Folgen der Energiekrise am ZürichseeKostenexplosion bringt Bäckereien in Nöte
Wegen der starken Preiserhöhungen bei Strom und Rohstoffen geraten viele Bäckereien unter Druck – insbesondere jene in Horgen. Auch die Konsumenten sind betroffen.
Die Energiekrise trifft Horgen mit voller Wucht. Ab Januar kostet der Strom in der Gemeinde pro Kilowattstunde 34,6 Rappen. Das ist doppelt so viel wie heute. Im Kanton Zürich zahlt man 2023 nur in der Gemeinde Glattfelden noch mehr (39,1 Rappen). Diese massiven Preiserhöhungen werden nicht nur die Privathaushalte zu spüren bekommen, sondern auch viele Unternehmen.
Besonders betroffen sind in Horgen die Bäckereien. Denn sie benutzen überwiegend Elektroöfen – und diese wiederum benötigen enorm viel Strom. Die Bäcker in Horgen rechnen deshalb im kommenden Jahr – je nach Betriebsgrösse – mit Mehrkosten von mehreren Tausend bis mehreren Zehntausend Franken.
Immer neue Preiserhöhungen
Aber nicht nur die explodierenden Energiepreise bereiten den Backbetrieben am Zürichsee Kopfzerbrechen. Auch andere Preisentwicklungen verschärfen die Situation in der Branche zusehends.
«Unsere laufenden Kosten erhöhen sich stetig», sagt Bäcker Simon Vetterli, der in Horgen zwei und in Oberrieden eine Bäckereifiliale betreibt. «In fast jeder Woche meldet uns ein Lieferant oder ein Dienstleister wieder eine neue Preiserhöhung.» Einmal seien es höhere Preise bei der Hefe oder bei den Eiern, ein anderes Mal seien es deutlich höhere Rechnungen einer Reinigungsfirma oder einer Entsorgungsfirma.
«Daneben gab es in diesem Jahr aber auch happige Aufschläge beim Mehl oder bei den Verpackungen», sagt Vetterli. «Das alles läppert sich zu einer immer grösser werdenden Summe zusammen.»
«Lage ist existenzbedrohend»
Diese Kostenspirale bringt die Bäckereien zunehmend unter Druck. Bäcker Erich Schnyder von der gleichnamigen Bäckerei in Horgen sagt es klipp und klar: «Die aktuelle Lage ist existenzbedrohend.» Seine Ehefrau Katharina pflichtet ihm bei: «Die Situation ist für uns Bäckereien wirklich gefährlich.» Sie versuchten zwar das Beste aus der Situation zu machen. Aber sie fühlten sich schon seit geraumer Zeit «wie in einem immer schneller werdenden Hamsterrad», meint Katharina Schnyder.
Das könne man mittlerweile nicht mehr alles selbst stemmen, sagt ihr Ehemann. «Wenn wir nicht einen Teil der Kosten weitergeben, dann machen wir Konkurs.» Zwischenzeitlich habe man die Preise bereits etwas angehoben, sagt Erich Schnyder. Doch die Preiserhöhung sei immer noch moderat. «Ein Pfünderli kostet bei uns jetzt 10 Rappen mehr, und eine Wähe hat sich um 30 Rappen verteuert.»
Auch die Bäckerei Vetterli hat die Brotpreise mittlerweile erhöht. «Der Zuschlag liegt aber immer noch im einstelligen Prozentbereich», sagt Simon Vetterli. Und: «Wir sind froh, dass die Preiserhöhung von unserer Kundschaft gut akzeptiert wird.» Die Leute hätten durchaus Verständnis für ihre Situation, sagt Vetterli. Die meisten seien aufgrund der Energiekrise bereits entsprechend sensibilisiert.
Ganz ähnlich klingt es auch bei der Bäckerei Schnyder. «Wir haben nach einer Preiserhöhung noch nie so wenig Rückmeldungen erhalten wie jetzt», sagt Katharina Schnyder. «Die Leute begreifen offenbar gut, wie schwierig unsere Lage ist.»
Bäcker stehen unter Zugzwang
Aufgrund der hohen Strompreise haben sich die finanziellen Probleme bei den Bäckereien in Horgen zwar ganz besonders akzentuiert. Aber letztlich stehe die ganze Branche unter Druck, sagt Peter Lyner, Präsident des Zürcher Bäckerei- und Confiseur-Verbandes.
Er bestätigt, dass die aktuelle Kostenexplosion für die einzelnen Bäckereien existenzgefährdend sei. «Denn die happigen Mehrkosten fressen die Gewinne auf.» Die Bäcker stünden darum unter Zugzwang. «Wir sehen uns gezwungen, einen Teil der Kosten auf die Kundinnen und Kunden zu überwälzen», sagt Lyner. «Die Brotpreise werden deshalb bis Anfang Januar im Schnitt um etwa 9 bis 11 Prozent steigen.»
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