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Marco Odermatt schönt die Bilanz
Das Schweizer Ski-Team lebt von einem einzigen Fahrer

Niels Hintermann of Switzerland reacts in the finish area during  the men's downhill race at the Alpine Skiing FIS Ski World Cup in Wengen, Switzerland, Saturday, January 13, 2024. (KEYSTONE/Peter Schneider)
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Quizfrage: Welches war der letzte Schweizer Speedfahrer auf einem Weltcup-Podest, der nicht Marco Odermatt hiess? Wenn Ihnen die Antwort nicht sofort einfällt, ist das nicht weiter schlimm. Tatsächlich bedarf es schon eines weiteren Blicks zurück, um darauf zu kommen. Vor einem Jahr wurde Niels Hintermann in Kitzbühel Dritter. Seither fuhr Odermatt in Abfahrt und Super-G zwölf Podestplätze heraus, davon sieben Siege – ohne Teamkollege auf dem Podest.

Der Nidwaldner schönt die Bilanz massiv. So ist es auch in der Lauberhornabfahrt. Hinter dem überragenden Sieger klassieren sich mit Niels Hintermann (8.), Stefan Rogentin (13.), Franjo von Allmen (14.) und Josua Mettler (15.) zwar vier weitere Schweizer in den Top 15; auch Alexis Monney (22.), Lars Rösti (24) und Gilles Roulin (27.) holen Punkte. Das ist ein gutes Teamergebnis. Aber es zeigt auch auf, wie gross das Gefälle zwischen Odermatt und der restlichen Schweizer Equipe ist.

Hintermann und das fehlende Vertrauen

Als Musterbeispiel dafür dient Hintermann. Dreimal ist der Zürcher diesen Winter in die Top 10 gefahren, zufrieden ist er damit aber nur bedingt. Weil er weiss, wie es sich anfühlt, auf dem Podest zu stehen. «Wenn du nicht volles Vertrauen hast, gehst du nicht voll in jeden Schwung», sagt er. «Denke ich daran zurück, wie ich in Kitzbühel fuhr, das war von der Überzeugung her ganz anders. Und an das muss ich mich Schritt für Schritt wieder herantasten.» Diesbezüglich würden ihm kleine Erfolgserlebnisse helfen, wie etwa die einzelnen guten Passagen in der Lauberhornabfahrt.

Wie Hintermann gehört auch Rogentin zu den arrivierten Fahrern im Schweizer Team, und wie der Zürcher kämpft momentan auch der Bündner mit sich. Vor Jahresfrist wurde er im Super-G von Wengen Zweiter. Dieser Ausreisser nach oben war mehr Fluch als Segen, denn er konnte ihn nicht bestätigen. «Nach meinem Podestplatz hatte ich eine schwierige Zeit», sagt er. Immerhin sind die Ränge 9 (im Super-G) und 13 von Wengen kleine Aufsteller.

Angesprochen auf die Diskrepanz zwischen Odermatt und dem Rest des Speedteams, nennt Cheftrainer Tom Stauffer zwei Athleten, die gar nicht mehr aktiv sind: Beat Feuz und Mauro Caviezel. Die beiden sind vor einem Jahr zurückgetreten, womit Swiss-Ski auf einen Schlag zwei zuverlässige Podestfahrer verlor. «Unser Glück ist, dass Marco ihren Part übernommen hat», sagt Stauffer. «Nun gilt es, die anderen nach vorne zu bringen.» Der Berner vertraut darauf, dass Hintermann bald wieder in die Spitze fahren kann. Zudem verfügt er mit Riesenslalom-Spezialist Justin Murisier über einen Fahrer, der es in Abfahrt und Super-G regelmässig in die Top 10 schafft, am Samstag aber stürzt.

Von Allmen beweist Moral

Vor allem aber setzt Stauffer auf die Jugend. Der Freiburger Monney ist mit Jahrgang 2000 der jüngste Fahrer in den Top 30 der Weltcup-Startliste. Dass er in Wengen mit Platz 22 zufrieden sein muss, ist auch den Umständen mit den vielen Unterbrüchen und der weicher werdenden Unterlage geschuldet.

Den vielleicht grössten Effort schafft Franjo von Allmen. Der Berner Oberländer musste am Donnerstag in der verkürzten Abfahrt zweimal starten, weil er nach dem Sturz von Marco Kohler abgewinkt wurde. Tags darauf stürzte er im Super-G – und trotzdem schafft er es in seiner ersten ganzen Lauberhornabfahrt auf Rang 14. «Und das in seiner erst sechsten Weltcup-Abfahrt, das ist eine sackstarke Leistung», lobt ihn Stauffer. Es geht für den 22-Jährigen nun darum, erst einmal jede Strecke kennen zu lernen. «Und wir müssen den Jungen aufzeigen, wie viel Risiko es leiden mag», sagt Stauffer. «Manche kommen direkt aus dem Europacup, mit ihnen muss man arbeiten.»

Denn wie schnell es in die andere Richtung gehen kann, zeigte sich am Donnerstag bei Kohler. Er hat sich einen Riss des vorderen Kreuzbandes, eine Verletzung des Innen- und Aussenmeniskus sowie eine Zerrung des Innenbands zugezogen. Als seine Copains am Samstag zum Klassiker antreten, liegt er im Operationssaal.