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Tückisches Retrovirus im Zoo Zürich
Koalaweibchen Pippa ist gestorben

Die Koalas werden regelmässig gewogen, um rechtzeitig festzustellen, wenn sie an Gewicht verlieren.
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Zuerst Mikey, dann Milo, am Montag auch Pippa: Es ist schon der dritte Todesfall im Koala-Gehege des Zoos Zürich seit Mitte Dezember 2019. Alle drei fielen wahrscheinlich einer Leukämie zum Opfer, die durch ein bei Koalas oft auftretendes Retrovirus verursacht wird.

Zoodirektor Severin Dressen spricht von einem «Damoklesschwert», das alle Zoos betrifft, die Koalas halten. Alle Koalas im Zoo Zürich seien Träger des tückischen Virus. Die drei, die daran starben, kamen schon angesteckt nach Zürich, denn dieses Retrovirus grassiert auch bei den Koalas in freier Natur. «Es gilt schon fast als Teil dieser Tierart», sagt Dressen.

Was ist der Auslöser?

Die Viren schwächen das Immunsystem der Koalas, dadurch werden die Tiere anfällig für andere Krankheiten. Eine Leukämie, wie sie bei Pippa vermutet wird, ist eine der häufigsten Retroviren-Folgeerkrankungen bei Koalas. Es ist aber nicht so, dass alle Tiere, die das Virus haben, auch daran sterben.

So war man bei Pippa ziemlich zuversichtlich, dass ihr Immunsystem gut funktioniert. «Immerhin hat sie ein Junges geboren und aufgezogen. Das geht immer auch an die Substanz», gibt Dressen zu bedenken. Was bei Pippa – was generell – der Auslöser eines Retrovirenschubs ist, darüber rätselt man in der Fachwelt noch. «Wir erhoffen uns einige Aufschlüsse aus der Autopsie», sagt Dressen.

Gewichtsverlust als Alarmzeichen

Es sei gar nicht so einfach, festzustellen, wenn sich ein Koala krank fühlt, sagt der Zoodirektor. Deshalb werden die Tiere regelmässig gewogen, um festzustellen, ob sie Gewicht verlieren. Dies war bei Pippa seit etwa zwei Monaten der Fall. Das Betreuer-Team nahm sie daraufhin in den Hintergrund, um sie tiermedizinisch besser zu überwachen und zu betreuen. Es hat nichts genützt: Am Montagmorgen lag sie tot in der Anlage.

Die knapp vierjährige Pippa schien bis vor kurzem gesund. In den letzten zwei Monaten aber verlor sie plötzlich an Gewicht.

Die knapp vierjährige Pippa kam im Juni 2019 aus dem Australian Reptile Park in den Zoo Zürich. Im letzten Jahr gebar sie Uki, das erste Koala-Jungtier in der Schweiz. Uki ist ein Männchen, inzwischen über ein Jahr alt und von der Mutter unabhängig. Dressen versichert: «Uki geht es gut.» Die soziale Bindung sei bei den Koalas nicht so stark. Man könne daher davon ausgehen, dass Uki und auch das verbleibende Weibchen Maisy gut zurechtkommen.

«Nun steht die Frage im Raum, ob man die Gruppe wieder ergänzen soll.»

Zoodirektor Severin Dressen

Doch wie geht es weiter? Macht es überhaupt noch Sinn, weitere Koalas nach Zürich zu bringen? «Das sind genau die Fragen, die wir uns jetzt stellen», sagt Dressen. Dazu suche man verstärkt das Gespräch mit den Zuständigen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EP) für Koalas. Dabei gehe es darum herauszufinden, ob es bei der Haltung im Zoo Zürich etwas zu verbessern gebe. «Darüber tauschen wir uns allerdings ständig aus.»

Auch steht die Frage im Raum, ob man die Gruppe überhaupt wieder ergänzen soll. Alle Koalas im Zoo Zürich, mit Ausnahme des in Zürich geborenen Uki, kommen aus dem Australian Reptile Park nahe Sydney. Es wäre laut Dressen wohl nach Rücksprache mit dem EP möglich, neue Tiere zu bekommen, doch wolle man nichts übereilen.

Der Australian Reptile Park und der Zoo Zürich engagieren sich über die Organisation «Australian Akt» für die Wiederansiedlung stark bedrohter und auf dem australischen Festland ausgestorbener Beuteltiere.