Homeschooling wegen CoronaMehr Eltern nehmen ihre Kinder aus der Schule
Zum Schulbeginn 2021 werden im Kanton Zürich 500 Kinder zu Hause unterrichtet, doppelt so viele wie vor der Corona-Pandemie.
Die Schweiz erlebt derzeit eine beispiellose Zunahme an Homeschooling. Waren im Sommer 2019 schweizweit rund 2200 Kinder für den Unterricht daheim angemeldet, so sind es zum Schulbeginn 2021 knapp eineinhalbmal so viele: rund 3200. Das zeigt eine Umfrage der «NZZ am Sonntag» bei den Bildungsdirektionen. Gemessen an der Gesamtzahl von knapp einer Million schulpflichtigen Kindern ist der Anteil zwar immer noch sehr klein. Doch die Nachfrage wächst. Besonders stark ist der Anstieg im Kanton Zürich, wo sich die Zahl zwischen 2019 und 2021 von 250 auf 500 verdoppelt hat.
Warum Eltern ihre Kinder aus der Volksschule nehmen, bleibt oft unklar. Vielerorts müssen sie keinen Grund angeben. Im Kanton Zürich ist die Ursache für die Verdoppelung indes offensichtlich: «Die starke Zunahme – auf sehr tiefem Niveau – ist sicher in den Kontext der Pandemie zu stellen», schreibt die Zürcher Bildungsdirektion. «Wir beobachten zwei Gruppen, die sich für Homeschooling entscheiden: jene, die Angst haben, dass die Kinder das Virus mit nach Hause bringen, und jene, welche die Schutzmassnahmen (insbesondere Masken) ablehnen.»
Die halbe Klasse fehlte
So wurde Anfang Jahr bekannt, dass in der Oberländer Gemeinde Fischenthal in einer Klasse insgesamt zehn Kinder für den kurzfristigen Privatunterricht, also Homeschooling, angemeldet wurden. Das entsprach der halben Klasse.
Im Kanton Bern verzeichnen die Behörden einen Zuwachs von 664 auf 934. Zugenommen haben die Zahlen auch in den zwei bevölkerungsreichen Westschweizer Kantonen Waadt und Genf. Aus den Kantonen Neuenburg und Schaffhausen heisst es, der Grund sei oft Angst vor einer Ansteckung sowie Unsicherheit.
Privatunterricht ist in Zürich nicht bewilligungspflichtig. Die Eltern müssen das Homeschooling einzig der Schulpflege ihrer Wohngemeinde und der Bildungsdirektion melden. Der Kanton Waadt plant unabhängig von Corona eine Verschärfung der Praxis: Dass bisher keine Begründung nötig sei, habe dazu geführt, dass viele Familien aus anderen Kantonen sowie aus Frankreich zugezogen seien, schreibt die waadtländische Bildungsdirektion. Seit 2013 verzeichne man jährlich eine Zunahme um 20 Prozent. Künftig sollen Kinder in der Waadt nur noch zum Semesterbeginn umgeschult werden dürfen. Die Gesetzesänderung sieht ausserdem vor, dass Eltern ihr Schulkonzept autorisieren lassen müssen.
jig
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