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Urteilsverkündung in London
Boris Becker zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt

Boris Becker trug zur Urteilsverkündigung eine Krawatte in den Farben des Wimbledon-Tennisturniers. Die Tennis-Ikone gewann das Londoner Grand-Slam-Turnier in den Jahren 1985, 1986 und 1989. (29. April 2022)
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Boris Becker ist am Freitag in London wegen Insolvenzverschleppung zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Der 54-jährige Ex-Tennisstar war begleitet von seiner Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro am Southwark Crown Court in der britischen Hauptstadt erschienen. Dem früheren Ausnahmesportler aus Deutschland drohten theoretisch mehrere Jahre Haft, weil er Vermögen im Wert von mehr als einer Million Euro in seinem Insolvenzverfahren nicht offengelegt hatte.

Becker war vor drei Wochen von einer Jury in mehreren Anklagepunkten schuldig gesprochen worden. Er kann sowohl gegen den Schuldspruch als auch gegen das Strafmass noch Rechtsmittel einlegen. Der 54-Jährige hatte die Vorwürfe bestritten.

Die Laienrichter am Londoner Gerichtshof waren hingegen zu der Ansicht gelangt, dass Becker eine Immobilie in seinem Heimatort Leimen verschleiert, unerlaubterweise hohe Summen auf andere Konten überwiesen und Anteile an einer Firma für künstliche Intelligenz verschwiegen hatte. 

Die Staatsanwaltschaft hatte insgesamt 24 Anklagepunkte gegen Becker erhoben. Anklägerin Rebecca Chalkley sah es als erwiesen an, dass er zahlreiche Besitztümer absichtlich verschwiegen hatte und nun seinen Beratern die Schuld zuwies, die sich ihm voraussichtlich um seine Finanzen gekümmert hatten. Der Verteidiger der Tennis-Legende hatte erklärt, sein Mandant sei zwar naiv, aber unschuldig. In 20 Punkten folgte die Jury dieser Argumentation, auch bei der Frage nach verschwundenen Pokalen. Doch der Schuldspruch in vier Punkten reicht aus, um Beckers Leben grundlegend zu verändern.

Becker, der in London lebt, war 2017 gerichtlich für zahlungsunfähig erklärt worden. Daraufhin musste er den Insolvenzverwaltern sein Vermögen offenlegen – dabei liegt er aber nach Feststellung des Gerichts wichtige Teile aus.

Sehr beliebt auf der Insel

Der dreifache Wimbledon-Sieger hatte zwar während seiner Karriere etwa 25 Millionen US-Dollar an Preisgeld eingesammelt und nach eigenen Schätzungen etwa derselben Summe mit Werbung verdient. Trotzdem geriet er in finanzielle Probleme. Becker machte dafür vor Gericht unter anderem die teure Scheidung von Ex-Frau Barbara verantwortlich sowie hohe Unterhaltskosten für Tochter Anna Ermakowa.

Becker kommentiert unter anderem für die BBC Tennisturniere und erfreut sich bei den Britinnen und Briten grosser Beliebtheit. In seiner Heimat Deutschland dagegen ist Becker immer wieder auch wegen seiner privaten Geschichten zum Ziel von Spott und Schadenfreude geworde. Seine Partnerin Lilian De Carvalho Monteiro begleitete ihn jeden Tag ins Gericht, zuletzt war auch sein ältester Sohn Noah an seiner Seite. Die beiden waren auch am Freitag mit dabei.

Der Präsident des Deutschen Tennis Bundes (DTB), Dietloff von Arnim, hatte vor der Strafmassverkündung seine Loyalität mit Becker bekräftigt. Dieser habe für das deutsche Tennis «unstreitig hervorragende Erfolge» gefeiert, sagte von Arnim am Freitag am Rande des Sandplatzturniers in München. «Wir stehen da, würde ich sagen, treu an der Seite unserer Tennis-Ikone.»

«Boris hat keine verarmten Omas abgezockt»

Thomas Gottschalk

Zuspruch erhielt Becker auch von anderen Prominenten. «Boris hat keine verarmten Omas abgezockt», sagte Entertainer Thomas Gottschalk nach der Verurteilung der «Bild»-Zeitung. Im schlimmsten Fall seien «ein paar reiche Geldgeber etwas ärmer geworden, die sich mit dem Ruhm des Tennisidols schmücken wollten». «Mein Mitleid mit denen hält sich in Grenzen», zitierte «Bild» den 71-jährigen Gottschalk.

SDA/AFP/aru