Strenges Grenzregime wegen MutationenLässt Deutschland Schweizer bald gar nicht mehr einreisen?
Berlin verbietet neu den Grenzübertritt für Personen aus Ländern, in denen die Corona-Varianten stark verbreitet sind. Dieses Verbot könnte auch die Schweiz treffen.
Jeden Morgen kommen rund 35’000 Personen aus Deutschland über die Grenze nach Basel zur Arbeit, jede zehnte von ihnen arbeitet im Gesundheitswesen. Sie werden auch künftig in die Schweiz einreisen können – aber möglicherweise nicht mehr ohne Umstände zurück.
Die deutsche Regierung hat am Freitag Einreiseverbote für Personen aus Gebieten erlassen, in denen besonders ansteckende Virusmutationen stark verbreitet sind. Diese treffen derzeit Reisende aus Grossbritannien, Brasilien und Südafrika, zudem jene aus den EU-Staaten Irland und Portugal. Diese Liste dürfte sich bald verlängern – und auch die Schweiz könnte sich in absehbarer Zeit darauf finden.
Die Liste werde fortlaufend aktualisiert, sagte der Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums am Freitag in Berlin. In Betracht kämen Länder mit hohen Infektionszahlen und Gebiete, in denen Mutationen die dominierenden Virenvarianten seien. Was dominierend genau bedeutet, ist unklar. Der Sprecher sagte, er könne noch keinen genauen prozentualen Anteil nennen.
In der Schweiz bald schon dominant
In Berlin war in den letzten Tagen davon die Rede, dass Länder wie Dänemark, die Niederlande, Belgien oder Tschechien bald auf die Liste der sogenannten Virusvariantengebiete kommen könnten. All diese Länder weisen bereits einen Mutationenanteil von mindestens 10 Prozent an den positiven Proben auf. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch die Schweiz diese Schwelle überschreitet.
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Möglicherweise hat sie es bereits. Wie ETH-Professorin Tanja Stadler twitterte, schätzt ihr Team, dass die britische Mutation Ende vergangener Woche für 10 Prozent aller Neuerkrankungen verantwortlich war. Dieser Anteil wird rasch steigen. Bis am 1. März wird die britische Variante eine Häufigkeit von 82 Prozent erreichen, wie Epidemiologe Christian Althaus am Freitag twitterte. Dabei beruft er sich auf Erhebungen in Genf, die die Verbreitung dieses Mutanten nahezu in Echtzeit registrieren.
Aargau setzt auf Ausnahmebewilligung
Würde Deutschland die Schweiz zum Virusvariantengebiet erklären, hätten die Grenzkantone ein Problem; dann würde für deutsche Grenzgängerinnen und Grenzgänger wohl ein strenges Testregime in Kraft treten. «Wir hoffen, dass es nicht dazu kommt», sagt Marco Greiner, Regierungssprecher von Basel Stadt. Der Kanton müsse sich aber darauf einstellen und treffe entsprechende Vorkehrungen. Welche genau, sagt er nicht. Mehrere Departemente beschäftigen sich zurzeit aber damit, wie genügend Testkapazitäten bereitgestellt werden können und wie das Testen abgewickelt werden kann.
Auch der Kanton Aargau will möglichst verhindern, dass der Grenzverkehr eingeschränkt wird, wie der Sprecher des Volkswirtschaftsdepartements sagt. Falls dies nicht gelingt, will der Kanton alles daransetzen, für Grenzgänger Ausnahmen zu erwirken. Insbesondere für jene, die im Gesundheitswesen oder in einem Kernkraftwerk arbeiten.
Ein strenges Grenzregime macht allerdings nur so lange Sinn, wie die neuen Varianten in Deutschland deutlich weniger verbreitet sind. In der Schweiz wurden bis Freitag 1674 sogenannte besorgniserregende Varianten identifiziert, wie das BAG auf Anfrage sagt – am Dienstag waren es noch 1126. In Realität sind die Zahlen aber deutlich höher, da manche Kantone nur wenige oder gar keine Viren sequenzieren. In Deutschland sind gemäss Gesundheitsministerium bisher erst 150 Mutationsfälle identifiziert worden. Aber auch dort steigt die Zahl stark, und Deutschland untersucht relativ wenige Proben auf neue Varianten.
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