wie bitte? Der Mann hinter so selbstironischen Komödien wie «Caro diario» und so persönlich gefärbten Tragödien wie «La stanza del figlio» hat genug vom eigenen Stil? Oder ist es bloss Koketterie?

Nein. Mit heiligem Ernst stellt Moretti die Einwohnerschaft eines dreistöckigen Hauses – «Tre piani» – vor. Zum Beispiel die hochschwangere Frau, die allein zurechtkommen muss, weil sich ihr Mann immer auf Geschäftsreise befindet. Oder den umgänglichen Familienvater, der eine Minderjährige verführt (oder ist es umgekehrt?).

«Das wunderbare Buch habe ich in einem Zug verschlungen.»

Nanni Moretti

Das sind nicht Figuren, die Nanni Moretti erfunden hat. Erstmals in seiner langen Karriere hat der 68-Jährige auf die Vorlage eines anderen zurückgegriffen: Es ist die Verfilmung des Romans «Shalosh komot» des israelischen Autors Eshkol Nevo (auf Deutsch erschienen als «Über uns»). Der Film spielt aber nicht in Tel Aviv, sondern in Rom.

«Ich bin normalerweise ein sehr langsamer Leser», sagte Moretti, «dieses wunderbare Buch habe ich jedoch in einem Zug verschlungen. Und schon bevor ich auf der letzten Seite war, wusste ich, dass ich daraus einen Film machen will. Keinen Moretti-Film, aber einen eigenen.»

Mitspielen wollte er schon gar nicht. Seine beiden Co-Drehbuchautoren hätten ihn aber so lange bearbeitet, bis er schliesslich bereit gewesen sei, ebenfalls einen Part zu übernehmen: Moretti gibt nun einen strengen Richter, der im obersten Stock des Hauses wohnt. Und eisern juristische Prinzipien über Vaterliebe stellt.

Eine Hausbewohnerin: Alba Rohrwacher als Frau, die oft einsam ist, aber ab und zu Besuch von einem Raben bekommt. Ob er echt ist?

Es ist keine sehr sympathische Figur, aber das ist bei allen Bewohnerinnen und Bewohnern so. Moretti haben offenbar die Verwicklungen und Konflikte, in die sie sich verstricken, mehr interessiert als die Personen selbst. So erinnert «Tre piani» – wirklich sehr unmorettihaft – eher an eine Fernsehseifenoper, die sich endlos dahinziehen könnte.

«Bisher dachte ich, alle meine Filme seien Kapitel eines einzigen grossen Werkes. In diesem Fall ist es tatsächlich anders», sagte Moretti in Cannes. Aber ganz wohl schien es ihm dabei nicht zu sein: Er kündete gleichzeitig an, an einer neuen Komödie zu arbeiten. «Wohl eher im Moretti-Stil.»

Mal schauen. Festzuhalten bleibt aber: «Tre piani» ist auch in dem von Moretti beabsichtigten Sinn nicht ganz gelungen. Ab und zu schimmert trotz allem durch, was der Regisseur unbedingt vermeiden wollte: ein wenig von seinem lakonischen, trockenen Humor. Zum Glück.

Jetzt in den Kinos. 

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