AboNachruf auf Mario Vargas LlosaDas Paradies ist anderswo
Kunstschreiber, nobler Gentleman des «magischen Realismus» und gescheiterter Volkstribun: Zum Tode des Literaturnobelpreisträgers Mario Vargas Llosa.

In einem Interview hat der damals 81-jährige Mario Vargas Llosa 2016 eine schwerwiegende Befürchtung geäussert: «Ich bin mir sicher, dass man nach meinem Tod Schlimmes über mich sagen wird.» Doch was sollte das sein? Ist es schlimm, nach dessen Tod über einen Schriftsteller zu sagen, dass er viele sehr gute und sehr wenige schlechte Bücher geschrieben hat? Kann man jemandem vorwerfen, dass er in mehr als acht Jahrzehnten Leben seine politische Einstellung einmal um 180 Grad gedreht hat? Kann man sich moralisch darüber auslassen, dass er mit über 80 Jahren seine Frau verliess, um mit einer anderen zu leben? Hat nicht jeder Mensch das Recht, radikale Schlüsse aus der eigenen Unzufriedenheit zu ziehen?