Krieg in der UkraineSchweiz verurteilt Angriff auf Einkaufszentrum
Nach dem russischen Raketenangriff in der Zentralukraine steigt die Zahl der Todesopfer. Westliche Politiker zeigten sich entsetzt über den Angriff.
Die offizielle Schweiz hat den russischen Raketenangriff auf ein Einkaufszentrum in der ukrainischen Stadt Krementschuk verurteilt. Es handle sich um eine schwerwiegende Verletzung des humanitären Völkerrechts, schrieb das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Montagabend auf Twitter.
Ein weiteres Mal werde die ukrainische Zivilbevölkerung zum direkten Angriffsziel, hiess es in der Stellungnahme weiter. Man sei zutiefst bestürzt über die Bombardierung. Die Schweiz rufe Russland einmal mehr auf, seine militärische Aggression gegen die Ukraine unverzüglich zu beenden.
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Bei dem Angriff sind nach Angaben der regionalen Behörden mindestens 15 Menschen getötet worden. Zudem wurden mehr als 40 Menschen verletzt, wie der Gouverneur der Region Poltawa, Dmytro Lunin, mitteilte.
Zum Zeitpunkt des Raketenbeschusses hatten sich laut dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski «mehr als 1000 Menschen» in dem Einkaufszentrum aufgehalten. «Der Raketenbeschuss von Krementschuk traf einen belebten Ort, der nichts mit den Kämpfen zu tun hat», schrieb der Bürgermeister der Stadt mit ehemals 220’000 Einwohnern, Vitali Maletsky, im Onlinenetzwerk Facebook.
Krementschuk liegt etwa 250 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Kiew. Die Gegend war bislang von den Kämpfen seit Beginn des russischen Angriffskrieges im Februar weitgehend verschont geblieben. «Das Einkaufszentrum steht in Flammen, und die Rettungskräfte bekämpfen den Brand», schrieb Präsident Selenski im Onlinedienst Telegram. Er veröffentlichte ein Video, das einen brennenden Gebäudekomplex sowie Rettungsdienste und Feuerwehrwagen zeigte.
Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe wurde das Einkaufszentrum von Kh-22-Anti-Schiffsraketen getroffen, die von der russischen Region Kursk aus abgefeuert worden waren. Gouverneur Lunin warf den russischen Truppen «Kriegsverbrechen» und «Verbrechen gegen die Menschlichkeit» vor. Ein Raketenangriff auf ein volles Einkaufszentrum sei ein «zynischer Terrorakt gegen die Zivilbevölkerung».
G7 verurteilen Angriff auf Einkaufszentrum – «Kriegsverbrechen»
Der G7-Gipfel hat den Raketenangriff auf das Einkaufszentrum verurteilt und Russland mit Konsequenzen gedroht. «Wahllose Angriffe auf unschuldige Zivilisten sind ein Kriegsverbrechen. Russlands Präsident Putin und die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen werden», hiess es in einer Erklärung der Gipfelteilnehmer am Montagabend.
Zur G7-Runde führender demokratischer Wirtschaftsmächte gehören neben Deutschland und den USA auch Kanada, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Japan. Zudem nehmen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Ratspräsident Charles Michel am Gipfel teil.
Michel sprach von einem «schrecklich wahllosen» russischen Raketenangriff. Die Einschüchterungstaktik Russlands werde aber nicht funktionieren, zeigte er sich bei Twitter überzeugt. Das französische Aussenministerium kritisierte die Attacke als weitere entsetzliche Verletzung des humanitären Völkerrechts. Russland werde sich für diese Taten verantworten müssen.
Der britische Premierminister Boris Johnson attestierte Russlands Präsident Wladimir Putin «abgrundtiefe Grausamkeit und Barbarei». Putin bewirke damit jedoch nur, dass die Entschlossenheit Grossbritanniens und der anderen G7-Länder gestärkt werde, die Ukraine «so lange wie nötig» zu unterstützen.
Der Raketenangriff soll auch den Uno-Sicherheitsrat beschäftigen. Das mächtigste Uno-Gremium will am Dienstag um 21 Uhr (MESZ) zu dem Thema beraten, wie Diplomaten in New York am Montag mitteilten. Das Treffen war auf Bitten der Ukraine anberaumt worden. Uno-Sprecher Stéphane Dujarric erinnerte daran, dass die Kriegsparteien laut internationalem Recht zum Schutz von Zivilisten und ziviler Infrastruktur verpflichtet sein.
Nach drei Wochen relativer Ruhe war am Sonntag auch die ukrainische Hauptstadt Kiew wieder beschossen worden. Auch in Charkiw, der zweitgrössten Stadt der Ukraine, gingen am Montag Raketen nieder. Dabei seien vier Menschen getötet worden, erklärte Regionalgouverneur Oleg Sinegubow. 19 weitere Menschen seien verletzt worden, darunter vier Kinder. «Der Feind terrorisiert bewusst die Zivilgesellschaft», schrieb Sinegubow im Messengerdienst Telegram.
Im Osten des Landes wurden die Stadt Lyssytschansk und umliegende Ortschaften weiter heftig beschossen. Lyssytschansk ist das nächste wichtige Ziel der russischen Truppen, nachdem sie die Nachbarstadt Sjewjerodonezk nach wochenlangen Gefechten am Wochenende gänzlich eingenommen hatten. Die Region Luhansk, eine der beiden Teilregionen des Donbass, steht damit nahezu vollständig unter russischer Kontrolle.
«Lyssytschansk und die umliegenden Dörfer erleben ihre schwersten Tage. Die Russen zerstören alles auf ihrem Weg», erklärte Luhansks Regionalgouverneur Serhi Haidai. Sollten die russischen Truppen auch Lyssytschansk einnehmen, könnten sie anschliessend Kramatorsk und Slowjansk in der zweiten Donbass-Teilregion Donezk ins Visier nehmen. Slowjansk ist ebenfalls bereits Ziel heftiger russischer Luftangriffe.
AFP/SDA/aru
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