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Neuer Netflix-Hit «Hellbound»
Nach «Squid Game» kommt koreanischer Höllen-Trash

Wer sündigt, wird von den Yeti-Dämonen geholt: Szene aus «Hellbound». 
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Angenommen, man würde ein paar Autoreifen so aufeinandertürmen, dass das Resultat von fern dem Schneemenschen Yeti ähnelt, einfach komplett schwarz, und dann diese Figur so lange in die Sauna stellen, bis sie zu dampfen beginnt, dann sollte man etwas haben, das ungefähr aussieht wie die computergenerierten Monster in «Hellbound». Wahrscheinlich sogar besser.

Innerhalb von 24 Stunden soll die sechsteilige Serie in 80 Ländern Platz 1 der Netflix-Charts erobert haben. Inzwischen ist die Mischung aus Fantasy und Horror weltweit erfolgreicher als «Squid Game» und auch in der Schweiz ein Hit. Ist das der Korea-Effekt? Oder einfach die logische Konsequenz aus dem Empfehlungs-Algorithmus der Plattform?

Total zeitgemäss oder gfürchig auf die danteske Art?

Der «Guardian», der seinerseits ja auch ein paar Klicks machen muss, attestiert der Serie bereits Klassiker-Status: Man werde noch «Jahrzehnte» über sie reden. Davon ist bei näherer Betrachtung der sechs Folgen aber wirklich nicht auszugehen.

Sündige Bürger in Südkorea werden von einem schwebenden Gruselgeist besucht, der ihnen per Dekret Tag und Uhrzeit ihres Todes mitteilt. Sobald es Zeit ist, materialisieren sich mit einigem Gepolter drei Höllen-Yetis, töten das Opfer auf brutalste Weise und flambieren es unter Höchsttemperaturen, bis ein rauchendes Gerippe übrig bleibt und die Seele in den Kreis der ewigen Verdammnis hinabgestiegen ist.

Fantastik-Schocker am Laufmeter

Abgesehen davon, dass die Kunstbluthersteller in Korea gerade ein schönes Geschäft machen, produziert das Land solche Fantastik-Schocker am Laufmeter. «Hellbound» will ein bisschen mehr sein. Es gibt einen Propheten, der die Verurteilungen als Gottes Wille interpretiert, die Sündigen zu bestrafen, und der die Geschehnisse schon vor 20 Jahren vorausgesagt hat. Seine Erweckungsbewegung nennt sich New Truth – Verschwörungserzählungen! –, und auf Tiktok betreiben hysterisch geschminkte Anhänger das, was man Doxing nennt, also die Publikation von persönlichen Informationen über Ungläubige, unter ihnen ein Ermittler und eine Anwältin.

Total zeitgemäss oder gfürchig auf die danteske Art? Wie mans nimmt, sicher ist: Das Übernatürliche kann man ja noch glauben, aber viel weniger überzeugend wirken Erkenntnisse wie die, dass sich auch eine religiöse Rhetorik vom Rechtschaffenen als Ideologie entpuppt und die Hölle wahrscheinlich nicht unterm Asphalt versteckt ist, sondern auf Erden stattfindet. Danke, Netflix, aber dafür brauchts nun wirklich keine Ewigkeit irdischer Lebenszeit.

«Hellbound», 6 Folgen, auf Netflix.