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Autosleep im Test
Mit einer App den Schlaf tracken – was bringt das?

Die Autosleep-App zeigt mit bunten Ringen und Diagrammen an, ob man gut oder schlecht geschlafen hat.
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Die smarten Geräte sind längst nicht mehr nur Assistent und vielseitiges Hilfsmittel. Sie gebärden sich auch als Coach und haben das erklärte Ziel, uns zu einem besseren Lebenswandel zu erziehen. Vor allem die smarten Uhren zeigen Nanny-hafte Züge: Die Apple Watch beispielsweise ist der festen Überzeugung, ihr Träger müsse sich mindestens einmal pro Stunde für eine Minute von seinem Bürostuhl erheben. Sie gibt auch ein tägliches Bewegungsziel vor, das sie mal motivierend («Du kannst es noch schaffen, Matthias»), mal strafend einfordert («Matthias, achte auf deine Ringe!»). Gemeint sind übrigens nicht die Ringe am Bauch, sondern die auf dem Display, die anzeigen, wie viel Auslauf man schon hatte.

Die Uhr ist unzufrieden mit ihrem Besitzer: «Achte auf deine Ringe!»

In meinem Umfeld kommt das mehr oder weniger gut an: Die einen reagieren regelrecht allergisch auf die Anteilnahme. Andere nehmen die Gelegenheit zur Selbstoptimierung gern wahr und erklären, das Tracking habe sich positiv auf die Gesundheit ausgewirkt.

Ich persönlich kann positive Effekte auf mich nicht verneinen, habe aber trotzdem Vorbehalte. Besonders bevormundend empfinde ich die «Streaks»: Die App zählt, wie viele Tage hintereinander ich ein Ziel erreicht habe. Das erhöht den Druck, die Strähne nicht abreissen zu lassen. Das hat die unsinnige Folge, dass ich selbst mit Fieber oder Bauchkrämpfen meine Runde abspule, bloss der Statistik wegen.

Die Schlafdauer überwachen

Die Selbstoptimierung macht aber auch vor dem Schlafzimmer nicht halt. In der Health-App des iPhones legt man bei «Entdecken > Schlaf» die Schlafdauer fest, die man gern erreichen möchte, und erfährt, wie oft man sie pro Woche erreicht hat. Das bringt mich tatsächlich dazu, am Abend vor dem Einschlafen das Hörbuch rechtzeitig auszumachen, um auf meine acht Stunden zu kommen.

In den Stores gibt es Apps, die noch deutlich weiter gehen: Autosleep, die es für fünf Franken bei Apple gibt, misst nicht nur die Länge, sondern gibt mithilfe der Apple Watch und deren Sensoren auch eine qualitative Beurteilung ab: Puls, Sauerstoffsättigung, Atemfrequenz und Umgebungsgeräusche fliessen in bunte Diagramme ein, die einem anzeigen, ob man seine Zeit im Bett effektiv genutzt hat oder nicht. Bei der Bewertung sieht man, wie lange man im Tiefschlaf war und ob man sich erholt hat.

Rechtfertigung für ein Mittagsschläfchen

Das hat ohne Zweifel einen Erkenntniswert: Die Analyse stimmt in den allermeisten Fällen mit meinem subjektiven Empfinden überein. Wenn ich finde, ich sei ausgeschlafen, dann zeigt die App grüne Kreise. Als Nutzer kann man sein subjektives Gefühl mit objektiven Daten untermauern: Sehe ich in der App, dass ich nur drei Stunden Nachtruhe gefunden habe, dann habe ich weniger Skrupel, ein längeres Mittagsschläfchen einzuschieben. Denn sogar mein Chef wird bei dieser Datenlage nicht bestreiten können, dass sich das positiv auf meine Leistungsfähigkeit auswirkt.

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Man sieht, wann man gut und ausreichend geschlafen hat und wann das Schlafkonto ins Minus rutschte.
In der Übersicht zeigt die App Schlafdauer und -qualität an.
Man sieht, wann man gut und ausreichend geschlafen hat und wann das Schlafkonto ins Minus rutschte.

Interessant sind auch die Daten über die Zeit. Die Trends lassen sich subjektiv kaum so deutlich erfassen. Eine Verschlechterung zu quantifizieren, ist nicht nur theoretisch interessant: Das kann ein Anlass sein, an den Lebensumständen etwas zu ändern. Der Hersteller verweist auf Rückmeldungen von Usern, die dank der App auf medizinische Probleme wie Schlafapnoe aufmerksam geworden seien.

Die Gefahr besteht, dass man das Schlafen zum Leistungssport macht.

Ein Schlafexperte der Johns-Hopkins-Universität merkt an, dass die Tracker den Schlaf nur indirekt messen und darum nicht um Vermutungen herumkommen würden: Wie lange man tatsächlich schläft, ist geschätzt. Trotzdem können die Apps Muster aufzeigen, insbesondere zu den idealen Einschlaf- und Aufwachzeiten.

Es ist aber nicht wegzudiskutieren, dass die Tracker auch einen Druck erzeugen – und die Gefahr besteht, dass man das Schlafen in einen Leistungssport verwandelt, bei dem man sich kontinuierlich verbessern will. Das lässt sich nur mit dem klaren Vorsatz verhindern, dass man sich von Smartphone, Apps und Uhren nicht herumkommandieren lassen will.

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