Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen
Video

Champions-League-Final gegen Bayern
Lyon fällt aus den Sternen, für PSG scheinen sie zum Greifen nah

Scheitert mit Lyon im Champions-League-Halbfinal an den Bayern: Lyon-Captain Memphis.

Ein Verein ist übriggeblieben, immerhin, das ist schon eine Menge. Für die ganz grosse Revanche über alle Verächter und Belächler des französischen Vereinsfussballs, der Ligue 1, Nummer 5 auf der Renommierskala europäischer Meisterschaften, hätte es vielen Franzosen aber schon gefallen, wenn Paris und Lyon den Sieg in der Champions League unter sich ausgemacht hätten. Als Generaldemonstration, für die Rehabilitierung – mit einem Schlag.

Doch am Ende siegt die Logik der Dinge: Bayern gegen PSG, auf dem Programmblatt gibt die Finalpaarung ja auch einiges her. Olympique Lyon, eines der Überraschungsteams dieses Schnellturniers, fällt aus den Sternen und zurück auf die Erde, wie «L’Équipe» schreibt. Für die Lyonnais ist das ein besonders harter Aufprall. Da sie zum Zeitpunkt des Meisterschaftsabbruchs nur Siebte waren und das Klassement eingefroren wurde, steht OL nun zum ersten Mal seit 1996 wieder vor einer Saison ohne Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb. Nur wenn man das Turnier gewonnen hätte, wäre die budgetäre Grosskatastrophe noch abzuwenden gewesen. Nun muss ein halbes Dutzend Spieler verkauft werden, auch die Besten werden dabei sein, die Glänzer der vergangenen Wochen: unter anderem Houssem Aouar, Memphis Depay und Moussa Dembélé. Fürwahr: ein Himmelssturz. Aber irgendwie eben auch ziemlich erwartbar.

Paris stellt sich auf den grossen Jubel ein

So dreht nun alle Aufmerksamkeit auf den Showdown der natürlichen Favoriten. In Paris fragen sie sich zunächst einmal, wie das am Sonntagabend gut gehen kann: Corona und Jubel. Das Sportministerium überraschte mit der Ankündigung, man denke über die Einrichtung von Fanzonen nach, wo die Anhänger das Spiel gemeinsam und dennoch in Sicherheit auf Grossbildschirmen schauen könnten, mit Abstandswahrung. Aber geht das wirklich? Und was ist, wenn PSG gewinnen sollte, wie liesse sich dann die Freude coronakonform kanalisieren?

«Sie haben keine grosse Schwachstelle, aber ein paar Schwächen haben sie schon, doch, doch.»

schreibt «L’Équipe» über die Bayern

Der Verein lädt 5000 Zuschauer in sein Stadion ein, in den Parc des Princes: berühmte Leute, Dauerkartenhalter und junge Menschen aus sozial benachteiligten Schichten. Aber auch da: Wie gescheit ist das? Die Pariser Stadtverwaltung warnte schon mal vor einem «gigantischen Cluster». Nach dem Sieg gegen RB Leipzig hatten Tausende Fans in den Strassen von Paris den ersten Finaleinzug ihres Teams gefeiert, auch auf den Champs-Élysées. Die Polizei nahm Dutzende fest, weil die allen Vorsichtsmassnahmen spotteten.

Premiere also. Bayern sei ein Berg, schreibt «L’Équipe», aber gar nicht so unüberwindbar. «Sie haben keine grosse Schwachstelle, aber ein paar Schwächen haben sie schon, doch, doch.» Und für die Beweisführung, die wohl auch als generelle Mutspende dienen soll, zieht man jetzt die ersten Minuten der jüngsten Partien heran. Gegen den FC Barcelona und – vor allem – gegen Lyon liess sich Bayern zu Beginn gleich mehrmals in kurzer Zeit in den Rücken laufen. Als wäre man noch nicht da.

