Mit «Ewigi Liebi» die Liebe zum Musical entdeckt
Auf Musikbühnen fühlt sich Tiziana Gulino wohl. Mit ihrer Rolle als Gret im Musical «Ewigi Liebi» betritt die Sängerin Neuland.

Tiziana Gulino, man sagt, Sie hätten als Kind erst gesungen und dann gesprochen...Tiziana Gulino:Das war wirklich so und dabei kaum ruhig zu stellen. Im Alter von etwa sechs Jahren begann ich Klavier zu spielen und war sehr motiviert. Später nahm ich an Talentwettbewerben teil und es folgten erste Auftritte.
Woher kommt diese Gabe?Man sagt, mein Grossvater habe als junger Mann eine wunderschöne Gesangstimme gehabt. Meine Eltern haben Festivals organsiert, bei welchen Päärchen gemeinsam auftreten konnten. Mutter und Vater haben hobbymässig gesungen. Ihre Begeisterung dafür hat wohl auf mich abgefärbt.
Ihre Wurzeln liegen in Italien. Nimmt man Sie dort als Sängerin war?Im Dorf meiner Grosseltern weiss man seit ich bei «The Voice of Switzerland» (2014) gewonnen habe, wer ich bin. Ich habe mich dort auf der Piazza schon stundenlang durch sämtliche mir einfallenden Songs gesungen.
Weshalb haben sie eigentlich bei dieser Castingshow mitgemacht?Ich bin nicht mit grossen Ambitionen hingegangen, wollte es geniessen, auf einer grossen Bühne auftreten und Erfahrungen sammeln. Das Publikum hatte Tränen in den Augen und Hühnerhaut – ich hatte sie offensichtlich mit meinem Gesang berührt. Ich wollte die Meinung Anderer hören, von Fachleuten und solchen die selber mit Herzblut musizieren. Ich bin ein bodenständiger Mensch und sehe die Dinge realistisch. Also habe ich nach meinem Sieg auch nicht abgehoben, sondern mir Zeit gelassen, dass was auf mich eingeprasselt ist zu ordnen. Schnell war klar, ich möchte den musikalischen Weg weitergehen. Es kommt nun darauf an in welcher Form, in welchem Genre und was ich aus der gemachten Erfahrung ziehe.
Bestehen noch Kontakte zu Mitstreitern von «The Voice»?Die sind eher im Sand verlaufen, obwohl wir eine wirklich gute Zeit zusammen hatten.
Sie waren damals ja noch in Ausbildung zur Pflegefach-assistentin. War ein Musikstudium ein Thema?Wir haben über das Konservatorium gesprochen, für mich war damals klar, dass das Musikmachen ein ambitioniertes Hobby bleibt und ich gerne am Spital arbeiten wollte. Meine Eltern haben mich nie in irgend eine Ausbildungsrichtung gedrängt. Sie kennen mein Bauchgefühl und unterstützen mich dabei. Mein Vater betreut das Management, aber nicht mit dem primären Ziel, Erfolge einzufahren. Ihm genügt die Anerkennung und Wertschätzung in dem was ich tue. Heute währe das Thema einer fundierten Musikausbildung aktueller.
Nach «The Voice» wurde es – was in diesem schnelllebigen Business nicht verwundert – relativ ruhig um Ihre Person. Was haben Sie bis heute gemacht?Meine Ausbildung beendet. Ich hatte mich ganz darauf konzentriert und nebenbei was noch an Auftrittsanfragen reinkam mitgenommen. Danach noch etwa ein halbes Jahr im Mitabeiter-Pool des Spitals Bülach auf Abruf gearbeitet. Seit etwa einem Jahr arbeiten wir – mit meinem Produzenten Roberto De Luca – an einem neuen Album. Die meisten Songs sind bereits eingespielt, ob es wie geplant im Herbst erscheint, ist noch offen.
Seit diesem Jahr setzen Sie ganz auf Ihre künstlerische Karriere. Wie kam es zum Engagement bei «Ewigi Liebi»?Die Produktion hatte mich zum Casting eingeladen. Sie könnten sich mich in der Rolle der Gret vorstellen.
Kam diese Anfrage überraschend?Ja, sehr. Ich durfte in «Räuber Hotzenplotz» – ein Nightmär-chen für Erwachsene im Zürcher Hechtplatz Theater mittun. Vermutlich hat Regisseur Dominik Flaschka dort ein Auge auf mich geworfen. Ich habe mich sehr gefreut, dass man mit mir zusammenarbeiten möchte. Nach dem zweiten Casting – ich trug neben dem Singen einen selber geschriebenen Monolog vor – bekam ich einen positiven Bescheid. Meine Zusage war goldrichtig. Wir proben nun schon einige Wochen und es macht eine Menge Spass.
Pop oder Musical zu singen, ist wohl ein grosser Unterschied?Bei einem Lied legst du dein Gefühl auf ein Thema. Beim Musical (aus meiner Sicht als nicht ausgebildete Musicalsängerin) dienst du zusätzlich einer Geschichte. Die Sichtweisen sind unterschiedlich: persönlich oder in einer Rolle, einer choreografierten Figur. Dazu kommt noch die Sprache.
Sie stehen also zum ersten Mal auf einer Theaterbühne?Ja. Schultheater war nie ein Thema leider, das hatte ich rückblickend schon vermisst.
Bisher konnten Sie auf der Bühne sich selber sein. Jetzt müssen Sie sich einer Figur, einer Geschichte, der Regie unterordnen. Wie fühlt sich das an?Es ist Teamarbeit. Aber auch als Musikerin bist du nicht alleine. Im Idealfall mit Band und auchsonst gibt es viele eifrige Hände die im Hintergrund Fäden ziehen. Bei «Ewigi Liebi» hat man eine Rolle zu verkörpern, in welche man sich bis zu einem gewissen Grad selber einbringen kann.
Wie haben Sie die «gestandenen» Darsteller aufgenommen?Ich machte mir im Vorfeld schon Gedanken, ob ich überhaupt den Ansprüchen gerecht werden kann, obwohl ich ein mutiger, positiv denkender Mensch bin. Das erste Treffen war schon etwas speziell. Manche kannten sich, ein Hallo da, ein Hallo dort und ich stand erst etwas wie «bestellt und nicht abgeholt» da. Aber das hat kaum eine Minute gedauert, bis ich herzlich aufgenommen wurde. Ich bin begeistert vom Zusammengehörigkeitsgefühl.
Bekamen Sie als «Neuling» Unterstützung?Man trägt mich wo nötig mit. Wo ich mich wie und wann zu bewegen habe, das obliegt dem Regisseur. Wenn wir von der Probebühne (Trockenprobe, also ohne Bühnenbild und Kostüm) auf jene in der Maag Halle wechseln, werden die Gänge real und an Details gefeilt. Da wird noch Einiges an Arbeit auf mich zukommen, aber ich freue mich auf diese Herausforderung.
Sie liefern mir das Stichwort: worin liegt bei der Figur Gret und beim Stück die Herausforderung?Ohne Ton und Text in der Geschichte präsent zu bleiben. In stummem Spiel Meinungen in bestimmten Situationen zu vertreten.
Sind Sie auf den Geschmack gekommen?Bisher voll und ganz. Noch weiss ich nicht, wie es sich Abend für Abend vor Publikum auf der grossen Bühne zu stehen anfühlt, aber ich kann mir schon vorstellen, weitere theatralische Bühnenabenteuer auszuloten.
«Ewigi Liebi»Wiederaufnahme, Ab 2. März. Maag Halle, Zürich. Infos/Tickets: www.ewigiliebi.ch
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