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Medienkonferenz im Livestream
Asylminister Beat Jans zieht erste Bilanz nach 100 Tagen im Amt

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Den Pendenzenberg von hängigen Asylgesuchen abbauen, mehr Geflüchtete in den Arbeitsmarkt bringen, häusliche Gewalt bekämpfen und ebenso die Lohndiskriminierung: Nach fast 100 Tagen im Amt hat der neue SP-Bundesrat Beat Jans seine politischen Schwerpunkte vorgestellt. Er plädiert für Zusammenarbeit und äussert sich pragmatisch.

Seine Arbeit will der neue Justizminister am Leitsatz «Zäme goht’s besser» ausrichten. Die Schweiz lebe von der Bereitschaft der politischen Kräfte, aufeinander zuzugehen, sagte Jans am Dienstag in Bern vor den Medien. «Erst diese Bereitschaft hat uns Sicherheit und Freiheit gebracht.»

«Das ist zu viel»

Das Justiz- und Polizeidepartement (EJPD) sei ein Departement am Puls der Zeit, sagte Jans. «Hier laufen viele Fäden zusammen, viele Themen prägen den Alltag der Menschen in unserem Land.» Jans sieht sich in seiner Tour d’Horizon seiner anstehenden Arbeiten als «Migrationsminister, Polizeiminister und Justizminister».

Angehen will er den Pendenzenberg bei den Asylgesuchen. «Als ich mein Amt am 1. Januar antrat, hatten wir über 15’000 hängige Gesuche», sagte er. «Das ist zu viel.» Nachdem das Staatssekretariat für Migration (SEM) im vergangenen Jahr zusätzliche 200 Personen einstellte, um Gesuche zu erledigen, sollen dieses Jahr weitere 60 Personen befristet angestellt werden.

Diese Investition lohne sich, gab sich Jans überzeugt. Die Asylsuchenden wüssten rascher, woran sie seien, und sie könnten sich besser integrieren. Das spare Sozialkosten.

Einen Fehler nannte er auf eine Journalistenfrage den Abbau von Stellen im SEM zu Zeiten mit weniger Asylgesuchen. Als die Zahl der Gesuche wieder angestiegen sei, habe das nötige Personal gefehlt für deren Erledigung. Entsprechend hätten die Pendenzen zugenommen.

Schnelleres Verfahren kommt

Entlastung erhofft sich Jans auch vom 24-Stunden-Asylverfahren. Dessen Ziel ist, dass Menschen mit kaum Aussicht auf Asyl weniger Asylgesuche in der Schweiz stellen. In Zürich, wo seit November 2023 ein Pilotversuch laufe, habe die Zahl von Gesuchen von Menschen aus den Maghreb-Staaten um 70 Prozent abgenommen. In den kommenden Wochen sollen die 24-Stunden-Verfahren landesweit eingeführt werden.

Die Asylunterkünfte dürften 2024 – das dritte Jahr in Folge – stark belegt sein. Das Szenario «Tief» geht von um die 22’000 neuen Gesuchen aus, das mittlere von etwa 30’000 und das Szenario «Hoch» von bis zu rund 40’000 Gesuchen – Schutzsuchende aus der Ukraine nicht mitgezählt. Es ist davon auszugehen, dass die meisten Gesuche im zweiten Halbjahr eingereicht werden.

Eritrea: «Wir bleiben dran»

Wichtig sind Jans auch Rückführungsabkommen mit Herkunftsländern. Im Fall von Eritrea sei das schwierig, weil sich das ostafrikanische Land weigere, Abkommen zu unterzeichnen. «Wir bleiben dran», sagte Jans. Der Ständerat fordert mit einer Motion, dass Eritreer in ein Drittland ausgeschafft werden. Der Nationalrat lehnte dies bisher ab.

Die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt und damit die Nutzung von brachliegendem Potenzial steht ebenfalls in Jans› Agenda. Im Mai will er dem Bundesrat Massnahmen vorschlagen dazu und auf die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft setzen. Von den Ukrainerinnen und Ukrainern mit Schutzstatus S haben zurzeit 22 Prozent einen Job in der Schweiz – das Ziel liegt bei 40 Prozent.

Opferhilfegesetz anpassen

Im Fokus hat Jans zudem die Sicherheit von Frauen in der Schweiz. 2022 hätten die Polizeien 19’000 Fälle von häuslicher Gewalt registriert, mehr als Verkehrsunfälle. Die Opfer müssten einfachen Zugang zu Hilfe haben. Diese vom Parlament verlangte Anpassung des Opferhilfegesetzes soll noch dieses Jahr in die Vernehmlassung gehen.

