AboFrauenunterdrückung im Jemen«Mädchen, man sieht deine Haare»
Während der Krieg kein Ende findet, berichten nun Frauen von ihrem Alltag unter der Huthi-Regierung: Die schiitischen Machthaber wollen ihnen eine neue Kleiderordnung aufzwingen.
Als Nadine Hashim vor einigen Tagen auf ihrem Handy die Push-Meldung der Huthi-Regierung sah, war sie sofort hellwach. Die Nachricht kam um 6.46 Uhr und war besorgniserregend: «Die jemenitische Frau ist mit Fatima, der Strahlenden, zu vergleichen, sie verkörpert den Glauben, die Geduld und das Gebot.» Fatima, die Strahlende, das ist die Tochter des Propheten Mohammed – und der Vergleich alarmiert die junge Jemenitin: «Schau mal, mit welchem Scheiss wir uns hier herumschlagen müssen», sagt sie im Telefongespräch.
Die junge Frau lebt in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa, die ebenso wie der Nordosten des Landes seit 2014 von den schiitischen Huthi-Rebellen beherrscht wird, die sich selbst «Ansar Allah» (Partisanen Gottes) nennen. Ihren echten Namen will Hashim lieber nicht in der Zeitung wissen, die Huthis betrachten ausländische Medien als Feind, da kommt es nicht gut an, wenn man mit westlichen Journalisten spricht.
Seit mehr als acht Jahren tragen die Regionalmächte Saudiarabien und Iran in Hashims Heimat einen Stellvertreterkrieg aus: Eine von Saudiarabien geführte Allianz arabischer Staaten kämpft mit den jemenitischen Regierungstruppen gegen die Huthis, die vom Iran unterstützt werden. Im April 2022 gab es erstmals Hoffnung in dem Krieg, eine Waffenruhe trat in Kraft und wurde zweimal verlängert. Im vergangenen Oktober lief sie aus; der UN-Sondergesandte für den Jemen, Hans Grundberg, versucht derzeit mit omanischer Hilfe, einen Ausweg zu finden.