Umfrage zu Corona-MassnahmenLockerungen ja, aber bitte mit Maske
Die meisten Menschen wünschen sich eine Aufhebung der Restriktionen. Aber an einer Massnahme wollen die allermeisten festhalten.
Vorsichtig optimistisch: So schätzen Schweizerinnen und Schweizer die derzeitige Corona-Lage ein. Eine Mehrheit wünscht sich vom Bundesrat Lockerungen – will aber an einzelnen Massnahmen festhalten, so auch an der Maskenpflicht. 60 Prozent sind mit der Politik des Bundesrats weitgehend zufrieden. Das zeigen die Ergebnisse einer Umfrage von Tamedia und «20 Minuten».
Die jüngsten Angaben des Bundesamts für Gesundheit (BAG) scheinen den sanften Optimismus zu rechtfertigen. Dem BAG wurden über das Wochenende 48’969 Ansteckungen mit dem Coronavirus gemeldet. Immer noch eine sehr hohe Zahl – aber 28,6 Prozent weniger als eine Woche zuvor. Auch die Zahl der Spitaleinweisungen nahm im Vergleich zur Vorwoche um 26,5 Prozent ab. Die Reproduktionszahl R, die angibt, wie viele Personen eine infizierte Person im Durchschnitt ansteckt, wird mit 0,82 angegeben. Das bedeutet, dass die Zahl der Ansteckungen sich nicht mehr exponentiell vergrössert.
Am Mittwoch wird der Bundesrat über Lockerungen der Corona-Massnahmen entscheiden. Dabei stehen zwei Varianten zur Auswahl. Die erste Variante ist die sofortige völlige Aufhebung aller Restriktionen ab Donnerstag, darunter etwa die Zertifikatspflicht in Restaurants oder die Pflicht, Masken im öffentlichen Verkehr (ÖV) zu tragen. Eine zweite Variante sieht die Aufhebung zahlreicher Massnahmen vor, hält aber etwa an der Sitzpflicht in Restaurants, der Bewilligungspflicht für Grossveranstaltungen und an den Masken fest.
Hier tendiert die Bevölkerung zur Vorsicht: 53 Prozent sprechen sich eher oder deutlich für die zweite, weniger umfassende Variante aus, 4 Prozent lehnen sogar jede Lockerung ab. Hingegen favorisieren 40 Prozent die sofortige völlige Abschaffung aller Massnahmen. Die Unterschiede zwischen Landbevölkerung und Bewohnern von Städten und stadtnahen Gebieten fallen dabei gering aus: Die Vorsicht überwiegt überall.
Nur die Sympathisanten und Sympathisantinnen der SVP haben eine andere Meinung: Von ihnen wünschen sich 61 Prozent einen «Freedom Day» – die Aufhebung aller Restriktionen auf einen Schlag. Aber: Immerhin ein Drittel der SVP-Anhänger und -Anhängerinnen will lieber eine vorsichtigere Lockerung.
Das spiegelt sich auch in einer überraschend deutlichen Unterstützung für eine Massnahme wider, die seit Beginn der Corona-Pandemie für heftige Diskussionen sorgte: die Pflicht, medizinische Masken zu tragen. Nur gut ein Viertel der Befragten lehnt das kategorisch ab. Zwei Drittel sprechen sich für eine Beibehaltung der Maskenpflicht im ÖV aus – darunter sogar die Hälfte aller SVP-Anhängerinnen und -Anhänger. Etwa die Hälfte der Befragten möchte Masken auch in Läden und bei Grossveranstaltungen in Innenräumen weiterhin tragen. Frauen sind etwas vorsichtiger als Männer – und die älteste Altersgruppe über 65 besonders besorgt.
Dennoch hat Covid-19 für eine sehr grosse Mehrheit seine Bedrohlichkeit verloren. 70 Prozent der Befragten halten eine schwere Erkrankung nach einer Ansteckung für sehr unwahrscheinlich, weitere 13 Prozent sogar für ausgeschlossen. Kaum Unterschiede zeigen sich zwischen Männern und Frauen oder zwischen Stadt, Agglomeration und Land. Bei den Jüngeren zwischen 18 und 34 fühlen sich fast 20 Prozent völlig sicher vor Corona, bei den Älteren über 65 sind es hingegen kaum 10 Prozent.
Ähnlich gelassen gehen die Menschen mit der Aussicht auf langfristige Folgen einer Covid-19-Infektion um. Ihr persönliches Risiko, unter dem sogenannten Long Covid zu leiden, halten 69 Prozent für gering oder eher gering. Allerdings halten auch 22 Prozent das Risiko für hoch oder eher hoch – wobei auch hier Frauen etwas besorgter sind als Männer.
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