Auch die Löhne der Frauen hat der neue Justizminister im Auge. Dass Frauen immer noch deutlich weniger verdienten als Männer «ist und bleibt ein Skandal und verstösst gegen die Verfassung», sagte er.

Mit den gesetzlich vorgeschriebenen Lohngleichheitsanalysen ist das Thema für Jans nicht erledigt. In einem Jahr solle anhand eines Zwischenberichts ausgewertet und beurteilt werden, ob die geltenden Vorschriften genügten oder ob es eine Verschärfung brauche.

Der 59-jährige Baselstädter Beat Jans ist seit dem 1. Januar Justizminister. Laut einer im März veröffentlichten Umfrage von Tamedia und «20 Minuten» ist er das derzeit beliebteste Bundesratsmitglied. (SDA)

Neue Stellen beim Pendenzenberg werden sich lohnen

Die neuen Stellen, die Jans für den Abbau der Asylpendenzen schaffen will, werden sich auszahlen, ist sich der 59-Jährige sicher. Frühere Stellenabbauten nennt er «einen Fehler».

Somit ist die Medienkonferenz beendet.

Der Schutzstatus S soll neu beurteilt werden

Der Schutzstatus S war ursprünglich mit der klaren Intention eingeführt worden, dass die betroffenen Ukrainerinnen und Ukrainer nach ein paar Wochen oder Monaten wider zurückkehrten. Ob das noch aktuell sei, will ein Journalist wissen. «Eine sehr gute Frage», findet Jans. Tatsächlich habe sich die Situation diesbezüglich in den letzten Jahren verändert. «Wir müssen den Status darum neu denken.» Der neue Fokus liege auf der Arbeitsmarkintegration.

Man müsse dabei aber eng mit anderen europäischen Ländern zusammenarbeiten, welche ebenfalls Flüchtlinge aufgenommen haben. «Ich werde mich hier persönlich innerhalb von Europa einbringen, dass wir hier einen neuen gemeinsamen Status finden können», sagt Jans. Der grösste Widerstand komme aktuell interessanterweise aus den osteuropäischen Ländern, welche am meisten Flüchtlinge aufgenommen hatten. Diese Länder würden alles tun wollen, damit die Ukraine diesen Krieg gewinnt, verrät Jans, und wollen am bestehenden Modell festhalten.

Eritreer-Veranstaltungen können kaum verboten werden

Nächste Frage zu Eritrea: Warum Pro-Diktator-Events und Festivals nicht einfach verboten würden, will ein Journalist wissen. «Das ist leider kaum mit der Meinungsfreiheit zu vereinbaren. Darum sind solche Massnahmen schwierig. Ich wäre hier sehr zurückhaltend», sagt Jans. Wenn sie natürlich klar mit Gewalt verbunden sind, hätten die Kantone die Möglichkeit, solche Veranstaltungen zu untersagen.

Weitere Asyl-Pläne werden geprüft

Jans will erst abwarten, wie viele Probleme die 24-Stunden-Verfahren in den Bundesasylzentren lösen. Sollte sich herausstellen, dass Missbrauch weiter stattfindet, sei beispielsweise in Prüfung, ob man die Zentren am Wochenende für Neuregistrierungen schliessen soll.

Rücknahmeabkommen mit Eritrea bleibt Problemfall

Auf eine Journalistenfrage nach einem Rücknahmeabkommen mit Eritrea kann Jans wenig Neues antworten: An der Situation habe sich nichts geändert, Eritrea verweigere sich weiterhin einer entsprechenden Abmachung. «Ich sehe dieses Problem als gravierend.» Er fordere die Diaspora in aller Deutlichkeit auf, ihre teils gewalttättigen Konflikte nicht in der Schweiz auszutragen. «Im Zweifelsfall müssten wir hier das Thema Ausschaffung aufnehmen. Aber das ist nicht möglich weil sich Eritrea weigert, in Verhandlungen einzusteigen. Wir bleiben hier dran.»

Jans fünf Prioritäten zusammengefasst

Jans fasst zum Ende nochmal seine fünf Schwerpunkte zusammen: Er will die Asylpendenzen abbauen, Geflüchtete stärker in den Arbeitsmarkt integrieren, das inländische Potenzial von Arbeitskräften aus dem Ausland mehr ausschöpfen, das organisierte Verbrechen und die Terrorbedrohnung bekämpfen und gegen Lohndumping vorgehen.

