Kontrollierte Cannabis-AbgabeJetzt wird auch im Kanton Zürich für die Forschung gekifft
7500 Personen in 34 Zürcher Gemeinden sollen ab Mai im Rahmen einer Studie geregelt Cannabis kaufen und konsumieren können. Es ist eine Ergänzung zur bereits laufenden Forschung in der Stadt Zürich.
In der Stadt Zürich und in weiteren Schweizer Städten wird bereits seit einem Jahr geforscht. Nun lanciert der in Zürich ansässige Verein Swiss Cannabis Research ein weiteres Projekt zur Regulierung des Konsums von Cannabis für den gesamten Kanton Zürich.
Der Verein stellte seinen Versuch am Montag an einer Medienkonferenz vor. Die Untersuchungen werden in Zusammenarbeit mit einem unabhängigen Forschungsteam der Universität Zürich und der Konjunkturforschungsstelle KOF/ETH durchgeführt.
Rund 7500 Probandinnen und Probanden sollen daran teilnehmen. Damit sei es die schweizweit grösste Cannabis-Studie, so die Studienverantwortlichen. Folgeprojekte in Bern und St. Gallen seien bereits in Planung.
Bezug in Swiss-Cannabis-Centern und Apotheken
5000 Probandinnen und Probanden werden die Produkte während fünf Jahren in eigens eröffneten Cannabis-Praxen – den Swiss-Cannabis-Centern – und Apotheken legal kaufen können. Zum Vergleich erhält eine Kontrollgruppe aus 2500 Personen während der Studiendauer keinen legalen Zugang zu Cannabis. Die Zuteilung in die verschiedenen Gruppen erfolgt zufällig.
Interessierte können sich ab sofort für eine Teilnahme bewerben. Berechtigt sich grundsätzlich alle, die in einer der 34 partizipierenden Zürcher Gemeinden leben. Sie müssen jedoch bereits Cannabis konsumieren und volljährig sein. Auch Schwangere und Stillende sind nicht zugelassen. Auf der Warteliste des Vereins befinden sich derzeit 3000 Personen.
Verkauf startet Anfang Mai
Der Verkaufsstart des Studien-Cannabis ist auf den 2. Mai 2024 geplant und soll gestaffelt erfolgen. Gemäss Vorgaben des Bundes dürfen auch bei dieser Studie die Teilnehmenden nur im Privaten kiffen und nicht in öffentlich zugänglichen Räumen. Anders als in der bereits laufenden Studie «Züri Can» wird es keine Social Clubs geben.
Der Zürcher Stadtrat hat sein Einverständnis für die Verkaufsstelle an der Konradstrasse 1 beim Hauptbahnhof Zürich bereits erteilt. Auch in Winterthur und Schlieren wird es laut Paul-Lukas Good, Gründer und Präsident des Vereins Swiss Cannabis Research, spezialisierte Verkaufsstandorte geben.
Hinzu kommen fünf Apotheken in Adliswil, Horgen, Uster, Wädenswil und Zürich, in denen ebenfalls Studien-Cannabis bezogen werden kann.
THC-Gehalt zwischen 5 und 20 Prozent
Die Abläufe und die Teilnehmenden werden während der gesamten Dauer der Studie durch Experten und Wissenschaftler begleitet.
«Wir haben beim Studien-Cannabis einen Sortenkatalog mit unterschiedlichem THC-Gehalt entwickelt», sagt Good. Die Höchstgrenze von 20 Prozent THC werde dabei eingehalten, der tiefste Gehalt liege bei 5 Prozent.
Damit wolle man den Bedürfnissen der Konsumierenden entsprechen, die ja im übertragenen Sinne «nicht immer einen Schnaps trinken wollen, sondern auch mal ein Bier», sagt Good.
Erste Resultate nach ein bis zwei Jahren
Der Fokus der Studie liege auf den ökonomischen und sozialen Folgen der Cannabis-Legalisierung, sagt Good weiter. Es gehe nicht darum, möglichst viel Cannabis zu verkaufen. Das Konzept solle die Teilnehmenden vielmehr darin unterstützen, massvoll und möglichst ohne Tabak zu konsumieren.
Finanziert wird das Projekt gemäss Good durch Spenden. Das Forschungsbudget beträgt rund 1,5 Millionen Franken. Good rechnet damit, dass aussagekräftige Daten frühestens nach ein bis zwei Jahren und abschliessend nach vier Jahren vorliegen werden. Ziel sei es, wissenschaftliche Grundlagen für den politischen Entscheidungsprozess zur Cannabis-Legalisierung zu schaffen.
Eine Ergänzung zur Cannabis-Studie in der Stadt
Laut Barbara Burri, Projektleiterin der Stadtzürcher Cannabis-Studie «Züri Can», ist die nun lancierte Studie des Vereins Swiss Cannabis Research als Ergänzung zu «Züri Can» zu verstehen, weil sie andere Bereiche untersucht. «Sie ist eher wirtschaftlich orientiert. Wir setzen den Fokus auf die Gesundheit und soziale Aspekte», sagt Burri.
Auf nationaler Ebene entwickelt eine Subkommission des Nationalrats derzeit einen Gesetzentwurf. Unter anderen wurden in diesem Prozess auch die Zürcher Sicherheitsdirektion sowie die Hanfproduzenten angehört.
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