Löwe im Zoo Zürich ist totDas alte Männchen musste eingeschläfert werden
Ein Darmvorfall bei Radja zwang den Zoo Zürich zum Handeln. Damit verlieren die europäischen Zoos einen der ältesten Asiatischen Löwen.
Nach dem «mit der Mähne» haben übers Wochenende viele Zoobesucherinnen und -besucher vergeblich Ausschau gehalten: Der betagte Asiatische Löwe Radja lebt nicht mehr. Der Zoo Zürich musste das Löwenmännchen Radja am Freitag einschläfern, wie der Zoo in einer Mitteilung schreibt.
Tierpfleger und -ärzte stellten bei Radja am Donnerstag die Ausstülpung des Darmes fest, als sie das narkotisierte Tier untersuchten. Sie konnten die Ausstülpung zwar beheben, aber am Freitag zeigte sich diese bereits wieder. Weitere Untersuchungen und Behandlungen wollte das Zoopersonal Radja nicht zumuten. Zoodirektor Severin Dressen sagt: «Das hätte die Lebensqualität von Radja, der ja wirklich ein altes Tier war, erheblich eingeschränkt und wäre auch riskant gewesen.» Der Zoo Zürich entschied sich deshalb dafür, Radja einzuschläfern. Dressen räumt ein: «Das ist keine Entscheidung, die Freude macht, aber sie war in diesem Fall klar – zum Wohl des Tieres.»
«Uralt» für einen Löwen
Mit knapp 16 Jahren gehörte Radja zu den ältesten Asiatischen Löwen in europäischen Zoos. Zum durchschnittlichen Todesalter von Löwen in der Wildnis gibt es laut Direktor Dressen keine verlässlichen Zahlen. Allgemein geht man davon aus, dass diese Löwenmännchen zwischen 11 und 13 Jahre alt werden. Weil sie öfter in Kämpfe mit anderen Männchen verwickelt sind, sterben sie auch deutlich früher als ihre weiblichen Artgenossen.
In der freien Wildbahn erreichen aber viele Löwen das Erwachsenenalter gar nicht. Von den Jungtieren überleben nur gerade 40 Prozent. Die anderen sterben meist im ersten Lebensjahr. Bessere Chancen haben da Tiere, die wie das verstorbene Löwenmännchen im Zoo zur Welt kamen.
Sieben Junge gezeugt
Radja wurde 2005 im Zoo von Besançon in Frankreich geboren und kam im Alter von 2 Jahren nach Zürich. Während seiner Zeit im Zoo Zürich zeugte Radja mit seiner Partnerin Joy in zwei Würfen sieben Jungtiere. Zuletzt lebte er mit seinen Töchtern Kalika und Jeevana zusammen.
Der Zoo Zürich ist bestrebt, bald wieder ein Männchen der Gattung Asiatische Löwen in den Zoo Zürich zu holen und die hochgradig bedrohte Tierart zu züchten. Der Zoo Zürich ist dazu mit der Koordinatorin des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) in Kontakt. Aus Sicht von Dressen ist dies auch keine schwierige Beschaffung. Er sagt: «Es geht vor allem darum, ein für die Zucht passendes Männchen zu finden.» Der Zeithorizont ist derzeit gemäss Zoo «noch offen».
Schädel als Schaustück
Radjas Körper wird derzeit noch in der Pathologie des Tierspitals untersucht. Das Tier als Ganzes ausstopfen zu lassen und auszustellen, ist nicht geplant. Hingegen sollen Teile von Radjas Körper der Wissenschaft zur Verfügung gestellt oder in der Lehre verwendet werden. So soll der Kopf samt Gebiss auf den Infotischen ausgestellt werden. Zoodirektor Dressen sagt: «Das ist selbst für mich sehr eindrücklich.»
Im Mai musste der Zoo bereits einen Todesfall vermelden – jenen von Pippa, einem Koalaweibchen. Das knapp vierjährige Tier fiel einer Leukämie zum Opfer, die durch ein Retrovirus verursacht wird, das bei Koalas oft auftritt. Bereits zuvor erlagen die Koalas Mikey und Milo dieser Erkrankung im Zoo Zürich.
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