Chancenlos am US OpenNadal mag nicht mehr kämpfen
Der Spanier ist im Achtelfinal an Frances Tiafoe gescheitert. Er war von Anfang an mit dem Kopf nicht richtig in New York. Nun geht er zurück zu seiner schwangeren Frau, die im Spital liegt.
Rafael Nadal hat sich schon aus vielen schwierigen Situation befreit. Am Australian Open zu Beginn des Jahres bog er den Final gegen Daniil Medwedew nach einem 0:2-Satzrückstand noch um. Da putschte er sich immer wieder auf zum grossartigen Comeback. Doch diesmal war alles anders. Im New Yorker Achtelfinal gegen den Amerikaner Frances Tiafoe (ATP 26) schleppte er sich zuletzt nur noch ausgelaugt über den Court. Man hatte fast das Gefühl, dass er nur noch darauf wartete, bis es fertig war.
Der Spanier führte im vierten Satz mit Break 3:1, gewann danach kein Game mehr und schied in dreieinhalb Stunden mit 4:6, 6:4, 4:6, 3:6 aus. Beim Herauslaufen winkte er, völlig durchschwitzt, nochmals ins Publikum und erntete einen warmen Applaus. Aber die Zuschauer hatten im Arthur Ashe Stadium mehrheitlich Tiafoe zugejubelt, den 24-jährigen Amerikaner zum Sieg getragen.
Zu Beginn der Saison hatte Nadal die Zeit zurückgedreht. Er errang in Melbourne seinen 21. und in Roland Garros den 22. Grand-Slam-Titel. Einige redeten schon vom Kalender-Grand-Slam. Doch danach wurde Nadal jäh gestoppt: In Wimbledon musste er vor dem Halbfinal gegen Nick Kyrgios mit einem Riss im Bauchmuskel Forfait geben. Nun endete die Grand-Slam-Saison für ihn in New York mit einer weiteren bitteren Enttäuschung: Im 23. Grand-Slam-Spiel in diesem Jahr kassierte er die erste Niederlage.
Nach dem ersten Satz verliess Nadal mit dem Physio den Court. Doch er stellte klar, dass er nicht verletzt gewesen sei. Er habe sich einfach die Finger neu verbinden lassen, da er seine Pflaster wegen der feuchtheissen Hitze durchgeschwitzt hatte. Er habe einfach schlecht gespielt, sagte Nadal. «Ich konnte Tiafoe nicht genug pushen, um bei ihm Zweifel zu säen. Gratulation an ihn!»
In grosse Lobeshymnen auf den Amerikaner mochte Nadal indes nicht einstimmen. Vielmehr zeigte er sich äusserst selbstkritisch. Seine Schlagqualität sei schlicht mangelhaft gewesen. Und da er nicht mehr so schnell sei wie früher, habe er das nicht kompensieren können. Ausreden mochte er nicht suchen.
«Ich könnte mich über vieles beschweren, aber ich glaube nicht, dass das die Situation verändert.»
«Ich könnte mich über viele Dinge beschweren und lamentieren, aber ich glaube nicht, dass das die Situation verändert. Wenn ich mich nicht verletze, gewinne ich vielleicht Wimbledon. Oder ich hätte in der Vergangenheit vielleicht andere Turniere gewonnen, wenn ich mich nicht verletzt hätte. Oder vielleicht hätte ich dann viel öfter verloren, wenn ich nicht diese innere Stärke aufgebaut hätte durch all diese Verletzungen. Das ist einfach Teil meiner Karriere.»
Natürlich habe auch seine schwierige Vorbereitung nach seiner Verletzungspause nach Wimbledon hineingespielt. «Aber um ehrlich zu sein: Ich trainierte gut vor dem Turnier, doch als es begann, ging mein Level herunter. Das muss ich analysieren.» In den ersten zwei Runden hatte sich der Spanier sehr schwergetan, danach schien er sich gegen Richard Gasquet in Form gespielt zu haben. Doch dem Powertennis von Tiafoe war er an diesem Tag nicht gewachsen.
Zurück zu seiner Frau
Nadal deutete an, was viele vermutet hatten: dass er mit dem Kopf nicht richtig in New York war. «Aus irgendeinem Grund hatte ich hier mit mentalen Problemen zu kämpfen. Es ist auch viel passiert in den letzten Monaten», sagte er. Seine Frau Xisca, in der 33. Woche schwanger, ist aktuell wegen Komplikationen bei der Schwangerschaft im Spital in Palma de Mallorca. «Ich muss nun zurück und mich um mein Leben kümmern», sagte er.
«Ich weiss nicht, wann ich zurück bin», fügte er an. «Ich versuche, im Kopf dann wieder bereit zu sein. Wenn ich spüre, dass ich wettkampffähig bin, werde ich zurück sein.» Nadal ist gemeldet für den Laver-Cup vom 23. bis 25. September in der Londoner 02-Arena. Doch Mitveranstalter Roger Federer wäre sicher der Erste, der verstehen würde, wenn er absagt. Es gibt wichtigere Dinge, als gelbe Tennisbälle über ein Netz zu schlagen. Familie geht vor.
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