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Krise zwischen Nord- und Südkorea
Luftballone führen zu Eskalation

Wehrt sich gegen Flugblätter aus dem Süden: Staatschef Kim Jong-un.
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Die Leitungen zwischen Nordkorea und Südkorea sind jetzt tot. Am Dienstag erklärte das Vereinigungsministerium in Seoul, dass es den ganzen Tag vergeblich versucht habe, die nordkoreanische Seite zu erreichen. Das kommunistische Regime hat demnach seine Ankündigung wahr gemacht, den Kontakt mit dem Süden einzustellen, weil die Regierung dort Aktivisten nicht davon abhalte, Ballone mit regimekritischen Texten an der Grenze steigen zu lassen.

«Das ekelhafte Gesindel», meldete Nordkoreas zentrale Nachrichtenagentur KCNA, habe «feindliche Handlungen gegen Nordkorea begangen, indem es die unverantwortliche Haltung der südkoreanischen Behörden ausgenutzt hat.» Deshalb würden die Hotlines gekappt, man werde damit «unnötiges Zeug» los. In Seoul konnte man nur noch ohnmächtig feststellen, die Leitungen seien «von grundlegender Bedeutung und sollten gemäss den zwischenkoreanischen Vereinbarungen aufrechterhalten werden».

Beziehungen so schlecht wie vor dem Gipfel

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Nordkorea verwundbar und angeschlagen wirkte: Die Pandemie drohte des marode Gesundheitssystem zu überfordern. Dazu kamen Gerüchte um das Befinden von Staatschef Kim Jong-un, weil dieser wochenlang nicht zu sehen war. Jetzt hat Pyongyang einen Konflikt eskalieren lassen, der sich schon letzte Woche anbahnte, als Kim Yo-jong, Kims Schwester und Propagandabeauftragte, darüber schimpfte, dass der Süden besagter Aktivisten nicht Herr werde. Die Beziehung der beiden Koreas ist damit wieder so schlecht wie vor den ergiebigen Gesprächen zwischen Kim und Moon 2018.

Warum tut Nordkorea das? Der Norden fürchtet Informationen von aussen, weil diese die Staatspropaganda schwächen könnten. 2018 liess Nordkorea deshalb festschreiben, dass der Süden Ballone mit Flugblättern nicht zulasse. Aber die Aktivisten kümmert das nicht. Und diesen Umstand scheint Nordkoreas Regierung nun zu nutzen, um die Menschen des Landes in Pandemie und anhaltender Wirtschaftsnot hinter dem Feindbild Südkorea zu versammeln. Laut NK News startete sie eine grosse Propagandakampagne gegen Südkoreas Umgang mit Überläufern. Und nach aussen macht sie Druck. Dass die Moon-Regierung die Aktivisten schon vergangene Woche mit Nachdruck aufforderte, keine Ballone mehr steigen zu lassen, stimmte Pyongyang nicht gnädig.

«Diese Massnahme ist nur der erste Schritt.»

Mitteilung aus Pyongyang

Auffällig ist, dass in der Angelegenheit vor allem Kim Yo-jong spricht. Ihre Warnungen vom Donnerstag waren hart. «Menschlichen Abschaum» und «Mischlingshunde» nannte sie die Überläufer hinter den Ballonaktionen. Sie warnte den Süden, Nordkorea werde aus gemeinsamen Projekten, dem Verbindungsbüro und den Versöhnungsabkommen aussteigen, falls sich nichts ändere.

Der Befehl, die Kommunikation zu beenden, fiel laut KCNA am Montag bei einem Treffen mit Kim Jong-un, Kim Yo-jong und Kim Yong-chol, dem Vizevorsitzenden des Zentralkomitees der Arbeiterpartei. Gibt es neuerdings mehr Arbeitsteilung in Nordkoreas Spitze? Freundlicher wird das Regime jedenfalls nicht. Zum Telefonboykott teilte Pyongyang mit: «Diese Massnahme ist nur der erste Schritt.»