Russlands Aussenminister in SüdafrikaLawrow wird am Kap mit offenen Armen empfangen
Der russische Aussenminister Sergei Lawrow reist ins «neutrale» Südafrika. Dort heisst es, Russland zum Rückzug aus der Ukraine aufzufordern, sei kindisch.
Der Gast aus Russland wurde mit einem Lächeln und doppeltem Händedruck empfangen und sofort in den «VIP-Raum» des südafrikanischen Aussenministeriums in Pretoria geführt. Es ist womöglich schon etwas länger her, dass Russlands Aussenminister Sergei Lawrow einen so freundlichen Empfang erfahren hat wie die Begrüssung durch seine südafrikanische Amtskollegin am Montag. «Ich bin stolz, dass wir exzellente diplomatische Beziehungen pflegen», sagte Naledi Pandor, was Lawrow natürlich genauso sah.
Er hat sich bereits auf seine zweite Afrikareise seit dem Angriff auf die Ukraine gemacht. Nach Südafrika soll es noch nach Eswatini (vormals Swasiland), Botswana und Angola gehen – alles Länder, die Russlands Angriffskrieg bisher nicht wirklich kritisiert haben. Damit es dabei bleibt, schaut Lawrow nun auf einen Freundschaftsbesuch vorbei.
Eine Haltung, die Lawrow freute
Die Position Südafrikas ist für ihn besonders erfreulich, da die Aussenministerin unmittelbar nach Kriegsbeginn die russische Invasion noch kritisiert und einen sofortigen «Rückzug» gefordert hatte. Den musste Pandor dann selbst antreten, weil die Kritik an Putin nicht im Sinne des ANC und von Präsident Cyril Ramaphosa war, der darauf Wert legt, dass sich sein Land «neutral» verhält. Schon allein aus historischer Verbundenheit, als Dank dafür, dass Moskau den ANC einst im Unabhängigkeitskampf unterstützte.
Mittlerweile fällt es aber immer schwerer, die Position Südafrikas als neutral zu bezeichnen. Auf die Frage, ob sie den russischen Besucher erneut aufgefordert habe, aus der Ukraine abzuziehen, sagte Pandor, dass die Situation heute eine völlig andere sei, vor allem, weil es seither einen «massiven Transfer von Waffen» gegeben habe. Russland zum Rückzug aufzufordern, sei daher zu «simplistisch und kindisch».
Eine Haltung, die Lawrow freute. Er nutzte die Bühne im Saal des Aussenministeriums für ausufernde Belehrungen, die mitgereiste russische Staatspresse durfte hin und wieder Stichworte geben. Manchmal kam auch die Kollegin Pandor zu Wort, viele ihrer Sätze hätten auch vom Gast selbst kommen können. Sie geisselte die «neokoloniale Weltordnung», kritisierte die «Deformation» der internationalen Medien, die Südafrika nur kritisieren würden, weil es sich um ein armes Entwicklungsland in Afrika handle.
«Es wird immer deutlicher, dass sich die südafrikanische Regierung offen auf die Seite Russlands stellt.»
Konkret ging es ihr um ein Militärmanöver, das im Februar mit Schiffen aus China und Russland vor der südafrikanischen Küste abgehalten werden soll. Das sei «völlig normal», sagte Pandor, vor allem bei Ländern, mit denen man so gute Beziehungen pflege wie mit Russland. Das schickt eines seiner modernsten Kriegsschiffe, die Fregatte Admiral Gorschkow; sie ist mit Zirkon-Raketen bewaffnet, die mit neunfacher Schallgeschwindigkeit fliegen können.
In Südafrika hat das geplante Manöver viel Kritik ausgelöst, in einer Umfrage sprachen sich drei Viertel der Befragten gegen Russlands Vorgehen in der Ukraine aus. «Es wird immer deutlicher, dass sich die südafrikanische Regierung offen auf die Seite Russlands stellt», sagte Darren Bergman, Abgeordneter von Südafrikas wichtigster Oppositionspartei Democratic Alliance (DA).
Keine moralische Bastion
Die Stiftung des verstorbenen Erzbischofs und Friedensnobelpreisträgers Desmond Tutu wurde noch deutlicher: «Das Manöver ist gleichbedeutend mit einer Erklärung, dass Südafrika dem Krieg auf der Seite Russlands beigetreten ist. (...) Die Entscheidung, aktiv die militärischen Interessen Russlands zu unterstützen, ist letztlich die Aufgabe des hart erarbeiteten Rufs Südafrikas, eine moralische Bastion der Menschenrechte zu sein.» Die Stiftung erinnerte an die Worte von Tutu, der einst gesagt habe: «Wenn man in ungerechten Situationen neutral ist, schlägt man sich auf die Seite des Unterdrückers.» Im Herbst will die südafrikanische Regierung Wladimir Putin einladen, zum Gipfeltreffen der Brics-Staaten, zu denen auch China und Russland gehören. Es wird wohl wieder ein Treffen guter Freunde.
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