Und da die Münchner Abwehrreihe nun mal gerne hoch stehe, seien aggressive Tempoläufe schneller Stürmer ein probates Mittel – gerade gegen den nicht mehr so behänden Verteidiger Jérôme Boateng, der im Zurücklaufen Defizite offenbare. Lyon erschuf sich mit Kontern drei Grosschancen in der ersten Viertelstunde – und vergab sie allesamt.

Ein Dreizack von Weltformat

Schnell, um es mittelprächtig untertrieben zu sagen, sind auch die drei Stürmer von PSG: Kylian Mbappé, Neymar Junior und Ángel Di María. Sie formieren in dieser Sportart derzeit wahrscheinlich das schnellste Offensivtrio überhaupt. Kommt hinzu, dass die beiden Superstars des Vereins im Lissaboner Finalturnier noch kein Tor erzielt haben und im Finale eben gerade daran mit aller Macht etwas ändern wollen. «Ich werde meinen Körper auf dem Rasen liegen lassen», sagte Mbappé. Nach seiner Knöchelverletzung ist er noch immer nicht fit, aber 90 Prozent der ordentlichen Fitness reichen beim 21-jährigen Pariser schon aus für ein beachtliches Tempo. Und Neymar, der in früheren Jahren im entscheidenden Stadium der Champions League oft verletzt war, treibt die unbändige Lust an, allen zu zeigen, dass er mit 28 eine Mannschaft fast allein tragen kann – bis ganz hinauf. Eine französische Mannschaft dann noch, wer hätte das für möglich gehalten?

«Die Planeten stehen gut», titelt «Le Parisien», meinte aber wohl eher die Sterne. Das Schicksal, als wäre es plötzlich wägbar. Fünf Gründe hat die Zeitung dafür ausgemacht.

  1. sei PSG als Kollektiv seit der Übernahme durch einen katarischen Staatsfonds vor neun Jahren noch nie stärker und besser ausbalanciert gewesen als gerade jetzt.
  2. führten sich nun auch die Stars solidarisch auf, als Teile eines Teams eben.
  3. sei Neymar in einer Form, die ihm in normalen Jahren den Ballon d’Or des weltbesten Fussballers eintragen könnte. Die Trophäe wird dieses Jahr allerdings nicht vergeben.
  4. habe Trainer Thomas Tuchel endlich die richtige Formel gefunden, ein modulierbares 4-3-3, in dem Neymar genau das machen dürfe, was er wolle. Und diese Freiheit des Brasilianers trägt offenbar nicht unwesentlich zum guten Klima bei.
  5. stünden auch die Verletzten auf, und wer darin eine biblische Anspielung verstehen will, der ist herzlich willkommen

Marco Verratti, das italienische Metronom im Mittelfeld, ist genesen von seiner Wadenverletzung und dürfte im Endspiel mindestens ein bisschen mittun können. Bei Torwart Keylor Navas, der in seiner Karriere schon drei Mal die Königsklasse gewann, ist man noch optimistischer.

Apropos Pokal: Gewinnt PSG, steht jedem Spieler im Kader eine Prämie von einer Million Euro zu. Eine halbe Million gäbe es für die Champions League, 400’000 Euro sind schon fällig für den gewonnenen Meistertitel, je 50’000 für die beiden Siege im Ligacup und im nationalen Pokal. Nicht Triple: Quadruple! Die Summen hat einst Zlatan Ibrahimovic bestimmt, der erste grosse Marketingleiter Katars an der Seine, recht eigenmächtig. Und da der Emir vom Golf sich nichts sehnlicher wünscht als diesen Pott mit den grossen Ohren, beliess er die üppige Prämienverordnung auch nach «Ibras» Weggang und über all die Jahre hinweg unverändert.

Hier wird Inhalt angezeigt, der zusätzliche Cookies setzt.

An dieser Stelle finden Sie einen ergänzenden externen Inhalt. Falls Sie damit einverstanden sind, dass Cookies von externen Anbietern gesetzt und dadurch personenbezogene Daten an externe Anbieter übermittelt werden, können Sie alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen.