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Meinung

Kommentar zum Fleischverzicht
Laborfleisch bei Kerzenlicht

Bei wichtigen Festen darf in vielen Familien der saftige Braten nicht fehlen. 
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Das saftige Stück Fleisch – es ist mehr als Essen. Es ist Kultur, Tradition, Statussymbol. Zahllose Formen der Zubereitung reichen weit zurück in die Vergangenheit und bis auf die andere Seite des Globus. Exotische Gerichte aus den Traumferien speisen unsere Sehnsüchte, Rezepte der Grosseltern sind Teil unseres Wesens. Was könnte ehrlicher, unverfälschter sein als eine Olma-Bratwurst? Da denkt man an glücklich grunzende Schweine, an sanft muhende Kälber auf grünen Bergwiesen.

Das saftige Stück Fleisch – es bedroht aber auch unsere Existenz. Die industrielle Fleischproduktion verschlingt weltweit Millionen Hektaren Land, um Millionen Tonnen an Futtermitteln zu produzieren, deren Anbau den Einsatz von Millionen Tonnen Dünger und Pestiziden bedingt. Die Tiere leben oft zusammengepfercht unter quälenden Bedingungen, sie sterben in Fleischfabriken, die in vielen Ländern (zum Glück nicht in der Schweiz) für ihre unmenschlichen Arbeitsbedingungen berüchtigt sind. Und diese Industrie gehört zu den grössten Produzenten von Treibhausgasen.

«Ersatzfleisch ist Synthetik, vielleicht naturidentisch, aber nicht natürlich.»

Was wäre also logischer, als die Klimabelastung, die Tierquälerei, die Umweltvergiftung aufzugeben und unseren Hunger nach Fleisch durch sauber hergestellte Proteine aus hygienischen Fabriken zu stillen – wie es das Gottlieb-Duttweiler-Institut gerade vorgeschlagen hat? Gerade die Schweiz mit ihrer Pharmaindustrie von globaler Bedeutung könnte auch hier Weltspitze werden. Die Experten würden schon dafür sorgen, dass das Ersatzfleisch immer noch echt schmeckt.

Aber genau das ist das Problem. Es ist Ersatz, Synthetik, vielleicht naturidentisch, aber nicht natürlich. Niemand empfindet eine emotionale Bindung zu einer Retorte. Wer träumt schon von Laborfleisch bei Kerzenlicht? Eine fleischlose Schweiz bis 2050 – die Forderung ist nachvollziehbar. Aber auch dreissig Jahre werden wohl nicht reichen, um die Menschen davon zu überzeugen.