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«Mindestfallzahlen sind für uns grosse Hürden»

Das See-Spital kann für 2016 einen Gewinn von 8,9 Millionen Franken ausweisen.
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Das See-Spital bereitet sich schon heute auf die von der Gesundheitsdirektion forcierte Ambulantisierung vor, das heisst weg von stationären Aufenthalten hin zur Behandlung und Betreuung in einer Tagesklinik. Welche Konsequenzen hat das für das See-Spital?Matthias Pfammatter: Die Ambulantisierung in der Chirurgie ist eine Herausforderung, die wir anpacken müssen. Wir müssen uns fragen: Was machen wir mit diesen leeren Betten? Wir wissen, dass die Aufenthaltstage abnehmen werden.

Wer entscheidet letztlich, wann ein Patient entlassen wird?Pfammatter: Das entscheidet selbstverständlich immer der verantwortliche Kaderarzt. Wir sind auch nicht daran interessiert, die Betten künstlich zu füllen, indem alle einen Tag länger bleiben – das würde nur zusätzliches Geld und Personal kosten. Die Länge des Aufenthalts wird über die Fallpauschalen definiert. In einer Tagesklinik tritt der Patient beispielsweise am Morgen ein, wird untersucht, behandelt oder operiert und kann am Abend wieder nach Hause gehen.

Haben Sie kreative Ideen, was mit den leeren Betten geschehen soll?Lorenzo Marazzotta: Dies wird derzeit intensiv in einer Arbeitsgruppe diskutiert. Eine Idee ist sicher, alternative Angebote wie die Schlafmedizin zu etablieren. Es geht aber auch darum, die Patienten aus der Region durch gute Arbeit zu halten oder solche, die jetzt ins Hirslanden oder ins Triemli gehen, zurückzugewinnen.

Die Gesundheitsdirektion wird in drei Jahren wieder Leistungsaufträge vergeben.Pfammatter: Die Leistungsaufträge betreffen den stationären Teil. Die Spitalliste gilt bis 2020, dann werden die Karten neu verteilt, und wir können uns bewerben. Uns als mittelgrossem Spital auferlegt man mit den Mindestfallzahlen grosse Hürden, die wir in gewissen Bereichen, wie zum Beispiel mit gewissen Eingriffen in der Onkologie, kaum erreichen können. Ab 2018 sollen diese Mindestfallzahlen neu definiert werden. Es kann sein, dass die Mindestfallzahlen für gewisse Behandlungen bei zehn Eingriffen bleiben, während bei anderen diese bis auf 35 hinaufgesetzt werden können.

«Unsere Investitionen im letzten Jahren werden sich in den Fallkosten niederschlagen.»

Matthias Pfammater, Direktor See-Spital

Könnten die ambulanten Operationen in einem Ihrer acht Operationssäle durchgeführt werden?Marazzotta: Nur vorübergehend, auf lange Sicht rechnet sich das nicht. Eine Arbeitsgruppe ist ganz intensiv am Planen eines ambulanten Operationszentrums, das einen professionellen Ablauf gewährleistet.

Können Sie etwas zum Unterschied zwischen stationären und ambulanten Aufenthalten sagen?Pfammatter: Stationäre Aufenthalte sind personal- und kostenintensiv. Für ambulante Eingriffe braucht es beispielsweise auch keine Intensivstation. An stationäre Aufenthalte zahlt der Kanton 55 Prozent und die Krankenkasse 45 Prozent. An ambulante Behandlungen zahlt nur die Krankenkasse. Deshalb müssen wir alle Kosten hinterfragen. Um ein einfaches Beispiel zu nennen: Heute gibt es Skalpelle, die 1.50 Franken kosten und nachher weggeworfen werden. Wiederverwendbare Skalpelle müssen nach deren Einsatz aufwändig sterilisiert und für den nächsten Eingriff aufbereitet werden. Lohnt sich das? Da ist ein Paradigmenwechsel angezeigt.

Was tun Sie, um Zusatzversicherte zu halten oder weitere zu gewinnen?Marazzotta: Wir sind am Standort Kilchberg daran, neue Belegärzte zu akquirieren. Heute haben wir Verträge mit 180 Ärzten, davon kontinuierlich tätig sind deren 120. Aber, wir sind ja Grundversorger. Unser oberstes Ziel ist eine gute Versorgung der Region.

Aufgefallen ist in den letzten Monaten eine intensive Werbekampagne für das See-Spital. Lancierten Sie diese als Gegenmassnahme zu den Negativschlagzeilen um Ihre Schmerzklinik?Marazzotta: Diese Kampagne ist bereits vor den Vorfällen in der Schmerzklinik aufgegleist worden. Uns ging es jetzt darum, das See-Spital als erstklassigen Regionalversorger in Erinnerung rufen.

Bei den Fallkostenpauschalen lagen Sie 2015 tief. Können Sie schon etwas zu 2016 sagen?Pfammatter: 2015 hatten wir die zweitgünstigste Fallpauschale, nämlich 8807 Franken, weil wir in jenem Jahr nicht viel investiert haben. 2016 haben wir viel investiert, haben alle Operationssäle in Bezug auf Lüftung und Beleuchtung auf den neusten Stand gebracht. Das verursachte hohe Kosten für das Spital, die sich schliesslich auch in den Fallkosten niederschlagen. 2016 werden unsere Fallkosten, was unsere Berechnungen ergaben, etwa bei 10 000 Franken liegen.