«Und immer steht meine Chefin, die Bevölkerung, im Zentrum meiner Arbeit. Für sie setze ich mich ein, für ihre Sicherheit und Freiheit.» Somit beginnt die Fragerunde.

Jans sagt Sozial- und Lohndumping den Kampf an

Jans unterstreicht, dass er sich als Mitglied des bundesrätlichen EU-Ausschusses dafür einsetzen wird, dass die Bilateralen 3 durchgezogen werden. Für ihn ist auch klar: «Ich werde kein Sozial- oder Lohndumping zulassen.»

Terror-Bedrohung: «Nehme das sehr ernst»

Auch in der Schweiz lebten radikalisierte Menschen, hätte der Angriff auf Juden in Zürich gezeigt, sagt Jans. Er nehme die Bedrohung durch Terror darum «sehr ernst». Man dulde in der Schweiz keine Hetze und Diskrimierung. Sobald die Ermittlungen zu dem Fall abgeschlossen sind, will Jans die Situation analysieren und die Schutzmassnahmen verbessern.

24-Stunden-Verfahren werden ausgeweitet

Das bereits angekündigte 24-Stunden-Verfahren für Menschen aus Ländern mit tiefer Anerkennungsquote werde in diesen Wochen schweizweit ausgerollt, sagt Jans. Der Pilotversuch in Zürich sei «sehr erfolgreich», so der EJPD-Vorsteher.

Integration soll gefördert werden

Ein zweiter Fokus müsse auf der Integration von Migranten in den Arbeitsmarkt liegen, so der Basler. Jans wird Ende Mai dem Bundesrat ein Massnahmepaket vorlegen, welches ebenso nach dem Motto «Zämme goht’s besser» hier ansetzen soll.

15’000 hängige Asylgesuche bei Amtsantritt geerbt

Jans sagt, er habe bei seinem Amtsantritt rund 15’000 hängige Asylverfahren geerbt. Das sei deutlich zu viel. Eine erste Priorität seiner Arbeit liege darum darauf, diese Pendenzen abzubauen. 60 neue Mitarbeiter sollen dafür eingestellt werden, kündigt der Bundesrat an.

«Zämme goht’ts besser» als Motto

Seine Arbeit will der Vorsteher des Justiz- und Polizeidepartements am Grundsatz «Zämme goht’s besser» ausrichten. Die Schweiz lebe von der Bereitschaft der politischen Kräfte, aufeinander zuzugehen, liess sich Jans in einer Mitteilung vom Dienstag zitieren. «Erst diese Bereitschaft hat uns Sicherheit und Freiheit gebracht.»

«Als Jugendlicher sah ich den Rechtsstaat als Problem»

Jans holt aus und beginnt mit einer Anekdote aus seiner Jugend: Er habe sich früher nie als Justizminister gesehen, sei skeptisch gegenüber dem Staat gewesen und habe für autonome Jugendzentrem demonstriert. Dann sei aber für Helvetas nach Haiti gegangen. Dort wurde sein Mitbewohner wegen seiner politischen Einstellung gefoltert und inhaftiert. Das habe ihn geprägt und bewege ihn noch heute. «Damals hat sich die Erkenntnis in mein Bewusstsein eingebrannt: Ein demokratischer Rechtsstaat muss geschützt werden.»

Die Medienkonferenz beginnt

Pünktlich um 9.30 Uhr startet Jans mit seiner Ansprache: «Nach der Departementsverteilung hiess es: Jans hat Pech gehabt. Das stimmt nicht, das EJPD ist ein spannendes Departement.» Es sei nahe bei den Menschen, das gefalle ihm.

Schon über drei Monate ist es her, seit der neue SP-Bundesrat Beat Jans das Justiz- und Polizeidepartement übernommen hat. In dieser Zeit fiel der Basler mit vielen Besuchen und klaren Ansagen im Asylbereich auf. So will er beispielsweise schärfer gegen kriminelle Asylsuchende vorgehen.

Doch auch bei den Ukrainern und Ukrainerinnen mit Schutzstatus S ist Jans gefragt: Vom erklärten Ziel, dass bis Ende Jahr 40 Prozent der 65’000 Flüchtlinge in der Schweiz erwerbstätig sein sollen, ist man noch weit entfernt. Gleichzeitig steht sein Departement unter Spardruck, bis Ende April soll ein Massnahmenpaket zur Kostenreduktion ausgearbeitet werden.

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Viel zu tun also für den neusten Bundesrat. Seine Pläne sowie eine Bilanz der ersten 100 Tage im Amt stellt er am Dienstag ab 9.30 Uhr an einer Medienkonferenz in Bern vor.