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Golf-Revolution am Masters
Der komische Kauz aus Japan, der sein Land in Euphorie versetzt

Zeigt nur ganz selten Emotionen: Hideki Matsuyama am späten Sonntag im Augusta National Golf Club, eingekleidet ins grüne Siegerjackett.
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Kein Jubel, keine geballte Faust, keine Siegesgesten. Hideki Matsuyama bewahrte auch im Moment seines grössten Triumphs typisch japanische Eigenschaften: Zurückhaltung, Kontrolle, Würde. Dabei hatte er eben Sportgeschichte geschrieben für sein golfverrücktes Land, in dem neun Millionen diesem Sport nachgehen, auf 2500 Plätzen und gigantischen Übungsanlagen, die mehrgeschossig in den Himmel ragen.

Matsuyama war auch nicht sehr gesprächig, nachdem er am Sonntag in Augusta National als erster japanischer Mann eines der vier Majorturniere gewonnen hatte, mit dem Masters auch gleich das prestigeträchtigste. Seine Siegesrede bestand nur aus zwei Sätzen, und zwar in Japanisch. Erst dankte er den «Patrons», wie die Zuschauer hier genannt werden, für ihre Unterstützung und sagte, es sei eine Ehre für ihn, gewonnen zu haben. Sein Dolmetscher holte ihn dann nochmals ans Mikrofon, um auch noch ein paar Worte an die Mitglieder des Clubs zu richten.

Die Konkurrenz machte ihm das Siegen leicht

Seine tief verwurzelte Zurückgezogen- und Schüchternheit legte der neueste Masters-Sieger erst ab, nachdem er sich von Vorjahressieger Dustin Johnson ins traditionelle Grüne Jackett hatte helfen lassen. Matsuyama ist eben ein Einzelgänger und komischer Kauz, der sich abzugrenzen pflegt von seinen Berufskollegen.

Als am Samstag eine Regenpause das Turnier unterbrach, mischte er sich nicht unter die anderen Spieler, sondern zog sich in sein Auto zurück, um sich eine Stunde mit Videospielen auf dem Handy abzulenken. Als es weiterging, bewältigte er die letzten acht Löcher mit sechs unter Par und legte die Basis für seinen grössten Erfolg. Am Sonntag reichte ihm dann eine 73, um mit 10 unter Par und einem Schlag Vorsprung zu gewinnen.

«Für ihn ist es einfach, Scheuklappen aufzusetzen und nicht abgelenkt zu werden.»

Adam Scott, früherer Masters-Sieger

Dabei hält sich unter seinen Konkurrenten die Überzeugung, dass er viel besser Englisch spricht, als er zugibt, die Sprachbarriere aber ausnützt, um seine Ruhe zu haben. «Für ihn ist es einfach, Scheuklappen aufzusetzen und nicht abgelenkt zu werden», sagt Adam Scott, ein früherer Masters-Champion.

Obwohl er schon vor zehn Jahren als bester Amateur Asiens und Ozeaniens ans Masters eingeladen wurde, ist Matsuyama für viele ein Mysterium geblieben. Als in den USA vor vier Jahren bekannt wurde, dass er in Japan Frau und Kind hat, war die Verblüffung gross. Bisher habe ihn auch niemand danach gefragt, sagte er.

Beherrscht in allen Lagen: Matsuyama bei einem Bunkerschlag auf dem Weg zum Masters-Sieg.

Matsuyama startete mit vier Schlägen Vorsprung in die Schlussrunde, in der ihn weder sein Mitspieler Xander Schauffele noch Jordan Spieth oder die 24-jährige kalifornische Turnierentdeckung Will Zalatoris, der alleiniger Zweiter wurde, ernsthaft bedrängen konnten. Matsuyama gilt schon seit Jahren als stärkster asiatischer Golfer. 2017 gewann er drei grosse Turniere (bisher 18, davon sechs auf der PGA-Tour), rückte bis auf Rang 2 der Weltrangliste vor und kam schon an der PGA-Championship nahe an einen Majortitel. Seither blieb er ohne Turniersieg und entschloss sich in seiner Verzweiflung im vergangenen Dezember dazu, erstmals einen Coach zu verpflichten.

Golf ist in Japan Chef- und Präsidialsache

Matsuyamas Durchbruch dürfte dem japanischen Golfmarkt, der als zweitgrösster hinter jenem der USA gilt und bekannt ist für hochwertige Schläger und spektakuläre, an Zen-Gärten erinnernde Plätze, einen weiteren Schub geben – und das nur einige Monate, bevor in Tokio die Olympischen Spiele steigen sollen. Klar ist, dass das Golfturnier dank Matsuyama nun besonders in den Fokus rücken würde. «Dieses Turnier hier wird mir helfen, in Japan um Gold zu kämpfen», sagte er.

Auch Japans Frauen haben eine Medaillenanwärterin – Hinako Shibuno, die 2019 das British Open gewann. Die einzige andere Japanerin, die auch eine Majortrophäe gewinnen konnte, war 1977 Hinako Higuchi an der LPGA Championship.

Golf gilt in Japan als Chefsache. Der ehemalige Premierminister Shinzo Abe war auch immer wieder mit dem früheren US-Präsidenten Donald Trump beim Abschlagen und Einlochen gesichtet worden, einmal durfte auch Matsuyama dabei sein.

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