Teures Grundstück am ZürichbergFrüheres Meteo-Schweiz-Haus wird zur Sekundarschule
Zehn Jahre Schulbetrieb für 23 Millionen Franken: Die Stadt darf ein Bürogebäude zur provisorischen Schule umbauen. Wenn die Bevölkerung ebenfalls Ja sagt.
Manchmal reicht ein zweiter Anlauf. Und dann klappt es doch.
So hat der Zürcher Gemeinderat am Mittwochabend den Umbau des ehemaligen Meteo-Schweiz-Hauses zur provisorischen Sekundarschule bewilligt. Das 4900 Quadratmeter grosse Grundstück am Zürichberg gehörte ursprünglich dem Bund, 2021 kaufte es die Stadt für 29 Millionen Franken.
Noch im letzten November hatte der Stadtrat das gleiche Schulhausprojekt kurz vor der Verhandlung zurückgezogen. Es hätte keine Mehrheit erreicht im Stadtparlament. Ein gutes halbes Jahr später stimmte das gleiche Parlament der gleichen Vorlage mit 84 Ja- zu 29 Nein-Stimmen deutlich zu.
Für den Umschwung sorgten SP, GLP und AL, die im November das provisorische Schulhaus ablehnten (GLP, AL) oder sich enthalten hatten (SP). Die FDP war von Anfang an dafür gewesen, die Mitte/EVP sagte ebenfalls Ja. Grüne und SVP blieben bei ihrem Widerstand.
Der Stadtrat setzt sich durch
Die Rednerinnen von SP und AL erklärten den Positionswechsel mit der ausführlicheren Begründung, die der Stadtrat für den Bedarf an Schulraum nachgeliefert habe. «Diese Berechnungen haben uns überzeugt», sagte Maya Kägi Götz (SP).
Laut Stadtrat braucht es im Schulkreis Zürichberg rund zehn Jahre lang mehr Schulraum. Ein Erweiterungsprojekt beim Schulhaus Langmatt in Witikon verzögere sich. Zudem biete das Schulhaus Hirschengraben wegen des Brandes vorübergehend weniger Platz. «Wir haben das x-mal durchgespielt. Sonst haben wir zu wenig Schulraum», sagte Filippo Leutenegger (FDP), Vorsteher des Schul- und Sportdepartements. In den zwei umgebauten Meteo-Schweiz-Gebäuden sollen neun Sekundarklassen unterkommen. Eine temporäre Sporthalle möchte die Stadt auf der Hochschulsportanlage Fluntern erstellen, die 900 Meter entfernt beim Zoo liegt.
Der Umbau zur provisorischen Sek samt Turnhalle kostet rund 23 Millionen Franken. Dazu kommen knapp 11 Millionen für die Instandsetzung der Gebäude, die laut Stadtrat sowieso nötig wird. Die 23 Millionen hatten ursprünglich ebenfalls zur Ablehnung beigetragen. «Wir hofften auf eine günstigere Variante», sagte Ann-Catherine Nabholz (GLP). Auch Sabine Koch (FDP) sprach von einem stolzen Preis. Aber beide sehen keine bessere Lösung.
Grüne wollen rasch Wohnungen
Die Grünen hingegen zweifelten an den Berechnungen des Stadtrats. Es mangle an Zimmern für maximal vier Sekundarklassen und nicht wie behauptet für neun, sagte Balz Bürgisser. Diese vier Klassen liessen sich auch in Züri-Modular-Pavillons beim Schulhaus Hofacker unterbringen. «Der Stadtrat schafft für viel Geld Überkapazität am Zürichberg», sagte Bürgisser. Ausserdem liege die provisorische Turnhalle viel zu weit weg.
Die Grünen forderten stattdessen in einer Motion, dass die Stadt auf dem Meteo-Schweiz-Areal möglichst schnell gemeinnützige Wohnungen umsetze. Auch der Zürichberg müsse zur Linderung der Wohnungsnot beitragen. Laut Stadtrat dauert die Planung von Wohnungen sieben bis zehn Jahre. «Wir sind überzeugt, dass dies schneller ginge», sagte Balz Bürgisser.
Stadtrat Filippo Leutenegger verwies auf den Denkmalschutz, unter dem das ältere Gebäude aus dem Jahr 1949 steht. Dies mache Abklärungen nötig, die viel Zeit bräuchten. Zudem habe der Bund das Gebäude auch darum an die Stadt verkauft, weil diese den Mangel an Schulraum als Bedürfnis angab. «Die ETH wäre ebenfalls interessiert gewesen», sagt Leutenegger.
Am Ende erklärten sich die Grünen bereit, ihre Motion zu einem Postulat abzuschwächen. So stellten sich alle Partien ausser FDP und SVP hinter das Ziel, dass nach der Schulnutzung Wohnungen entstehen sollen auf dem Grundstück.
Aus Sicht der SVP eignen sich die Bürogebäude weder zum Unterrichten noch zum Wohnen. Für viele Schülerinnen und Schüler sei die Anfahrt viel zu weit. «Das gibt die reinste Völkerwanderung mit verstopften Trams», sagte Bernhard im Oberdorf (SVP). Ausserdem koste alles viel zu viel, die Stadt hätte das Grundstück nie kaufen sollen.
Über die 23 Millionen Franken für die Umnutzung zum temporären Schulhaus wird es eine Volksabstimmung geben.
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