Wawrinkas BelohnungMit Disziplin, Geduld und altem Coach zu neuer Grösse
Mit 37 Jahren und nach einer einjährigen Pause begeistert Stan Wawrinka an den Swiss Indoors. 2023 sieht er für sich keine Grenzen.
Als Stan Wawrinka am vergangenen Sonntag in Basel vor die Medien trat, war das Interesse gering. Und manch einer runzelte die Stirn, als er sagte: «Ich weiss, dass ich alle schlagen kann, dass ich in Form bin. Und ich weiss, dass ich noch ein gutes Jahr in mir habe.» Wer allerdings dachte, der 37-jährige Waadtländer mache sich doch nur etwas vor, wurde zwei Tage später eines Besseren belehrt.
Wawrinka überraschte in Basel an einem seiner denkwürdigsten und emotionalsten Tage gleich doppelt – erst mit seinem 6:4, 6:4 über den Paris- und US-Open-Finalisten Casper Ruud (ATP 3), dann mit der Nachricht, dass er sich vom Südamerikaner Daniel Vallverdu getrennt hat und wieder mit Magnus Norman arbeitet. Mit dem Schweden bildete er acht Jahre lang eines der erfolgreichsten Gespanne im Welttennis, ehe sie sich im Herbst 2020 trennten.
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Norman, einst selber Roland-Garros-Finalist, weilt mit Wawrinka auch schon in Basel, will vorerst aber keine Interviews geben. Seine Rückkehr an die Seite des Lausanners aber sagt schon genug aus. Denn Norman, der in Schweden eine Tennisakademie führt, opfert seine Zeit nicht und geht auf Reisen, ohne allerhöchste Ziele zu verfolgen. Und in den Jahren, in denen die beiden zusammengearbeitet hatten, übertraf Wawrinka diese sogar noch.
In den besten Jahren, 2013 bis 2016, wurde aus dem Zögerer und Zauderer ein dreifacher Grand-Slam-Champion, die Nummer 3 der Welt, «Stanimal» oder «Stan the Man». In dieser Phase gewann der Romand an Grand-Slam-Turnieren über 83 Prozent seiner Partien, womit er sogar erfolgreicher war als Roger Federer und Rafael Nadal. Im Final von Melbourne schlug er 2014 Nadal, in Paris (2015) und New York (2016) Djokovic.
«Es ist geplant, dass er die Führung meines Teams übernimmt, an der Vorbereitung und den grossen Turnieren dabei ist.»
«Es ist geplant, dass er die Führung meines Teams übernimmt, an der Vorbereitung und den grossen Turnieren dabei ist», sagt Wawrinka zu den Plänen mit Norman. Der Schwede kennt Wawrinka wie kaum ein anderer und weiss, wie hart er kämpfen und Widerstände überwinden kann. Getreu dem Motto, das er sich auf seinen Arm tätowieren liess: «Ever tried. Ever failed. No matter. Try again. Fail again. Fail Better.» Immer versucht, immer gescheitert, egal, versuche es nochmals, scheitere nochmals, scheitere besser.
Umsichtig geleitet und geführt von Fitnesscoach Pierre Paganini, den er sich mit Roger Federer während Jahren teilte, stand Wawrinka auch nach seinem schlimmsten Rückschlag nochmals auf. Ein Jahr lang konnte er ab März 2021 keine Turniere spielen, wegen seiner Probleme mit dem linken Fuss.
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Eine erste Operation brachte keine Linderung, im Gegenteil. Eine schwierige zweite folgte, Wawrinka sank in ein Loch. «Ich hatte starke Momente des Zweifels nach der zweiten Operation, weinte im Spitalbett.» Der Motor, der ihn antrieb, war seine aussergewöhnliche Leidensfähigkeit.
Als er im vergangenen März an einem Challenger-Turnier in Marbella zurückkam und sogleich verlor, machte er sich nichts vor. «Ich wusste, dass es in meinem Alter lange dauern würde, den Motor wieder anzuwerfen», sagt er im Rückblick. «Ich brauchte sehr viel Geduld und Disziplin. Und darauf bin ich stolz.» Im Mai war er nur noch die Nummer 361 der Welt. Nach dem US Open hatte er sechs Niederlagen in Serie angesammelt. Doch mit Norman kam auch der Erfolg zurück: Am Turnier in Metz spielte er sich Ende September als Qualifikant bis in die Halbfinals, schlug dabei auch Daniil Medwedew (ATP 4).
«Ich weiss, dass ich mich noch in vielen Belangen verbessern kann, bin auch noch auf der Suche nach dem Selbstvertrauen.»
Zwar musste er im Halbfinal aufgeben, doch er sagt: «Es war das erste Mal seit drei Jahren gewesen, dass ich innerhalb von sechs Tagen fünf Matches auf hohem Niveau bestritten hatte.» Was er sucht, sind nicht die kurzen, spektakulären Erfolge. «Ich will dieses Niveau nächstes Jahr möglichst oft erreichen können», sagte er nach dem Sieg über Ruud. Deshalb will er weiter jeden Tag alles geben, unnachgiebig mit sich sein, für jedes Detail kämpfen. «Ich weiss, dass ich mich noch in vielen Belangen verbessern kann, bin auch immer noch auf der Suche nach dem Selbstvertrauen.»
Schlägt er im Achtelfinal auch den Amerikaner Brandon Nakashima (ATP 44), würde Wawrinka schon wieder unter den Top 150 stehen. Doch er hat es nicht eilig. Das Australian Open wird er dank seinem geschützten Ranking ohnehin bestreiten können, und bereits steht auch fest, dass Norman ihn in Melbourne betreuen wird. Was soll da also schon schiefgehen?
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