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Neue Wohnungen in Zürich
Mehr Geld und weniger Parkplätze für die Riesensiedlung Harsplen

*Neuer Streit um Wohnbauprojekt in Zürich*: Linke fordern mehr preisgünstige Wohnungen bei Swisscanto-Grossprojekt in Witikon - es droht eine Blockade

Zürich, 23.8.2023
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Auf einer Wiese am Rande von Witikon plant die Stadt Zürich eine ihrer grössten Wohnsiedlungen. 370 gemeinnützige Wohnungen für rund 730 Menschen sollen auf dem Harsplen-Areal entstehen. 

Momentan läuft die Planung. Und diese kostet. Am Mittwochabend hat der Gemeinderat den Planungskredit von knapp 2 Millionen auf 11,75 Millionen Franken erhöht. Die Debatte drehte sich aber vor allem um die Zahl der Parkplätze und den Gesamtpreis des 220-Millionen-Projekts.

Unter Druck verkauft

Dieses hat eine ungewöhnliche Geschichte. Bis vor gut einem Jahr gehörte das Grundstück an der Witikonerstrasse der Swisscanto, einer Anlagestiftung der Zürcher Kantonalbank. Für die geplante Siedlung hätte die Swisscanto einen Landtausch mit der Stadt Zürich gebraucht. Einen solchen wollte die rot-grüne Mehrheit im Gemeinderat allerdings nur gewähren, wenn die Swisscanto auch einen Anteil an gemeinnützigen Wohnungen erstellen würde. Das behagte der Anlagestiftung offenbar nicht.

Im März 2024 kaufte der Stadtrat die 30’000 Quadratmeter der Swisscanto für 211,28 Millionen Franken ab. Darin inbegriffen waren auch die Baupläne. Diese hat die Stadt übernommen.

Die zusätzlichen Planungskosten von fast 10 Millionen Franken begründete Anjushka Früh (SP) mit Optimierungen am Swisscanto-Projekt. Auch der vorgesehene Wohnungsmix mit vielen kleineren Wohnungen werde überprüft.

Die SVP forderte einen Neuanfang. Die Stadt baue viel zu teuer. Beim vorgesehenen Preis von insgesamt 223 Millionen Franken koste eine Wohnung rund 600’000 Franken. Bei Baugenossenschaften und Privaten betrage dieser Wert nur 350’000 Franken. Daher verlangte die SVP, dass die Siedlung höchstens 130 Millionen kosten dürfe. Der grosse Unterschied zu den Privaten zeige, dass etwas nicht stimme, sagte Samuel Balsiger.

Die FDP unterstützte den Antrag. Die Stadt baue 50 Prozent teurer, als die Swisscanto geplant habe. Dadurch würden die Stadtwohnungen zu teuer ausfallen und müssten subventioniert werden, sagte Hans Dellenbach. 

Rednerinnen von SP, Grünen und AL sahen die Kosten ebenfalls kritisch. Das Problem liege aber beim überteuerten Kaufpreis, den die Stadt wegen des «Irrsinns» auf dem Bodenmarkt habe zahlen müssen, sagte Martin Busekros (Grüne). 130 Millionen reichten niemals für den Bau. Tanja Maag (AL) wies darauf ihn, dass im städtischen Projekt auch drei Kindergärten sowie Photovoltaikanlagen enthalten seien. Dazu komme die Bauteuerung. 

Auch die GLP und die Mitte/EVP stimmten gegen den Kostendeckel. Zwar hatten sie den Kauf des Areals wie FDP und SVP abgelehnt. Aber jetzt dürfe man das Projekt nicht weiter verzögern, fanden Vertreter beider Parteien. Der SVP-Antrag scheiterte mit 81 zu 32 Stimmen.

Pro Parkplatz 100’000 Franken sparen

Mit 74 Ja- (SP, Grüne, GLP, AL) zu 41 Nein-Stimmen (FDP, SVP, Mitte/EVP) stimmte der Rat hingegen der Forderung der Grünen zu, die Anzahl Parkplätze auf das gesetzliche Minimum zu senken. Die Parkfelder sollen Menschen mit Beeinträchtigung, Besuchenden und Carsharingautos vorbehalten bleiben. Ursprünglich waren 160 vorgesehen, nun könnten es über 100 weniger werden.

Weil sich dadurch die geplante Tiefgarage deutlich verkleinern lasse, spare man mit dem Verzicht viel Geld, sagte Martin Busekros, bis zu 100’000 Franken pro Parkplatz. Zudem sei Witikon im Vergleich zu früher mit dem öffentlichen Verkehr gut angebunden, sagte Balz Bürgisser (Grüne), der bis vor kurzem Quartiervereinspräsident von Witikon war. 

Dies bestritten FDP und SVP. Am Stadtrand machten autoarme Siedlungen keinen Sinn, sagte Hans Dellenbach (FDP). Ohne Parkplätze entstünde auf dem Areal eine links-grüne Monokultur.

In fünf Jahren sollen die Häuser stehen

Nach dem Entscheid des Gemeinderats kann die Stadt mit der Planung fortfahren. Im Sommer 2026 soll die Volksabstimmung über das Projekt stattfinden. 2030 soll dieses zum Einzug bereitstehen.

Das Quartier freut sich gemäss Balz Bürgisser darauf. Bislang gibt es in Witikon vergleichsweise wenige Wohnungen von Genossenschaften oder der Stadt. Durch die neue Siedlung werde sich der Anteil der gemeinnützigen etwa verdoppeln.